2. So wie immer?

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"Ach du meine Gute! Was ist den mit dir passiert, mein Junge?!" rief meine Mutter geschockt, als wir Arian ins Haus zerrten.

"Mom, keine Fragen bitte. Hilf ihm einfach." bat ich sie und sie kam her, um ihn uns abzunehmen. "Komm, setz dich ins Wohnzimmer. Silas, könntest du deinen Vater ins Schlafzimmer scheuchen?" meinte sie und ich eilte voraus.
"Dad! Aufstehen! Mom sagt, ins Schlafzimmer mit dir!" rief ich meinem Dad ins Ohr und er war sofort wach. Immernoch besoffen laberte er "Mom sagt, insch Schlafsimmer.", bevor er aufstand und hinauf ging. Kurz darauf kam Mom mit Arian und Mio herein. Der verletzte Junge war echt groß. Ich reichte ihm gerademal bis zur Brust.
Humplend ging er neben meiner Mutter her, Mio neben ihnen, als ich seinem Blick begegnete. Ich wusste, dass er gleich umkippen würde und sprang rechtzeitig vor ihn, als er umknickte. Ich fing ihn, so gut es ging und Mom half mit. "Der is ja leicht für seine Größe." seuselte meine Mutter und Mio ging zur Seite. "Leg ihn hin." meinte sie und ich passte auf, dass sein Kopf nicht auf den Boden knallte. "Er muss seine Jacke loswerden, sonst kann ich ihn nicht untersuchen." seufzte Mom und Mio half mir, ihm die Jacke auszuziehen. Aber, als wir die Jacke wegschmissen und ihn wieder ansahen, starrten wir alle drei geschockt auf seine Arme.
"Er ritzt sich?!" rief Mio geradeheraus und ich knallte ihm sofort eine leichte. "Halt die Klappe!"

Kurze Zeit später lag Arian nur in Boxern und immernoch bewusstlos auf der Chouch, während Mom ihn verarztete. In seinem Bein steckten mehrere Glasscherben und sein magerer Oberkörper war übersäht von blauen Flecken und, meißt kleineren, Narben. Ob er sie selbst zu verantworten hatte, konnte ich jedoch nicht sagen...
Gerade, als meine Mutter den Verband um sein Bein beendet hatte, bewegte er sich und öffnete die Augen einen Spalt. "Hey, du bist wach. Kannst du mich hören?" fragte Mom und tätschälte ihm leicht die Wange. "Ja? Was ist passiert?" flüsterte Arian und griff sich an den Kopf. "Egal jetzt, komm erst mal wieder zu dir." beruhigte ihn Mom und sie half ihm, sich aufzusetzen. "Sollen die beiden villeicht rausgehen?" fragte sie sanft und deutete auf uns. "Nur Mio. Silas kann bleiben."
Ich sah ihn überrascht an, als Mio dann weg war.

"Wie ist das passiert?" fragte ich und reichte Mom eine Decke, die sie ihm umwarf. "Normalerweise ist es nicht so schlimm..." murmelte Arian und ich sah ihn geschockt an. "Normalerweise?..." fragte Mom verwirrt nach und sah ihn besorgt an. "Vergesst es." meinte der Schüler schnell und kniff die Augen zusammen. "Blöde Flasche." fluchte er und strich über den Verband um sein Bein. "Ich muss wissen, wie das passiert ist. Bitte. Ich kann dich sonst nicht gehen lassen. Das müsste ich melden..." "Nein! Bitte nicht. Mir gehts gut. War nur ein Ausrutscher." "Ausrutscher?" mischte ich mich ein und kam näher.
"Schon gut, ich kann sonst alleine auf mich aufpassen." meinte Arian und stand etwas unsicher auf. "Ehm... wo sind meine Sachen hin?" fragte er und warf die Decke aufs Sofa. Wiederwillig gab meine Mutter ihm die Sachen, welche er sich auch vorsichtig anzog. Ich beobachtete ihn genau und mir fiel nicht viel auf, außer, dass er sein verletztes Bein etwas nachschleifte. "Trotzdem danke, fürs Verarzten." lächelte er und ging durch die Tür, an Mio vorbei aus dem Haus. Ich sah meine Mutter mit diesem 'Wieso-lässt-du-ihn-in-dem-Zustand-gehen-Blick' an. "Ich kann ihn nicht gegen seinen Willen festhalten." entschuldigte sie sich und hob die Hände. Mio kam wieder zu uns und sah verwirrt aus. Ich stand schnell auf, rannte in die Küche und schrieb meine Nummer auf einen Zettel, bevor ich Arian hinterher rannte.
"Warte! Nimm das mit!" rief ich und er blieb stehen. Ich kam zu ihm und hielt ihm den Zettel entgegen. Er nahm ihn mir ab und fragte "Wozu brauche ich deine Nummer?" "Woher weißt du, dass es meine Numner ist?" "Was für ein Zahlensalat soll das sonst sein? Dein Handycode?" gab er zurück und steckte den Zettel ein. Seufzend sah ich zu ihm hoch und meinte "Falls du mal wieder Hilfe brauchst... anscheinend passiert sowas öfters, wie du gesagt hast und ich glaube..." "Was glabst du?" fragte er nach, da ich nicht weitersprach. Seufzend packte ich ihn am Handgelenk und zog seinen Ärmel hoch, sodass die Narben sichtbar wurden. "Dass du das nicht einfach so machst. Und du solltest mehr schlafen." er sah mich stur an und zog seine Hand langsam zurück. "Das geht dich alles nichts an." zischte er und drehte sich um. Er humpelte leicht, aber sonst kannte man ihm nichts an...

"Was war denn das jetzt?" fragte Mio abwesend, als ich wieder zurück war. "Er war genauso schnell wieder weg, wie er gekommen ist..." seufzte Mom und räumte ihren Verbandskoffer weg. "Habt ihr sowas bei diesem Jungen schon öfters bemerkt? Ich meine, er war ziemlich dünn, für seine Größe und übersäht mit Narben. An den Händen und dem Oberkörper..." murmelte sie und wir folgten ihr in die Küche.

"Silas, Mio, ihr solltet ihn im Auge behalten, ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl..."

𝑳𝒂𝒔𝒔 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒊𝒎 𝑹𝒆𝒈𝒆𝒏 𝒔𝒕𝒆𝒉𝒆𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt