1. Kapitel

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Erschrocken fuhr Feuerglanz aus dem Schlaf. Schon wieder! Warum träume ich das immer wieder? Schon zum vierten Mal träumte sie von einem goldenen Kater, der gegen diesen dunkel getigerten Kater kämpfte. Der Kater mit dem dunkleren Pelz flog dann über die Klippe. Auch eine kleine silberne Kätzin war dabei.
Warum träume ich das? Das geht mich nichts an! Verärgert stand sie auf und verließ den provisorischen Bau, indem die Krieger aller Clans schliefen. Draußen war es noch dunkel, doch am Horizont sah sie schon den ersten Streifen Licht der aufgehenden Sonne. Traurig dachte Feuerglanz daran, dass sie jetzt eigentlich mit ihrer Schülerin, Kleepfote, trainieren sollte. Doch das ging schlecht, da sie sich am Rand des Zweibeiner Ortes befanden. Seit dem Brand, der alle Territorien der Clans zerstört hatte, war ein Viertel Mond vergangen. In dieser Zeit war Graspfote, der Heilerschüler ihres Clans an einer Vergiftung gestorben, außerdem hatten sich Wasserpfote und Frostjunges aus dem BergClan zum SternenClan gesellt, genauso wie Blaujunges aus dem MeerClan. Ihre Stimmung verschlechterte sich noch weiter und sie beschloss Horizontgeist und Blitzflucht, ihre Brüder, zu wecken. Also schlich sie zurück in den Bau und wartet erst einen Moment um ihre Augen wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie erkannte die beiden schnell und schlängelte sich zu Blitzflucht, der zusammen mit seiner Gefährtin Flussblick in einem Nest schlief. Angeekelt beobachtete Feuerglanz sie und stupste den Kater schließlich mit der Pfote in den Rücken. Verschlafen hob er den Kopf und Feuerglanz flüsterte ihm ins Ohr:
„Kommst du mit jagen?" Der Kater schien zu überlegen und entschied sich, zu Feuerglanz' Enttäuschung, dagegen. Wütend und verletzt blitzten Feuerglanz' eisblaue Augen. Sie stolzierte hinüber zu Horizontgeist. Sein rostroter Pelz war ein einziges Knäuel und Feuerglanz hatte Schwierigkeiten auszumachen wo sein Kopf war. Unsanft stieß sie ihn an und er hob den Kopf, so als ob er darauf gewartet hätte.
„Kommst du mit jagen?", fragte Feuerglanz ihn. Horizontgeist nickte und rappelte sich auf die Pfoten. Gemeinsam verließen sie den Bau und machten sich auf den Weg. Schnell hatten sie eine offene Fläche in der Nähe des Zweibeinerortes erreicht und ihre Pfoten berührten hartes Gras. Feuerglanz schnupperte und roch nichts außer Zweibeiner und...?
Was ist das? Auch Horizontgeist hatte es gewittert und drehte sich fragend zu seiner Schwester. Diese sah ihn genauso verwirrt an. Plötzlich knurrte etwas hinter ihnen und sie wirbelten auf den Hinterpfoten herum. Vor den Katzen stand ein graues Tier, dass etwa so groß wie eine Katze war. Um den Augen hatten sie einen großen schwarzen Fleck, der wie eine Maske aussah. Unter und über diesem Fleck war es weiß. Der Schweif war gestreift. Fauchend fuhr Feuerglanz die Krallen aus und ihr Bruder tat es ihr gleich. Mit einem grässlichen Schrei sprang der Angreifer vor und holte zum ersten Schlag gegen Feuerglanz aus. Gerade noch rechtzeitig duckte sie sich und sah aus dem Augenwinkel weitere merkwürdige Tiere aus den Gassen des Zweibeiner Ortes strömen.
Es sind zu viele! Verzweifelt bearbeitete Feuerglanz den Bauch des grauen Tieres. Sie hörte wie Horizontgeist fauchte und vor Schmerz kurz aufheulte. Der Gegner wirbelte herum und zerkratze Feuerglanz den Rücken und zerfetze ihre Ohrenspitze. Blut rann aus der Wunde und sie brannte.
„Horizontgeist! Es sind zu viele!", schrie sie in die Richtung, in der sie den rostroten Kater vermutete. Er antwortete nicht. Suchend wanderte ihr Blick über die grauen Gestalten. Es mussten mindestens vier sein, wenn nicht sogar mehr. Den Moment in dem sie abgelenkt war, griff das katzenartige Tier ein weiteres Mal an. Es erwischte Feuerglanz an der Flanke und hinterließ tiefe, blutige Streifen. Sie beachtete sie jedoch nicht und rannte mitten in die drei übrigen Tiere hinein. In der Mitte lag Horizontgeist am Boden und versuchte mit schwachen Schlägen seine Gegner abzuwehren. Blut strömte aus einer Wunde an seiner Kehle und seine beiden Ohren waren eingerissen. Feuerglanz drängte sich zu ihm durch und kassierte einen Biss an der linken Schulter ein. Der Schmerz kam jedoch nicht, so fokussiert war sie darauf zu Horizontgeist zu gelangen. Endlich war sie bei ihm. Doch es war schon zu spät. Seine Muskeln waren erschlafft und der Kater hatte die Augen geschlossen. Ein letztes Mal zuckte eine Pfote, dann lag er still.
„Nein! Horizontgeist! Bleib bei mir. Du darfst nicht sterben!"
Es ist zu spät." Eine Stimme schnurrte ihr ins Ohr. Verwirrt sah sich die rote Kätzin um, konnte jedoch niemanden erkennen. Die Gegner hatten sie umzingelt und warteten auf eine falsche Bewegung von Feuerglanz um anzugreifen. Dazu kam es nicht, denn in diesem Moment in dem sich Feuerglanz erheben wollte, rief eine Stimme:
„Da sind sie!" Hinter einem Zweibeiner Gegenstand sprangen vier Katzen hervor und griffen die Tiere an. Mittendrin stand Feuerglanz und beobachtete die Katzen, die sich geschickt unter den Krallenhieben hinwegduckten, nur um gleich wieder auf zu stehen und anzugreifen. Bald schon floh der erste graue Gegner. Kurz darauf folgten die anderen. Eine Kätzin mit hellgrauem Fell trat zu Feuerglanz und schnupperte.
„Ah, du bist eine dieser Clan- Katzen", stellte sie fest,
„Ich bin Leaf. Wie heißt du?"
„Feuerglanz", murmelte die rote Kätzin und kauerte sich zu ihrem toten Bruder. Die fremde Kätzin nickte zu Horizontgeist und fragte sanft:
„Waren das die Waschbären?"
„Wenn du diese grauen Tiere meinst, dann ja. Sie haben Horizontgeist getötet." Respektvoll senkte Leaf ihren eleganten Kopf. Feuerglanz bemerkte nicht, dass Leafs Augen neugierig glitzerten.
„Können wir dir irgendwie helfen?", wollte sie wissen. Feuerglanz stupste Horizontgeist an und miaute leise:
„Ihr könnt mir helfen ihn zu den Clans zurück zu bringen."
„Natürlich", meldete sich eine cremefarbene Kätzin zu Wort und duckte sich, gleichzeitig winkte sie einem grauen Kater zu sich. „Komm, Spiky!" Der Kater gehorchte und kauerte sich neben dem Leichnam auf den Boden. Feuerglanz packte Horizontgeist vorsichtig am Nackenfell und zog ihn auf die beiden Katzen. Sie machten sich langsam auf den Weg zurück zu dem Zweibeinerort. Traurig tappte Feuerglanz hinter den vier Katzen her. Sie bemerkte nicht wo sie war und schon gar nicht wohin sie gingen.

WarriorCats - Schatten der Vergangenheit // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt