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"Ja, Nyaz?", beantworte ich genervt den Anruf des jungen Syrers, der erst vor wenigen Jahren nach Deutschland kam, dafür aber schon erstaunlich fehlerfrei Deutsch spricht.

Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund auf einer Party kennengelernt und uns schnell zueinander hingezogen gefühlt, obwohl er mit seinen zwanzig Jahren ganze fünf Jahre jünger ist. Nyaz sieht ziemlich gut aus, auch wenn er eigentlich nicht mein Typ ist. Das, was mir in seinem kindlichen Gesicht an Härte fehlt, macht er jedoch mit seiner Art wieder wett. Seine Dominanz gefällt mir beim Sex ausgesprochen gut, doch mir war auch von Anfang an klar, dass er kein Mann ist, mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen kann.

Ich bin viel zu freiheitsliebend, zu freizügig und zu extrovertiert für Nyaz, der sich eine Ehe mit vielen Kindern und klassischer Rollenverteilung wünscht.

Unser erstes Treffen ist gleich in hemmungslosem, leidenschaftlichem Sex gegipfelt, der so gut war, dass ich Nyaz unbedingt wiedersehen wollte. Ich habe mit offenen Karten gespielt und ihm gesagt, dass ich nichts ernstes will, mir aber durchaus vorstellen könnte, mich öfter mit ihm zu treffen, damit wir beide auf unsere Kosten kommen.

Wir hatten regelmäßig fantastischen Sex, haben gemeinsam neue Sachen ausprobiert und ich bin mehr als einmal mit ihm über meine Grenzen gegangen. In letzter Zeit ist unser gutes Verhältnis ein wenig gekippt, denn Nyaz hat angefangen immer wieder Besitzansprüche zu stellen und mir regelrechte Eifersuchtsszenen zu machen. Genau das, was ich in einer zwanglosen Affäre eben nicht wollte.

Je häufiger unsere Reibereien wurden, desto mehr habe ich mich von ihm distanziert. Mittlerweile haben wir uns schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen. Ein Zustand, der dem Lockenkopf gar nicht gefällt, wie er mir heute morgen bereits in einer langen Textnachricht klar gemacht hat.

"Willst du mich verarschen?", knurrt er am anderen Ende der Leitung.

Ich seufze lautlos und nehme mir Aufschnitt aus dem Kühlschrank, um mir mein Abendessen zuzubereiten. Mittags esse ich meistens in der Kantine, sodass ich mir Abends nur noch ein klassisches Abendbrot zubereite.

"Ich hatte auf der Arbeit heute keine Zeit dir zu antworten", rechtfertige ich mich, weil ich genau weiß, wo sein Problem liegt.

"Und danach?"

Ich schneide das Sesambrötchen auf, dass ich mir auf dem Rückweg vom Bäcker geholt habe und stecke mir die herunterfallenen Krümel einzeln in den Mund. "Ich bin gerade erst die Tür rein und mache mir was zu essen. Ich hätte mich schon noch bei dir gemeldet, Nyaz."

"Yael", spricht er meinen Namen scharf aus. Vor ihm war mir nicht klar, dass das mit einem solch weich klingenden Namen überhaupt möglich ist. "Du machst das seit Wochen mit mir. Du meidest mich, du meldest dich kaum, wir treffen uns nie. Hast du einen anderen oder was? Reicht es dir nicht mehr, wie ich dich ficke?"

Ich verdrehe die Augen und lege eine Scheibe Käse auf die eine und eine Scheibe Schinken auf die andere Brötchenhälfte und platziere sie zusammen mit einigen Cherrytomaten auf einen kleinen Teller.

"Nyaz, ich habe keinen anderen. Und wenn es nur darum gehen würde, wie du mich fickst-", ich spreche die Worte extra spitz aus, damit er merkt, was für einen Quatsch er von sich gibt, ".. dann hätten wir keine Probleme."

"Okay, wenn es nicht der Sex ist, was ist dann dein Problem?"

"Mein Problem ist, dass es nicht mehr nur um Sex geht. Du willst ständig wissen wo ich bin und was ich mache, dabei hast du kein Recht dazu."

"Ich habe dir gesagt, dass ich mich nur auf diese Affäre einlasse, wenn du dich nicht von anderen Schwänzen vögeln lässt."

"Und daran halte ich mich." Ich laufe mit meinem Teller ins Wohnzimmer und lasse mich aufs Sofa fallen. Den Blazer und die Jeans habe ich längst gegen eine Jogginghose und ein lockeres T-Shirt getauscht. Es war ein langer Tag mit hohem Arbeitspensum und ich bin furchtbar erschöpft. Das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann, ist diese sinnlose Diskussion.

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