1. Was macht er hier?!

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- 𝑺𝒊𝒍𝒂𝒔' 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

Mit zitternden Händen nahm ich den Test entgegen und ließ meinen Blick schnell über die Note huschen.

Eine 3-
Glück gehabt...
Ich sah mich im Klassenraum um und merkte an den Gesichtsausdrücken mancher Schüler, dass ihre Tests schonmal besser waren. Aber manche grinsten auch heimlich vor sich hin. Heute zählte ich mal zur zweiten Variante.
Mit halbwegs guter Laune packte ich den Zettel ein und wartete nurnoch auf das erlösende Geräusch der Glocke. Und da war es auch schon. Im Rekordtempo packte jeder ein und rannte aus der Klasse, während der arme Lehrer unbeachtet blieb. Nur, war das dieser typische 'Ich-beende-die-Stunde-Lehrer'. Aber, pech für ihn. Zumindest heute.
Also nahm ich meine Sachen ebenfalls auf den Rücken, ging gemächlich aus der Klasse, zu meinem Spind. Auf dem Weg dorthin fing mich mein bester Freund, Mio ab. Er war etwas größer als ich, aber nur etwas... und mit den Noten genauso scheiße dran, wie ich. Das heute war ja eine Glanzleistung, im Gegensazt zu sonst.
"Was hast du?" fragte er geradeheraus und hielt mir seinen Test vor die Nase. "Hah! Bin besser als du." lachte ich und zeigte ihm meine 3-. "Nur eine Note." jammerte Mio und sah auf seine 4-. Naja, normalerweise war er besser, aber heute hab ich abgeräumt. "Hey, gehst du heute zu Fuß?" fragte ich ihn noch. Er schüttelte den Kopf und machte sich aus dem Staub.

Nachdem ich alleine nachhause gegangen bin, öffnete ich die Tür und hörte schon leise Stimmen. Oh, Gott. Mein Vater war wieder sturzbesoffen. Aber, er war nicht so, wie alle dachten. Ne...
Der redete nur Blödsinn und konnte nicht einmal in einer gerade Linie laufen, geschweige denn sich hinsetzen. Meine Mutter hatte da immer ihren Spaß, wenn er betrunken war. Kam etwas oft vor, aber war immerwieder lustig. Er war nie handgreiflich, wenn er zu viel trank.
Ich ging in die Küche, da stand Mom schon vor mir und lachte sich kaputt, über Dad, der versuchte, das abgeschlossene Fenster zu öffnen und raus zu klettern. Ajajaj. "Hey, bin zuhause." meinte ich und beide sahen mich an. "Hiiiii. Du bischt ein Junge." brabbelte mein Dad. "Ja. Hoffe ich doch." lachte ich zurück und hielt Mom den Test vor die Nase. "Es wird ja." meinte sie und wuschelte mir durch die Haare. "Wasch wird?" fragte mein Vater. "Geh deinen Rausch ausschlafen, demnächst bekommst du keinen Alkohol mehr." seufzte Mom und zerrte den jammernden Dad ins Wohnzimmer, auf die Chouch. Ich ließ meine Schulsachen in der Küche, ging rauf in mein Zimmer, wo ich mir eine bequemere Hose anzog, als die Jeans und mich bis zum Essen aufs Bett schmiss.

"Silas! Essen!" rief Mom rauf und ich nudelte hinunter in die Küche. Es gab Würstl von gestern mit Semmel und Ketchup. Ich setzte mich hin und wir begannen, zu zweit zu essen.

"Du, wie läufts eigentlich mit den Mädels?" fragte sie dann etwas später und ich verschluckte mich fast an meiner Semmel. "Eh... nicht gut?" Obwohl ich schon so viele angesprochen hatte. "Ajajaj, Junge. Wenn du eine Freundin haben willst, solltest du dich auch was trauen." lachte Mom und räumte ihren Teller weg. Seufzend nickte ich und ging in Gedanken die möglichen Mädchen durch. Wie wärs mit Ayrine... sie saß neben diesem Riesen, Arian. Oder Chlare, ganz hinten rechts, neben Mio. Villeicht auch eine außerhalb der Klasse, wie Lara oder Marie. Naja, wobei...
Wirklich interessant war ja auch keine von ihnen. Villeicht traf ich die Richtige noch.

Plötzlich klopfte es laut am Küchenfenster. Ich fuhr zusammen und sah aus dem Fenster. Mio stand draußen und sah mich allarmierend an. "Sieht wohl aus, als hättest du heute schon was vor." meinte Mom und ich sprang auf und rannte durch die Tür zu Mio hinaus. Aber er war nicht alleine. An der Hauswand lehnte Arian, von unserer Klasse...
"W-was macht der hier?" fragte ich verwirrt und sah den Jungen mit der Kaputze an. "Schläft der?" Mio schüttelte den Kopf und kniete sich zu ihm runter. Ich hockte mich daneben und Mio zog Arian die Kaputze vom Kopf. Erschrockem musterte ich den großen Jungen. Er sah ziemlich schwach aus, hatte Augenringe und es sah aus, als hätte er sich geprügelt.
"Was zum Teufel?!" entfuhr es mir und Arian sah mich mit schmerzverzogenem Gesicht an. "Er wollte garnicht mit, dabei konnte er kaum laufen. Ich wusste nicht, wohin mit ihm." seufzte Mio und rieb sich über die Stirn. "Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen... oder nachhause." kaum, dass ich das letzte Wort aussprach, fuhr Arian zusammen und versuchte panisch, aufzustehen. "Hey! Bleib sitzen!" rief Mio und drückte ihn zu Boden. Ich drückte auf sein Bein, was nicht so gut war.
Der größere sog scharf die Luft ein und packte meine Hand mit einem festen Griff. Ich ließ sofort los und Arian keuchte erleichtert auf. "I-ich kann nicht nachhause. Nicht jetzt." flüsterte er und sah uns verzweifelt an. "Auch nicht ins Krankenhaus. Das krieg ich alleine hin." fügte er noch hinzu und versuchte nochmals, aufzustehen.
Diesmal schaffte er es auch und stützte sich schwerfällig an die Hauswand.

"Wie es der Zufall will... ist meine Mutter Krankenschwester..."

𝑳𝒂𝒔𝒔 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒊𝒎 𝑹𝒆𝒈𝒆𝒏 𝒔𝒕𝒆𝒉𝒆𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt