☆ Kapitel 04 ☆

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AN: In diesem Kapitel wird Dag mit den harten und wichtigen Fragen konfrontiert. Aus diesem Grund, spreche ich für dieses Kapitel eine Triggerwarnung aus. Jeder Mensch reagiert anders auf dieses Thema. Falls ihr das Kapitel lesen solltet - vielleicht wollt ihr die Fragen für Euch selbst beantworten...

Berlin, 08. Mai. 2019

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„Dr. Flink", stellte sich mir der graubärtige Mann vor und reichte mir ebenfalls die Hand. „Vincent Stein", erwiderte ich. Mit einer unmissverständlichen Handgeste, gab uns der Arzt zu verstehen, dass wir uns setzen sollen. Dieser stummen Aufforderung kamen wir nach und ich beobachtete, wie er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. Er schob sich seine Brille zurecht und warf einen Blick in seine Unterlagen – vermutlich handelte es sich dabei um die Patientenakte von Dag. „Was führt Sie zu mir?" Was für ein Einstieg. Ich sah zu meinen besten Freund, welcher die Hände knetete. „Ich...", er nahm eine kurze Pause und atmete durch. Ich merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel. Hatte ich einen Fehler gemacht, indem ich ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hatte? „Etwas stimmt nicht mit mir. In meinem Kopf." Von Wort zu Wort, wurde seine Stimme leiser. „Geben Sie mir einen Moment." Kleine Fältchen bildeten sich auf meiner Stirn. Dag sah mich ratlos an, doch konnte ich nur mit den Achseln zucken. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf Dr. Flink. Dieser blätterte konzentriert in Dag seiner Akte, mit der anderen Hand kratzte er sich über den Bart. „Ich verstehe." Er sah auf und richtete seinen Blick auf meinen besten Freund.

„Da sind Sie schon weiter als ich. Ich weiß nur, dass ich professionelle Hilfe brauche", gab dieser leise von sich. Er wirkte total in sich gekehrt. Der Brillenträger ließ sich nicht von dieser Antwort beirren. „Möchten Sie einen Fragebogen ausfüllen oder ist es Ihnen lieber, wenn ich die Fragen mit Ihnen zusammen durchgehe?" Dag überlegte einen Moment, einen sehr langen Moment. „Ich glaube, dass es besser wäre, wenn ich die Antworten laut ausspreche", äußerte er sich schließlich. „In Ordnung. Dann fangen wir mit dem sogenannten ‚Zwei-Fragen-Test' an und arbeiten uns danach explizit durch die Fragen. In Ordnung?" Ein simples „Klar", war von Dag zu hören. Ich kannte diese Tonart und wusste, dass er mit den Achseln zuckte. Dr. Flink wandte sich seinem Computer zu und ich konnte erkennen, dass er eine Datei öffnete. „Herr Kopplin, haben Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos gefühlt?" Zwar sprach er Dag direkt an, doch las er den Rest der Frage ab. Das fing ja gut an. „Ja." Wieder nur eine knappe Antwort von meinem besten Freund. Warum hatte ich das nicht mitbekommen? Ich konnte diesen Gedanken nicht ausführen, da schon die nächste Frage gestellt wurde. „Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?" Auch diese Frage bejahte Dag.  "In Ordnung. Jetzt werde ich mit Ihnen die Fragen durchgehen und sie sagen mir bitte, ob diese Aussagen zutreffen. Dabei richtet es sich überwiegend auf die vergangenen Zwei Wochen", klärte er noch auf. 

„Haben Sie sich in den letzten zwei Wochen niedergeschlagen oder traurig gefühlt?", las der Brillenträger die erste Frage vor. Ich formte ein ‚Ja' mit den Lippen. Keine Sekunde später, hörte ich Dag die Frage ebenfalls bejahen. Der Arzt machte sich eine kurze Notiz, noch währenddessen, stellte er schon die nächste Frage: „Gab es Zeiten, in denen Ihre Stimmung besser oder schlechter war?" Ich hatte das Bedürfnis zu Dag zu sehen. Auch wenn ich nur sein Seitenprofil erhaschte, erkannte ich, dass die Frage ihn verwirrte. „Meine Gedanken fahren Achterbahn und holen meine Stimmung täglich für eine Rundfahrt ab. Vermutlich muss ich die Frage mit einem Ja beantworten?" Die Antwort hatte mehr von einer Frage. „Es ist also zutreffend?", hakte Dr. Flink nach, woraufhin Dag mit einem knappen „Ja", antwortete. „Haben Sie in der letzten Zeit das Interesse oder die Freude an wichtigen Aktivitäten verloren? In Bezug auf Hobbies und Arbeit." Dag überlegte einen Moment. „Das trifft überwiegend zu." Seine Antwort überraschte mich und ich hatte das Gefühl, dass es nicht die einzige überraschende Antwort sein würde.

Warum hatte ich davon nichts mitbekommen? Er wirkte meistens so gutgelaunt, wenn wir zusammen im Studio waren und an neuer Musik getüftelt hatten. Erneut machte sich der bärtige eine Notiz. Die nächste Frage stand dabei schon in den Startlöchern. „Hatten Sie in den letzten zwei Wochen fast ständig das Gefühl, zu nichts mehr Lust zu haben?" Dag senkte den Blick. „Überwiegend trifft das zu, ja." Er wurde von Antwort zu Antwort immer ruhiger. Dafür knetete er seine Hände immer intensiver und leckte sich häufiger über die Lippen. „Haben Sie Ihre Energie verloren?" Mein bester Freund beantwortete die Frage mit einem Kopfnicken. Dies reichte dem Doktor, denn erneut kritzelte sein Stift über das Papier. „Fühlen Sie sich ständig müde und angeschlagen?" Der angesprochene rutschte leicht im Stuhl hin und her. „Trifft teilweise zu." Es war ein Wechselspiel aus Frage, Antwort und ein Vermerk in den Unterlagen. „Fällt es Ihnen schwer, die Aufgaben des Alltags wie gewohnt zu bewerkstelligen?" Ich spürte das Dag etwas hibbeliger wurde und es ihm immer schwerer fiel, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

Du bist wie ich, dich gibt's nur einmal ... oder? | A SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt