9. Meine Schuld

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Langsam öffnete ich die Augen und helles Licht blendete mich.

"Silas! Du bist wach!" rief eine Stimme neben mir ziemlich laut. Mein Kopf brummte und ich hatte keine Ahnung, was passiert ist.
Langsam richtete ich mich auf und bemerkte, dass ich in einem Krankenbett lag. Was hatte ich denn verpasst?
"Gehts dir gut, Schatz? Wie fühlst du dich?" frgate meine Mutter, welche neben Dad vor mir saß. "Naja, geht so. Was ist passiert?" flüsterte ich heiser und griff mir an den Kopf. "Man hat dich in einer Gasse gefunden, es war viel Blut da, aber anscheinend garnicht deines... du wurdest hierher gebracht, untersucht und versorgt. Man hat dich vor ca. 2 Stunden gefunden." erklärte Vater und Mom nahm meine Hand. Plötzlich erinnerte ich mich wieder. Aber was war mit Arian?
"W-wo ist er?!" "Wer?..." "Arian! Das war sein Blut!" rief ich verzweifelt. "Liebling, ich war selbst dort. niemand überlebt so einen großen Blutverlust, wenn er nicht gleich behandelt wird." seufzte Mom und ich starrte sie entsetzt an.
"Willst du mir sagen, dass er tot ist?" fragte ich und wurde zum Ende hin immer leiser. Sie schloss die Augen und strich sanft über meinen Handrücken. Das konnte doch nicht wahr sein. Er wollte mir doch nur etwas zeigen. Und jetzt...
Ich fing an, zu schluchzen und zog meine Hand unter Moms Griff weg. Er hätte sich wehren müssen. Nur wegen mir war er jetzt tot. Wieso ist der Sturkopf nur still stehengeblieben. Ich wäre unter seiner Obhut doch nicht gleich gestorben. E-er hätte das sicher geschafft, wenn ich nicht gewesen wäre...

"Silas, bitte. Es ist nicht deine Schuld." versuchte Mom, mich zu beruhigen und umarmte mich. "D-doch. E-er hätte s-sich wehren sollen. W-wäre ich n-nicht gewesen... wäre er v-villeicht noch am Leben..." "Das heißt, dass du gesehen hast, wie schlimm er verletzt war." meinte Dad vom Hintergrund. Ich nickte langsam und Mom ließ mich los. "Beschreibst du es bitte? Du warst der einzige, der ihn gesehen hat." bat sie und ich riss mich zusammen. "A-also... Er hatte eine Glasscherbe im Bauch stecken." "Wie groß?" Ich zeigte die ungefährte Größe mit den Fingern. Mom verzog traurig das Gesicht und ich redete monoton weiter. "Er hat ziemlich feste Schläge abbekommen. Ins Gesicht und in die Seite." "Hatte er die Scherbe da schon drinnen?" langsam nickte ich. Mom sah mich traurig an und schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, Liebes. Er hat ohne Behandlung nicht überleben können."

Ein paar Stunden später, als ich mich wieder beruhigt hatte und Mom mit den Ärzten geredet hatte, durften wir wieder nachhause.

Leise schloss Dad hinter uns die Tür und ich ging einfach gerade die Stufen rauf in mein Zimmer. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss und ich bemerkte etwas auf meinem Bett liegen. Ich ging hin und erkannte eine leicht demolierte Orchidee. Die hatte Arian gestern wohl vergessen. Ich hab gesehen, dass er eine einstecken hatte. Wenigstens hatte er sie nicht in der Blutlarche verloren.
Vorsichtig hob ich sie auf und musterte sie. Die leuchtende, blaue Mitte, umrundet von den schwarzen Blüten... Es machte mich einfach noch trauriger. Es war mir bereits klar... ich hatte mich in ihn verliebt. Aber dass ich es ihm nichteinmal sagen konnte, bevor er...

Ich starrte aus dem Fenster, die Blume in der Hand. Es fühlte sich so... leer an. Es war ein grausames Gefühl und ich hasste es. Dieses Schuldgefühl. Wegen mir war er tot. Hätte er doch nur...
Ach, ich konnte es sowieso nichtmehr ändern.

Schluchzend legte ich die Orchidee auf meinen Schreibtisch und setzte mich aufs Bett. In Gedanken versunken merkte ich garnicht, dass Mom mich zum Essen rief, oder es begonnen hatte, zu regnen, oder mein Handy klingelte, weil Ayrine anrief.

Ich stand langsam auf und tappte nach unten. In der Küche setzte ich mich hin und sah lustlos die Portion Spaghetti an. War ja eigentlich mein Lieblingsessen...

𝑳𝒂𝒔𝒔 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒊𝒎 𝑹𝒆𝒈𝒆𝒏 𝒔𝒕𝒆𝒉𝒆𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt