Chapter 7 / Theo

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Das Licht brach funkelnd durch die Kristalle des Kronleuchters als ich eintrat. Der Mamorboden glänzte in voller Pracht, so als hätte ihn jemand den ganzen Tag zur Perfektion geschrubbt. Den Saal zierten mehrere runde Tische, die mit schneeweißen Decken, poliertem Geschirr und unfassbar teuren Blumengestecken bestückt waren. Sanfter Jazz spielte im Hintergrund und erfüllte den Raum mit einer gewissen Extravaganz.

Ich zupfte das Hemd unter den Ärmeln meines Jackets zurecht und bereitete mich innerlich auf den Abend vor. Dabei tastete meine Hand nach dem Stück Papier in meiner Innentasche. Es war immer noch da. Mittlerweile fühlte es sich an wie ein Stein, der immer schwerer wurde. Ich wollte es einfach nur noch hinter mich bringen. Kein Wort auf diesem Zettel stammte von mir und egal wie in und auswendig ich die Zeilen darauf kannte, ich würde keine einzige so meinen, wenn ich sie vortrug.

Ein Kellner mit einem Tablett voller Champagnerflöten trat an mich heran und bot mir ein Glas an. Ich nickte dankend und nahm eines. Zwar würde eines nicht im geringsten ausreichen um diese Veranstaltung erträglich zu machen, doch musste ich einen klaren Kopf bewahren und durfte mich nicht gehen lassen.

„Haben wir bereits angefangen uns zu betrinken?" Fragte Richard spöttisch als er mich begrüßte. Er trug einen schwarzen Anorak mit roter Fliege. Sein blondes Haar war streng zurück gekämmt. Manchmal verblüffte es mich wie ähnlich er unserem Vater war, innerlich und äußerlich.

„Dir auch einen Guten Abend, Rich." Antwortete ich in dem Bewusstsein, dass er diesen Spitznamen hasste.

„Naja, ob der so gut wird. Immerhin sollte ich diese Rede halten. Nicht so jemand wie du." Er machte kein Geheimnis daraus, dass er sich für den besseren Kandidaten hielt, um das Familienunternehmen zu übernehmen. Doch unser Vater war viel zu konservativ um jemals seinen unehelichen Sohn zum Erben zu machen.

Bevor er zur nächsten Beleidigung ausholte stieß Sutton dazu. Ein leichtest Lächeln umspielte ihre rosafarbenen Lippen. Die hellen Locken vielen ihr sanft über den Rücken, während ihr blaues bodenlanges Seidenkleid beinahe den Boden berührte. Classy as always. Nichts was man über Richard sagen könnte.

„Du siehst wie immer bezaubernd aus Schwesterchen." Begrüßte ich sie.

„Hebt dir deinen Charm lieber für die Bühne auf." Antwortete sie. „Die meisten von diesen aufgeblasenen weißen Arschlöchern haben einen ziemlichen Stock im Arsch." Flüsterte sie mir hinter vorgehaltener Hand zu, sodass Richard es nicht hörte.

„Ich hab alles im Griff. Kein Grund zur Panik." Sagte ich zuversichtlich, auch wenn es meine innere Stimmung nicht wirklich widerspiegelte. Ich wollte meinem Stiefbruder bloß keine weitere Angriffsfläche bieten.

„Das hoffe ich für dich mein Sohn. Du darfst als erster unseren erfolgreichen Börsengang verkünden. Das ist eine große Ehre und ich hoffe du nimmst das sehr ernst, Theodore." Hörte ich meinen Vater scharf hinter mir sagen. Sofort drehten wir uns zu ihm. Seine große Gestalt blickte eiskalt auf uns hinab. Gänsehaut breitete sich über meinen Körper aus, doch wie sehr mich seine Präsenz beeinflusste würde ich ihm nicht zeigen.

„Natürlich Vater." Antwortete ich bestimmt mit geraden Schultern und erhobenen Kinn.

„Halbe Stunde. Dann will ich dich da oben sehen. Verstanden?" Wieder eher ein Befehl als eine Frage. Seine fast schwarzen Augen musterten mich eindringlich, so als wolle er unbedingt einen Fehler an mir finden. Doch noch bevor ich antworten konnte war er wieder verschwunden.

„Ist euch auch so kalt?" Fragte Sutton rhetorisch als er mit schnellen Schritten wieder zu den anderen Gästen ging.

„Okay Loser. Ich will nicht zu lange mit euch gesehen werde." Äußerte sich Rich plötzlich wieder. Ich hatte bemerkt wie still er in der Gegenwart von unserem Vater gewesen war. Es war erbärmlich wie sehr er seine Liebe und Aufmerksamkeit wollte. Wer wusste schon, ob dieser Mann irgendetwas außer Macht lieben konnte.

„Endlich ist er weg." Sagte Sutton erleichtert und schlang ihren Arm unter meinen, um mich dann in Richtung Bar zu führen. „Erzähl schon. Wie geht es dir, Teddy? Wir hatten ja noch nicht viel Zeit zu reden seit du wieder hier bist."

„Uni ist alles bestens. Wie immer alle Klausuren mit Bestnoten bestanden..." Begann ich, wurde jedoch von ihr mit rollenden Augen unterbrochen.

„Du weißt was ich wissen will, also hör auf um den heißen Brei zu reden."

„Was? Da ist nichts zu erzählen." Sagte ich nur.

„Wirklich gar nichts? Es muss doch einen netten Typen geben? Nichtmal einen One-Night-Stand? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du obwohl du soweit von zuhause weg bist, nicht die Gelegenheit nutzt dich auszuleben?" Ich hasste es wie recht sie hatte und ließ einen schweren Seufzer raus.

„Es ist ja nicht so, dass ich nicht will, aber es ist einfach nicht so leicht für mich. Außerdem, seit wann bin ich bitte der One-Night-Stand-Typ?" Fragte ich sarkastisch.

„Bitte? Die Boys müssen doch bei dir Schlange stehen. Du willst dich doch nur raus reden, weil du Angst hast." Und wieder traf sie Mitten ins Schwarze.

„Wann ist meine kleine Schwester so weise und intuitiv geworden?" Fragte ich sie mit hochgezogener Braue.

Gerade als ich sie nach ihrem Wohlergehen fragen wollte fiel der ganze Raum ins Stille. Eine junge Frau erschien im Eingang des Saals. Ich musterte sie von oben bis unten. Ihr schwarzes Haar war zu einem eleganten Bob frisiert, funkelnde Diamanten zierten ihre Ohren und ihren Hals. Sie trug ein smaragdgrünes Kleid ohne Träger, welches ihre bronzene Haut glänzen lies und ihre Kurven an den richtigen Stellen betonte. Umwerfend beschrieb es ganz passend.

Als sie durch die Menschenansammlung stolzierte machten die Leute ihr Platz und bestaunten ihre Eleganz. Sie kam direkt auf uns zu. Die roten Lippen gespitzt als sie mir erst auf der rechten und dann auf der linken Wange ein Küsschen gab. Dann tat sie dasselbe bei Sutton.

„Ganz schön viel los hier. Ich bin leider ein wenig zu spät, hoffe ich habe noch nicht allzu viel verpasst." Begrüßte sie uns entschuldigend. Immer noch waren jegliche Augen auf sie gerichtet.

„Ich wusste garnicht, dass du eingeladen warst, Emilia." Äußerte ich ganz unschuldig.

„Dein Vater hat mich gebeten zu kommen. Außerdem lasse ich es mir doch nicht entgehen, wenn mein Freund seinen großen Abend hat." Gab sie zu und streichelte mir über meinen Arm, um schließlich ihre Finger mit meinen zu verschränken.

Ich bemerkte, dass die Menschen um uns herum sich endlich wieder ihren eigenen Gesprächen widmeten und ließ meine Hand aus ihrer gleiten. Emilia musste es ebenfalls bemerkt haben und entfernte sich einen Schritt von mir.

„Nette Show, T. Lass uns das doch am Wochenende fortführen. In der Nähe findet ein Polo Match statt. Eine menge Celebs, Upper-Class People und natürlich Paparazzi werden da sein. Bist du dabei? Könnte sogar Spaß machen." Schlug sie vor und holte ihr Smartphone hervor.

„Warum nicht." Antworte ich in dem Bewusstsein, dass es meinem Vater sehr gefallen würde, wenn Emilia und ich als Vorzeigepaar in den Schlagzeilen auftauchen würden.

„Wunderbar." Erwiderte sie und tippte energisch auf ihr Display.

„Ladies und Gentleman..." Erklang es von den Lautsprechern. Es war Zeit meinen Part zu erfüllen.

Hopeless Hearts (menxmen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt