9. Kapitel

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Ein Jaulen ertönte und riss Feuerglanz aus dem Schlaf. Es war mitten in der Nacht. Kein Stern schien am Himmel und Wolken verdeckten den Mond. Ihre Reisegefährten drängten nach draußen und rissen Feuerglanz mit. Auf der Lichtung wimmelte es von Katzen. Feuerglanz erkannte sofort ihrem Geruch. Der Stamm der feurigen Krallen! Mit schreckgeweiteten Augen sah Feuerglanz die Katzen im Kampfgetümmel verschwinden. Schrei und lautes Fauchen erklangen. Eine hellbraune Kätzin sprang Feuerglanz an und zerkratze ihr linkes Ohr. Mit einem Satz wich Feuerglanz zur Seite aus und verpasste der Kätzin eine Lange Wunde an der Flanke. Diese knurrte und sprang Feuerglanz auf den Rücken. Die Kätzin zwang Feuerglanz zu Boden. Der Kriegerin wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Sie ließ ihre Muskeln erschlaffen. Ihre Angreiferin wirkte erstaunt und lockerte ihren Griff ein wenig. In diesem Moment sprang Feuerglanz auf und stieß den Kopf zurück. Die braune Stammes-Katze flog in hohem Bogen davon und landete auf einem schwarzen Kater, der Flügelblatt gerade auf den Rücken springen wollte. Feuerglanz wandte sich ab und suchte mit den Augen den Kampfplatz ab. „Hilf mir, Feuerglanz! Links hinter dir!", erklang da plötzlich die Stimme in ihrem Kopf. Auf den Hinterbeinen wirbelte die Kätzin herum und entdeckte den golden- getigerten Kater. Er wurde von dem braunen Anführer der Stammes-Katzen niedergedrückt. Sein linkes Ohr war zerkratzt. Mit drei schnellen Sprüngen war Feuerglanz bei ihnen und stieß den braunen Kater von ihrem Retter weg. „Danke!", sagte er in Feuerglanz Kopf. „Gern geschehen", gab Feuerglanz zurück und sah ihn an, während er auch schon davon stürmte um einer Clan- Katze zu helfen. Er kämpft auf unserer Seite! Erstaunt sah sie ihm nach. Hinter ihr duckte sich der braune Kater zum Sprung. „Achtung, hinter dir!", schrie er in ihrem Kopf und gerade rechtszeitig drehte sie sich um. Sie sprang blitzschnell zu Seite. Doch die Krallen des Katers erwischten sie dennoch am Hinterlauf. Sie jaulte vor Schmerz leise auf und fauchte dem Kater ins Gesicht, bevor sie sich in seinem Ohr verbiss. Der Kater schrie und versenkte seine Krallen nur noch tiefer in Feuerglanz' Bein. Mit einem Ruck riss die Kätzin sich von ihm los. Blut floss aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Trotzdem schaffte Feuerglanz es auf den Rücken des Anführers zu springen und Büschelweise Fell auszureißen. Anschließend fuhr sie ihm mit den Krallen über die Ohren, während der Kater sich unter ihr aufbäumte und versuchte sie abzuschütteln. Mit einem Satz sprang sie von ihm und tauchte unter seinen Beinen hindurch. Mit den Hinterbeinen kratze sie ihm den Bauch auf und verbiss sie dann in seinem Vorderbein. Der Kater fauchte und riss sich los. Sein Schweif wehte hinter ihm her, als er in der Menge verschwand. Zufrieden blickte Feuerglanz ihm nach. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an Flamme. „Wo bist du?", fragte sie ihn in Gedanken. Wie von selbst drehte sie sich nach links und gleich darauf entdeckte sie ihn, wie er mit einer großen schwarzen Kätzin kämpfte. Aus seinem Hinterbein floss Blut. Die schwarze Kätzin erwischte ihn an der Schulter. Feuerglanz zuckte vor Schmerz zusammen. Erstaunt sah sie ihre Schulter an und entdeckte eine frische Wunde. Flamme hatte an genau derselben Stelle eine Wunde! Von hinten schlich sich ein roter Kater an Flamme ran. Schnell sprang Feuerglanz zu ihm. „Achtung! Hinter dir!" Flamme reagierte augenblicklich und duckte sich, als der Kater auf ihn lossprang. Dieser flog über ihn hinweg und krachte in die schwarze Kätzin. Er riss sie mit sich zu Boden. Feuerglanz und Flamme sprangen zu den beiden Angreifern und attackierten sie mit aufeinander abgestimmten Schlägen. Es wirkte so als hätten sie Monde dafür trainiert. „Gewonnen!", jubelte Flamme in Feuerglanz' Kopf. Die beiden Katzen waren aus dem Lager geflohen. Feuerglanz schnurrte und sah sich um. Zwischen den Clan-Katzen wimmelte es noch vor Stammes -Katzen, doch nach und nach verließen immer mehr das Lager. Feuerglanz entdeckte Grünauge, einen MeerClan-Kater, der von zwei großen Katern angegriffen wurde. Mit vier Sätzen war sie bei ihm und zerrte den kleineren der beiden von ihm. Grünauge schleuderte den zweiten von sich und nickte Feuerglanz dankbar zu. Kurz darauf war er auch schon im Kampfgetümmel verschwunden. „Feuerglanz!", rief Flamme. Ängstlich sah sie sich um. Der golden-getigerte Kater half einer Clan-Katze. Diese wurde von drei kleineren Katzen in Schach gehalten. Flamme hatte sich einen der drei vorgenommen. Feuerglanz packte einen andere am Schweif und zerrte ihn weg. Die Stammes-Katze wehrte sich gewaltig und verpasste Feuerglanz einen Kratzer an der Wange. Gleichzeitig erschien auf Flammes Wange eine neue Wunde, ohne dass ein Katze ihn berührt hatte. Die Wunde brannte höllisch, doch die rote Kätzin bemerkte es nicht und ließ ihre Pfoten schnell hintereinander auf ihren Feind niederprasseln. Schließlich floh die Kätzin und Feuerglanz half dem Schüler, der von den dreien attackiert worden war, aufzustehen. Er war kaum noch bei Bewusstsein. „Kannst du auf ihn aufpassen?", fragte Feuerglanz, Flamme nickte und die Kätzin machte sich auf den Weg, um eine Heilerin oder Rotkehlchenflug zu suchen.

***

Der Kampf war schon lange vorbei und die Clans hatten gesiegt. Am Rande der Lichtung saßen Flamme und Feuerglanz beisammen und schwiegen anscheinend. Doch eigentlich unterhielten sie sich. In Gedanken. „Warum erscheint bei dir eine Wunde, wenn ich verletzt werde?", fragte Feuerglanz. Der Kater wusste keine Antwort. „Geht es dir gut?", wollte Flamme wissen, da Feuerglanz nichts mehr sagte. Feuerglanz antwortete nicht. Verunsichert blickte Flamme zu ihr hinüber. Die Kätzin hatte den Kopf gesenkt. An ihrer Wange prangte die Wunde, genauso wie an seiner Wange. Die Heiler-Katzen der Clans hatten einiges zu tun und so waren die beiden noch nicht an die Reihe gekommen. Flamme beugte sich zu der Kätzin hinunter und berührte sie leicht am Ohr. „Wie geht es dir?", er legte in diese Worte so viel Zärtlichkeit wie er konnte. Erstaunt über so sanfte Worte hob Feuerglanz den Kopf und sah dem Kater tief in die grünen Augen. „Gut", miaute Feuerglanz leise. „Und wie geht es dir wirklich?", wollte Flamme wissen. Feuerglanz gab nach und flüsterte: „Mir geht es ganz und gar nicht gut. Es sind zu viele Katzen gestorben." Im Kampf waren einige Katzen gestorben. Feuerglanz dachte an Wurzelpelz und Igelschweif aus ihrem Clan, Lerchenlied und Weissfell aus dem BergClan. Sie hatte die weiße Älteste gemocht. Außerdem war Traumwolke gestorben, genauso wie der Schüler, den Flamme und Feuerglanz am Schluss retten wollten. Leise schnurrend presste Flamme seinen goldenen Körper an den ihren. So verharrten sie einige Zeit, still. 

WarriorCats - Schatten der Vergangenheit // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt