☆ Kapitel 12 ☆

389 12 43
                                    


Berlin, 18. Mai. 2019

► Vincents Sicht ◄

Nachdem ich seine Entschuldigung vernommen hatte, atmete ich leise durch. „Lässt Du mich auch mal zu Wort kommen?", bat ich ihn mit ruhiger Stimme, dabei hing ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen. Der angesprochene nickte mir nur kurz zu, senkte daraufhin seinen Blick. „Ich hasse Dich nicht, Dag. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich Dich niemals hassen könnte. Du bist mein allerbester Freund, man! Da müsste schon etwas extrem Schwerwiegendes vorfallen", erklärte ich ihm, woraufhin er zögerlich seinen Kopf hob – nahezu schüchtern begegnete er meinem Blick. Ich kannte ihn lange genug, um zu sehen, dass ihm noch etwas auf der Zunge lag, deswegen schob ich ihn leicht mit dem Ellenbogen an. „Na sag schon. Was hast Du auf dem Herzen?" Seitlich biss er sich auf die Unterlippe, bevor er sich über diese leckte – ein weiteres Anzeichen dafür, dass er nervös war. „Hast Du ... Hast Du dieses Wochenende schon etwas vor?" Ich rechnete mit allem, aber nicht mit dieser Frage, da ich sie schon sehr lange nicht mehr gehört hatte. „Jetzt schon! Was machen wir?", beeilte ich mich zu sagen, um zu verhindern, dass er einen Rückzieher macht.

Er wirkte sichtlich überrascht von meiner Zusage, stammelte lediglich ein „Ähm" und fuhr sich durch die Haare. Nun standen diese noch mehr ab, was mich direkt noch mehr zum Schmunzeln brachte. „Wie wäre es, wenn wir mit einem vernünftigen Haarschnitt beginnen?", scherzte ich und streckte dabei die Hand zur Seite weg, um durch sein Haar zu wuscheln. Protestierend grummelte er. „Ich weiß aus sichererer Quelle, dass Dein Frisör am Wochenende Zeit hätte. Hast Du Dich nicht sogar noch vor ein paar Tagen darüber beschwert, dass er den Berufszweig gewechselt hat und keine Zeit mehr für Dich hat?" Ich konnte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen – ein großer Fortschritt. Allerdings bekam ich nicht mehr als ein brummendes „Hmm" zu hören. Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf, sofort musste ich diesen mit Dag teilen: „Was hältst Du davon, wenn wir zur Hütte fahren?"

„Zur Hütte?" Sein Kopf zuckte in meine Richtung und aus großen, fragenden, Augen sah er mich an. Ich nickte ihm zu. „Da waren wir schon lange nicht mehr. Wenn es für Dich okay ist..." Die Begeisterung konnte ich heraushören, auch wenn seine Stimme sehr müde klang und man ihm die Müdigkeit auch deutlich ansah. „Natürlich ist das Okay für mich, sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen! Wann wollen wir los?" Er zog die Schultern nach oben. Seufzend schnallte ich mich an und fuhr los. „Wir fahren bei mir vorbei, ich packe n paar Sachen und dann geht's weiter zu Dir." Ich wollte nicht riskieren, dass er es sich am Ende doch noch anders überlegte. „Klingt gut", murmelte er, lehnte den Kopf leicht gegen die Fensterscheibe und blickte aus diesem. Ich konzentrierte mich auf die Straße und fädelte das Auto durch den Freitagsverkehr. Im Hintergrund dudelte die Radiomusik, was sehr angenehm war, da Stille zwischen Dag und mir herrschte – doch war es eine andere Stille, als noch am Morgen.

Als ich das Auto parkte, schnallte ich mich ab und mein Blick ging zu Dag. Die Müdigkeit schien ihn eingeholt zu haben, sein Atem wirkte ruhiger, die Augen hatte er geschlossen und ansonsten zeigte er keine Reaktion darauf, dass wir da waren. So leise wie möglich stieg ich aus und drückte die Tür zu, da ich es vermeiden wollte ihn zu wecken. Ich steuerte auf den Hauseingang zu und gerade verließ eine ältere Dame das Haus, ich schaffte es gerade noch den Fuß zwischen den Rahmen zu schieben. So brauchte ich die Tür nur aufdrücken und reingehen. Schnell lief ich die Treppen nach oben und entsperrte die Wohnungstür. Zuerst holte ich meinen Rucksack und packte genügend Anziehsachen für das Wochenende ein und alles nötige, was ich für meine kurze Friseurkarriere brauchte. Ich wollte auf die Arbeit verzichten, außerdem hatten wir in der Hütte sowieso kein WLAN, weswegen ich auf den Laptop verzichtete und nur das Ladekabel für mein Handy einpackte. Zwar war mein Kühlschrank leer, doch im Tiefkühlfach lagen die Pads für die Kühltasche. Diese nahm ich heraus und steckte sie in die Tasche. Mit dem Rucksack, der Kühltasche und einem Kissen, verließ ich meine Wohnung, schloss diese ab und ging zurück zum Auto. Ich verstaute alles, bis auf das Kissen, im Kofferraum und stieg wieder ein.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 03, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Du bist wie ich, dich gibt's nur einmal ... oder? | A SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt