Die Sommersonne schien bereits durch die Gardinen als ich wach wurde.Leise hatte es an meiner Tür gerüttelt. Doch als ich die Augen öffnete sah ich nur noch einen braunen Lockenkopf in einem zu kurzen Rock aus meinem Zimmer schleichen. Letzte Nacht hatte ich Gina... nein... Tina... Ach... Naja... Jedenfalls hatte ich sie auf einer Party getroffen. Wir hatten etwas getrunken, getanzt und heftig geflirtet. Ich hatte eigentlich nur einen ausgelassenen Abend mit ein paar Kommilitonen haben wollen. Gestern morgen hatten wir unsere letzte Prüfung für dieses Semester geschrieben und niemand von uns wollte auch nur noch einmal in ein Gesetzbuch gucken bevor der Sommer vorbei war. Ich für meinen Teil liebte die Arbeit mit dem Gesetz, liebte es sie in Argumente zu verwandeln, liebte es sie zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich liebte es recht zu haben.
Doch konsumierte das Studium und meine Leidenschaft für das Feld nicht mein gesamtes Leben.
Zum ersten Mal konnte ich machen was ich wollte. Seit ich auf der Uni war fühlte ich mich freier denn je. So auch gestern. Wir hatten bis tief in die Nacht gefeiert bis diese Frau mich von der anderen Seite des Raumes anlächelte. Ich erinnerte mich nicht mehr an das was sie sagte, nur dass sie sich immer wieder auf die untere Lippe biss und scharmlos auf meine blickte. Nach ungefähr ein dutzend Shots hatte sie mir etwas ins Ohr geflüstert und ehe ich mich versah hatte sie mir mein Shirt ausgezogen und lag splitternackt in meinem Bett. Natürlich stand die Ordnungspolizei in Gestalt meines verklemmten und wahrscheinlich sexuell frustrierten Zimmernachbarn Theo nicht viel später vor der Tür und beschwerte sich. Erst neulich hatte ich ihm ein paar Ohrstöpsel mit Schleife drum vor die Tür gelegt. Also, wenn das nicht rücksichtsvoll war, dann wusste ich auch nicht weiter. Der Typ brauchte dringend eine Operation, damit jemand den Stock aus seinem Arsch entfernte. Oder jemanden zum Vögeln.Als ich mich nun in meinem Bett streckte und die Nacht Revue passieren ließ, floss mir erneut Dopamin durch den Körper. Mein Zimmer roch nach Sex und einer von Alkohol durchzechten Nacht. Das süßliche Perfum der heißen Brünetten war noch immer frisch in meinen Laken zu riechen. Im großen und ganzen war ich ziemlich happy.
Später am Nachmittag fand ich mich in der Waschküche wieder. Drei Wochen nicht waschen machte sich nun bemerkbar und ich wollte es gerne vermeiden statt Boxershorts meine Schwimmshorts zu tragen. Doch hatte ich es vorher nicht geschafft. Neben dem Lernen für die Prüfungen, Hausarbeiten und noch irgendwie Bewerbungen für ein Sommerpraktikum schreiben, hatte ich keine Zeit für Dinge wie Wäsche waschen oder generell ein Sozialleben gehabt.
So wie ich Mr. Elite, Theodore einschätze hatte er wahrscheinlich seine private Putzfrau von Zuhause mitgebracht und musste sich um sowas keine Gedanken machen. Auch fragte ich mich wieso der Typ überhaupt für seine Klausuren lernte. Papi bezahlte doch ohnehin schon alles. Da wäre ein Studienabschluss doch sicherlich ohne weiteres drin. Oh, nein Entschuldigung, ich meinte natürlich, dass der liebe Herr Vater doch gerne eine gemeinnützige Summe für einen neuen Universitätsflügel spenden würde.
Wenn man vom Teufel sprach. Gerade faltete ich meine Sachen, die ich kurz zuvor aus dem Trockner genommen hatte, da kam der Golden Boy zur Tür herein. In meiner Vorstellung sahen reiche Schnösel mit einem Millionenerbe genau so aus wie Theo. Das kurze blonde Haar perfekt gestylt, das auch ja kein Haar aus der Reihe tanzte. Mit seinem Dreitagebart und den scharfen Kanten im Gesicht hätte er auch ein Calvin Klein Model sein können. Die Arroganz hätte er definitiv dafür.
Suchend blickte Theo durch den Raum bis ihm auffiel, dass nur noch die Waschmaschine direkt neben mir frei war. Sofort verzog er das Gesicht und seine Mundwinkel knallten auf den Boden. Wie wunderbar.
"Guten Morgen, werter Herr Nachbar. Haben Sie gut geschlafen?" Fragte ich ihn als er seinen vollen Wäschekorb vor die Maschine stellte.
Kurz öffnete er den Mund, um etwas zusagen. Schloss ihn aber doch wieder und schien entschlossen mich zu ignorieren. Auf dieses Spielchen freute ich mich schon sehr.
"Ich habe geschlafen wie ein Baby. Es geht doch nichts über langes Ausschlafen nach einer Party." Grinste ich ihn an und faltete dann das T-Shirt in meiner Hand.
Währenddessen stopfte Theo seine Sachen in die Maschine. Ich hätte schwören können, dass sein Kopf vor zwei Minuten noch nicht so rot angelaufen war.
"Goooott sei dank ist die Prüfungsphase ja jetzt vorbei. Noch eine Klausur und ich hätte mich einweisen lassen müssen." Sagte ich und zog das 'Gott' dabei so in die Länge, dass es sich beinahe so anhörte wie ein Stöhnen.
Mit nun feuerrotem Kopf fuhr Theo zu mir herum."Erstens: Es ist drei Uhr Nachmittags und wohl kaum Morgens. Zweitens: Du weißt ganz genau, dass ich kaum ein Auge zugemacht habe und Drittens... Wie sehr möchtest du eigentlich, dass ich dich schlage?" Fauchte er mich an.
"Lass es einfach sein okay. Ich hätte wegen dir fast meine Klausur verpasst, weil ich in der Bib eingeschlafen bin." Als er das sagte bekam ich schon beinahe Mitleid.
"Naja, wenns nicht klappt hilft dein Vater bestimmt gerne mit einer Finanzspritze nach." Bestimmt musste er noch nie in seinem Leben um etwas kämpfen.
"Verpiss dich einfach."
Entschuldigend nahm ich die Hände hoch. Man sollte wissen wann man mit dem Provozieren aufhörte, bevor man doch noch ein blaues Auge hatte. Die Ladies und Nick aus meinem Steuerrechtkurs würden sicher drauf stehen, aber meiner Mutter wollte ich das bei unserem wöchentlichen Skypetelefonat nur ungern erklären.
So packte ich meine gefalteten Klamotten in meinen Beutel und verließ die Waschküche.
Das hieß dann wohl 1:0 für mich.
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Hopeless Hearts (menxmen)
Romansa*Story ist noch in Bearbeitung, 03.01.2024* Theo hat alles was er sich nur wünschen kann. Er kommt aus einer reichen Familie, ist bei allen beliebt, geht auf eine der besten Universitäten des Landes und muss sich um nichts Sorgen machen. Das aber ni...