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Montagmorgens gehe ich mit Bauchschmerzen zur Arbeit. Ich weiß, dass ich ihn treffe werde, aber ich hoffe, dass er mich einfach ignoriert, so wie ich versuchen werde ihn zu ignorieren. Daran glauben tue ich allerdings nicht.

"Guten Morgen. Konntest du etwas für Nicolas erreichen?", frage ich Dila und bleibe in ihrer Bürotür stehen. Ihren Anruf am Donnerstagabend habe ich nicht entgegen genommen und ihr stattdessen eine Nachricht geschrieben, dass ich mich bei ihr melde, was ich bis jetzt nicht getan habe.

Ich hatte zu viel Schiss davor, dass sie mich ausfragen würde, wieso und mit was Nyaz mich unter Druck setzt, schließlich habe ich ihr heulend dieses idiotische Geständnis gemacht.

Die schlanke, kleine Blondine sitzt hinter ihrem viel zu großen Schreibtisch und mustert mich durchdringend, bevor sie mir mit einer Geste bedeutet, einzutreten.

"Wir haben sieben oder acht Vermieter kontaktiert. Einer hat ihn immerhin zu einer Wohnungsbesichtigung am Mittwoch eingeladen", berichtet sie mir den aktuellen Stand der Dinge.

"Wenigstens etwas", seufze ich frustriert. Die aussichtslose Situation des Jungen liegt mir schwer im Magen.

"Okay, dann ist das geklärt. Können wir jetzt über deinen Nervenzusammenbruch reden?"

Ich seufze lautlos auf und fahre mir mit den langen, weißen Gelnägeln durch die Haare. "Du musst mir versprechen, dass du mit niemandem darüber redest, okay? Und wenn ich sage mit niemandem, dann meine ich mit wirklich absolut niemandem, okay?"

"Versprochen", antwortet sie und hebt zwei Finger zum Schwur.

"Nyaz lässt mich nicht gehen. Er setzt mich unter Druck, er erpresst mich, damit ich bei ihm bleibe und mich nicht von ihm abwenden kann."

"Und womit kann er dich bitte so krass unter Druck setzen? Hast du jemanden umgebracht und er ist der Kronzeuge?"

"Ich kann dir das wirklich nicht erklären, Dila. Fakt ist, dass ich aus der Nummer nicht rauskomme."

"Das heißt, du bleibst bis an dein Lebensende bei ihm, weil er dich sonst mit irgendwas dran kriegt? Ich kann mir nichts vorstellen, was schlimmer wäre, als für immer mit diesem Idioten zu bleiben!"

"Doch, glaub mir", antworte ich mit Nachdruck. "Es ist schlimmer."

"Yael", sagt sie ernst und ich fühle mich kurz in meine Kindheit zurück versetzt, in eine unangenehme Situation, in der meine Eltern mich wegen irgendeines Fehlers zur Rechenschaft ziehen. "Es gibt immer einen Weg. Du kannst zur Polizei gehen und ihn anzeigen. Du kannst dir Hilfe suchen. Notfalls schicken wir Tuan mit ein paar Leuten dahin, damit sie ihm auf die Fresse hauen, wenn er es gar nicht anders versteht."

Sein Name versetzt meinem Herzen einen Stich, doch ich bemühe mich, mir das nicht anmerken zu lassen. Tuan wäre wirklich meine letzte Wahl um dieses Problem zu lösen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn er von meiner dunklen Seite erfährt. Ich würde sterben vor Scham.

"Ich kriege das schon irgendwie hin", beschwichtige ich meine Freundin halbherzig, auch wenn ich selbst nicht davon überzeugt bin.

"Das glaube ich dir nicht. Ich habe kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Du prostituierst dich ja quasi."

Mit großen Augen sehe ich sie an, zutiefst schockiert, bis ich bemerke, dass sie Recht hat. Ich prostituiere mich für Nyaz. Nichts anderes ist das, was ich tue.

Abrupt erhebe ich mich von dem schlecht gepolsterten Stuhl. "Danke für deine Hilfe, aber ich muss da alleine durch."

"Wann hast du Feierabend?", leuchtet auf meinem Handy auf, welches ich auf dem Schreibtisch habe liegen lassen. Nyaz. Der Junge ist wie die Pest. Ich schiebe meine Kaffeetasse auf dem Tisch vor mir herum und drücke mich vor einer Antwort so lange ich kann.

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