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"Gut, was willst du zuerst wissen?" seufzte er und lehnte sich nach hinten.
"Erstens, wieso hast du eine Pistole? Zweitens, wieso hast du mich gerettet und drittens, mit wem prügelst du dich immer? Du bist übersäht mit blauen Flecken und Narben und sonst was." schnauzte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ziemlich viel auf einmal... also. Erstens, ist ein Erbstück. Zweitens, ich weiß, wie es sich anfühlt, vergewaltigt zu werden und sich nicht wehren zu können. Drittens-..." "Warte, stopp! Was?!" unterbrach ich ihn und er sah mich überfordert an. "Ich war noch nicht fertig..." murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Nein, ok... weiter." meinte ich und rieb mir über die Augen. "Und das ist keine Prügelei, sondern Selbstverteidigung. Letztes Mal hab ich die Glasflasche eben nicht kommen sehen." seufzte er und überkreuzte die Beine. "Ich glaube, bei deinem Haushalt ist was falsch..." nuschelte ich überfordert und stellte mir ein paar bestimmte Dinge bildlich vor. "Naja, ich finds angenehmer als früher. Als ich noch ein Kleinkind war hab ich mich ja nichtmal wehren können." Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. "Aber bitte, beschäftige dich nicht so viel mit mir. Es macht keinen Unterschied und mir wäre geholfen, wenn du mich jetzt nicht irgendwie anders behandelst, als vorher." lächelte er gequält und und sah zu mir runter.

"Achja, wie läufts mit Ayrine?" "W-woher weißt du das?!" rief ich schnell und lief rot an. "Naja... ich beobachte gerne." grinste Arian zurück und setzte sich bequemer hin. "Die Blumen, die du mir versehentlich geschenkt hast, sind echt schön. Mir gefallen sie. Aber ich glaube, mit Blümchen kommst du bei einem Mädchen wie ihr nicht weit." "Woher... ach, vergiss es." seufzte ich und stützte den Kopf in die Hände.
"Ich glaube, ich sollte dann wieder nachhause. Noch eine Glasflsche im Bein brauch ich auch nicht wirklich." meinte Arian nach einer Zeit und stand auf. "Uh, fuck." murrte er und kniff die Augen zusammen. "Was ist los?" "Zu schnell aufgestanden." Ich lachte etwas und stand ebenfalls auf. "So, geht wieder. Bis dann, irgendwann. Und ich empfehle dir Schokolade für Ayrine." lächelte der Große und hinkte davon.

Ich ordnete irgendwie meine Gedanken und ging dann selbst nachhause.
Ich stieß die Tür auf und schloss sie leise wieder. Dass er mich vor einer Vergewaltigung rettete, jemanden verstümmelte und mir auchnoch einen Tipp für Ayrine gab. Villeicht war ja irgendwas bei ihm zuhause los. Wurde seine Familie unterdrück,... oder... nein, wie sollte er dann die Waffe haben. Ich glaubte ihm nicht, dass es ein Erbstück war. Aber anscheinend brauchte er keine Hilfe.

"Silas, kommst du mal?" rief Mom durchs Haus und ich kam zu ihr in die Küche. "Hm?" "Der Lehrer hat angerufen. Also der, der angeschossen wurde, du weißt schon. Er will mit dir reden." meinte sie und zog ihre Jacke über. Aber... der wollte mich vergewaltigen. Was wollte er jetzt?
"Ok... wie? Jetzt?" "Ja, jetzt. Wir fahren ins Krankenhaus." gab Mom zurück und zog mich hinterher zum Vorraum. Mich überkam ein ganz blödes Gefühl dabei. Aber wenigstens kam Mom mit...

Ich saß auf einem Wartesessel und sah meiner Mutter zu, wie sie mit einem ihrer Kollegen quatschte. Die letzten Tage hatte sie Urlaub und bald sollte sie wieder arbeiten gehen. Da drehte sie sich zu mir um und winkte mich her. Wiederwillig stand ich auf und ging zu ihr. "Der Arzt sagt, wir können zu ihm. Komm." meinte sie und ich folgte ihr zu einem Krankenzimmer. Sie öffnete die Tür und schupste mich hinein. "Ich warte draußen, er meinte, es wäre wichtig und alleine zu besprechen." und schon schloss sie die Tür. Leicht zitternd drehte ich mich um und starrte auf das Bett in der Wand, wo mein Lehrer mich bereits ansah. "Was wollen sie?" brachte ich gefasst hervor und starrte ihn an. Er war zugedeckt, weswegen ich nicht einschätzen konnte, wie es bei ihm 'da unten' aussah. "Ich wollte nur sagen, dass ich nur wegen dir keinen Penis mehr habe." murrte er und sah mich wütend an. "Bitte? Sie wurden übergriffig. Selbst schuld." "Kennst du diesen Schützen? Er hat sich verhalten, als würdet ihr euch kennen." "Sie waren bewusstlos." meinte ich entrüstet und setzte mich in den Sessel neben der Tür. "Nicht die ganze Zeit. Also, wer war es?!" "Ich weiß es ja selbst nicht. Er hat mir sein Gesicht nicht gezeigt." gab ich zurück. Aber es stimmte. Seine Maske hatte er nicht abgenommen.
"Na warte. Sobald ich hier raus bin..." "Was?" fragte ich frech. "Wirst du schon sehen. Ich hatte schon länger ein Auge auf dich geworfen."

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Als meine Zimmertür hinter mir ins Schloss fiel, lehnte ich mich zitternd an sie und raufte mir die Haare. Mir liefen die Tränen die Wangen runter und ich sah mich panisch um. Wieso passierte das nur? Wieso ich?
Da nahm ich von unten die Stimme meiner Mom wahr, wie sie mit jemandem sprach. Aber Vater war im Moment garnicht zuhause. Ich atmete tief durch und lauschte. Es war eine Mädchenstimme... Da hörte ich, wie jemand die Treppe hochkam. Erschrocken stand ich auf und wischte mir übers Gesicht, da ging die Tür schon auf.

"A-ayrine?..."

𝑳𝒂𝒔𝒔 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒊𝒎 𝑹𝒆𝒈𝒆𝒏 𝒔𝒕𝒆𝒉𝒆𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt