☆ Kapitel 01 ☆

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Berlin, 04. Mai. 2019

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„Und es macht ‚Klopf, Klopf' an meiner Tür. Dag ist wieder hier." Mit einem kräftigen Klopfen, untermalte Vincent seinen Gesang. Mühsam rang ich mich zu einem Lächeln ab – obwohl es mir ganz schön viel Kraft abverlangte. „Komm rein. Ich muss zwar noch ein paar Dinge fertigbekommen, aber dann habe ich Zeit für Dich.", fütterte er mich mit Informationen. Noch während er sprach, zog er mich in eine freundschaftliche Umarmung und klopfte mir auf den Rücken. Nach der Begrüßung lösten wir uns voneinander und ich trottete Vince hinterher. Dieser ging nach oben und ich steuerte unsere Couch an. Auf dieser streckte ich mich aus, verschränkte die Arme unter dem Kopf und schloss die Augen. Allmählich fiel die Spannung des Tages von mir ab. Und dann plötzlich, wie aus dem Nichts, brach der erste Gedanke durch. Sofort herrschte in meinem Kopf absolutes Chaos. Ruckartig richtete ich mich auf, schluckte gegen das Kloßgefühl an. Fest kniff ich die Augen zusammen, ehe ich die Fingerspitzen meiner Mittel – und Zeigefinger gegen meine Schläfen presste und diese in kreisenden Bewegungen massierte. Ich kämpfte gegen diesen Gedanken an, konnte ihn jedoch nicht komplett abschütteln. 

 Erst als sich Vincent, wie ein nasser Sack, neben mich aufs Sofa plumpsen ließ, löste ich mich aus meiner Starre. „Na. Wie läuft's mit dem Psychokinese-Training?" Verwirrt blinzelte ich ihn an, verstand gar nichts mehr. Mein Kumpel drückte die Schultern nach oben und ließ diese wieder nach unten sacken. „Du hast so konzentriert auf den Bildschirm gestarrt. Ich hatte angenommen, dass das ein neues Hobby von Dir ist." Auf seinem Gesicht lag das breiteste Grinsen. Schlagartig fror dieses ein und Vince lehnte sich näher. „Was ist los, Brudi? Dich beschäftigt doch etwas. Du siehst aus, als hättest Du einen Geist gesehen." Im Augenwinkel sah ich, wie mich mein bester Freund musterte. Ich musste fest schlucken. Ich wusste nicht, wo ich beginnen sollte. Krampfhaft suchte ich nach den richtigen Worten.  „Mir geht es nicht gut, Vinne. Etwas stimmt nicht in meinem Kopf.", sagte ich zögerlich. „Das weiß ich seit wir Zw---". Anscheinend schien er zu spüren, dass ich nicht zu Scherzen aufgelegt war, da er sofort verstummte und seinen Witz nicht bis zum Ende durchzog. „Was...Was meinst Du damit?" Ich konnte ihn kaum verstehen, seine Stimme ähnelte einem geflüsterten Hauchen. Langsam lehnte ich mich gegen die Rückenlehne, vermied es meinen besten Freund anzusehen. 

„Brudi. So langsam machst Du mir Angst. Rede mit mir. Bitte." Der nachdrückliche, flehende Unterton traf mich. Meine kleine Macke schob sich in den Vordergrund und ich leckte mir nervös die Lippen. Vorsichtig hob ich meinen Kopf an, knetete dabei abwesend meine Hände. „Die Gesamtsituation macht mir Angst.", offenbarte ich ihm. Mir war bewusst, dass ich mit Vincent über alles reden konnte. Trotzdem fiel es mir gerade unglaublich schwer. Bisher habe ich das alles mit mir alleine ausgemacht. „Ich habe dunkle Gedanken in meinem Kopf. Sie tauchen einfach so auf. Ich glaube..." Schwer atmete ich durch. Ich zog mich in den Schneidersitz. Durch die Veränderung der Sitzposition gewann ich wertvolle Zeit. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ich fieberhaft nach den richtigen Worten suchte. „Ich glaube, dass sie mich schon mein ganzes Leben lang begleiten, aber... aber es wird mir jetzt erst bewusst. Diese Gedanken, sie..." Erneut legte ich eine Pause ein, fuhr mir der Hand über meine unrasierte Wange. Meine Lungen zogen sich zusammen und ich hatte das Gefühl, dass mir eine unsichtbare Macht die Luft abschnürte. Vincent legte seine Hand auf meine Schulter und übte leichten Druck aus. Es war nur eine simple Berührung, doch hatte sie eine beruhigende Wirkung auf mich. Minimal löste sich dieses beängstigende Gefühl auf. 

Nach einem tiefen Atemzug, sprach ich weiter. „Diese Gedanken haben sich tief in mein Bewusstsein eingenistet." Meine Stimme zitterte und drohte wegzubrechen, doch kämpfte ich mit einem räuspern dagegen an. „Ein Wirrwarr aus Bildern, die keinen Sinn ergeben. Einzeln würden sie sicherlich Sinn ergeben, aber... sie sind vermischt. Ich weiß nicht mehr weiter, Whynee." Leicht wippte mein Körper vor und zurück. Vincent hatte bisher kein einziges Wort gesagt. Ich riskierte einen vorsichtigen Blick und bereute es sofort. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er sah mich aus großen Augen an. Als ich ein funkelndes glitzern erkannte, sah ich direkt wieder weg. „Dag...", sprach er meinen Namen leise aus, doch erkannte ich seine Stimme kaum wieder. „Es trifft mich in den verschiedensten Momenten. In einem Moment kann ich total glücklich sein und im nächsten Moment erschlagen mich die Gedanken." Erneut leckte ich mir die Lippen. „Aber es sind nicht nur die Ge---" Mein Satz wurde von einem lautstarten WUMS durchbrochen. Jemand klopfte an der Tür. Ich drehte den Kopf zu Vincent, da er einen leisen Fluch ausstieß. „Ich... Ich bin gleich wieder da.", sagte er mit brüchiger Stimme. Mit den Händen fuhr er sich über das Gesicht und erhob sich von der Couch. Mit eiligem Schritt lief er nach unten und ich hörte wie er die Tür öffnete. „Cappi...", hörte ich ihn sagen. 

Du bist wie ich, dich gibt's nur einmal ... oder? | A SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt