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Mein Wecker klingelt um 5 Uhr morgens erbarmungslos. Heute überlege ich einmal mehr, liegen zu bleiben, schließlich hätte ich dann einen Grund, Tuan abzusagen. Ich weiß, dass er eine Antwort von mir erwartet doch auch nach der besagten "Nacht darüber schlafen" bin ich kein Stück schlauer.

Ich muss die Sache mit Nyaz klären, doch ich weiß nicht wie. Solange dieses Problem nicht aus der Welt geschafft ist, kann ich mich nicht auf Tuan einlassen.

Und außerdem: wenn er wüsste, was Nyaz und ich alles getan haben, würde er mich eh nicht mehr wollen.

Ich nehme eine schnelle Dusche, schminke mich und föhne mir die Haare glatt. Ein Anlass, die sorgsam gezüchtete Mähne ausnahmsweise mal offen zu tragen.

Vor meinem Kleiderschrank entscheide ich mich für eine hellblaue Boyfriendjeans, ein weißes Top und eine knallpinke Musselinbluse, die locker um meinen Körper fällt.

Um 7.30 Uhr leuchtet eine Nachricht auf meinem Display auf. "Guten Morgen Schönheit, ich bin da :-)"

Ich atme tief durch, schnappe meine Handtasche und eine Wasserflasche und schließe die Wohnungstür hinter mir ab.

Als ich die Beifahrertür von Tuans Wagen öffne, steigt mir direkt sein markantes Parfum in die Nase, das gemischt mit dem himmlischen Duft frischen Kaffees den ganzen Wagen erfüllt.

"Guten Morgen", begrüßt er mich gutgelaunt und reicht mir aus der Mittelkonsole einen schwarzen Pappbecher mit dampfend heißem Kaffee.

Sein Lächeln steckt an und vertreibt das belastende Gefühl in mir für kurze Zeit. Ich lehne mich über die Mittelkonsole und küsse ihn auf die Wange. "Guten Morgen. Danke für's Abholen und danke für den Kaffee. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen", erkläre ich grinsend und nehme einen großen Schluck des schwarzen Goldes.

"Kein Problem, liebend gerne", entgegnet er achselzuckend. Ich seufze leise. Ich weiß, dass er das genauso meint. Er hat mir schließlich gestern Abend offen und ehrlich gesagt, wie er zu mir steht.

"Hast du trotz allem gut geschlafen?" Mir ist klar worauf er anspielt, aber er macht gute Miene zum bösen Spiel. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass er mich noch ein paar Minuten in meiner rosa Zuckerwatte-Wolke lässt, in der es keinen Nyaz und keine Probleme gibt, sondern nur Tuan, der schon morgens um halb acht in seiner Arbeitskleidung viel zu gut aussieht und mich zuckersüß mit Kaffee abgeholt hat.

"Es ging. Ich habe schwer in den Schlaf gefunden. Wie hast du geschlafen?" Ich wende mich ihm zu und studiere sein Gesicht aufmerksam. Erst jetzt bemerke ich, dass auch in seinem schwarzen Vollbart bereits vereinzelt graue Haare sind. Er hat volle Lippen und schöne, dunkelbraune Augen, die nun belustigt funkeln.

"Mein Nachbar hatte Geburtstag und hat eine Party geschmissen. Die haben die halbe Nacht lang das gesamte Haus mit lauter Musik beschallt, aber zum Glück schlafe ich wie ein Stein."

"Hast du ein Glück. Ich habe total den leichten Schlaf", beschwere ich mich. Tuan lenkt seinen Wagen souverän durch den morgendlichen Verkehr.

"Ändert sich bestimmt, wenn du neben jemandem schläfst, der dich beschützt."

"Gewagte These", entgegne ich grinsend.

"Hast du schon was von deinem Auto gehört?", wechselt er das Thema.

"Nein, ich wollte gleich mal in der Werkstatt anrufen."

"Wenn die den Wagen heute fertig kriegen, kann ich dich nach Feierabend von der Arbeit aus dahin fahren, wenn du magst", bietet er an.

"Das ist lieb von dir, aber nicht nötig. Du hast mich doch gestern schon rumkutschiert."

"Na und? Das liegt doch eh auf dem Weg. Außerdem nutze ich völlig egoistisch jeden Weg, Zeit mit dir verbringen zu können." Er zwinkert mir zu.

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