Lynn

Es ist jetzt vier Wochen her seit die Jungs Jay und mich ans Meer holten, um uns zu überraschen. Resi und Jake luden mich in ein Auto ein und führen mich unaufgeklärt zur Ostsee. Brian erzählte Jay etwas von einem spontanen Männerabend. Wir beide gingen nur widerwillig mit unseren Freunden mit, da wir uns durch die vergangenen Geschehnisse aus freien Stücken zurück gezogen hatten... bis wir den wahren Hintergrund ihres Planes erfuhren. Nicht nur ich schaute blöd aus der Wäsche, als ich Jay und seine Kumpels am Grill, vor Zelten sitzen sah, auch Jayden war zuerst mit meiner Anwesenheit überfordert. Zwischen uns stand eine komische Luft. Zum einen, weil wir uns seit der Verhaftung seines Vaters nicht mehr zu Gesicht bekamen, zum anderen, da wir als beste Freunde Sex miteinander hatten. Eine Sache, die wir uns vorher nie zu träumen vermochten. Nur wusste keiner der Anwesenden von unserem Problem, bis auf Resi, die uns daher besonders intensiv unter die Lupe nahm, als wir uns zur Begrüßung umarmten. In diesem Moment waren alle meine Zweifel wie weggeschwemmt und obwohl ich mir meiner Gefühle zu ihm bewusst war, aber seine Ansicht nicht kannte, viel es mir leicht den Moment zu genießen, indem ich ihn einfach wieder bei mir hatte. Ich dachte nicht an unsere gemeinsame Nacht und machte mir keine Gedanken über seine Liebe zu mir - ich dachte nicht egoistisch, sondern daran, dass er endlich seinen Vater bezwang. Nie wieder blaue Flecke, nie wieder Angst um seine kleine Schwester, nie wieder in Abhängigkeit leben. Endlich kann er sich auf sein Leben und sein Studium konzentrieren und anfangen die schlimmen Bilder in seinem Kopf zu verarbeiten, ohne das immer wieder neue dazu kommen.
Nach unserer langen Umarmung, klatschten die Jungs Beifall, was uns zum lachen brachte. Ich musste mich erst an den Fakt gewöhnen, dass sie mich endlich als Jay's Freundin akzeptierten. Und vor allem wollte ich sie besser kennenlernen, nachdem ich so lange schlecht über sie dachte und das nach all der Zeit, die ich sie kenne. Wir saßen den ganzen Abend zusammen am Lagerfeuer, aßen und quatschten. Tatsächlich amüsierte ich mich über ihre Anwesenheit und ihre kleinen Sticheleien untereinander. Niemals hatte ich mir ihre Treffen so harmonisch vorgestellt, eher dass sie sich gegenseitig ihr Männerego beweisen wollen. Obwohl sie alle doch so waren, wie ich es mir vorgestellt hatte, kamen sie im Einzelnen ganz anders herüber. Dylan erzählte von dem hübschen Mädchen, was er kennengelernt hatte, aber es ekelte mich nicht an wie sonst, denn ich lachte über seine Erzählungen. Ich wollte sie mit nach Hause nehmen, aber ich war ihr wohl zu hässlich. - scherzte er. Jake hielt Resi den ganzen Abend umschlungen, und obwohl er wie immer sehr schweigsam war, sah man ihm an, wie wohl er sich fühlte. Er lachte mit den Jungs mit und sah zwischendurch immer stolz zu seiner Freundin herunter. Einen Heidenspaß hatten wir, als der organisierte Anwalt zwei Bratwürste im Sand verlor, was ihn beim zweiten Mal unwahrscheinlich auf die Palme brachte. Als Jay die sandige Wurst aufhob und ihm aus Jux und Tollerei in ein Brötchen packte, musste selbst er über sich schmunzeln. Du hast recht, jetzt ist die Verschwendung hinfällig. Schön, dass du so mitdenkst. Damals wäre mir sein Spruch zu arrogant gewesen, aber als er ihn sagte, prustete ich in meine Ellenbeuge. Dann meldete sich Brian zu Wort. Er hielt eine kleine Rede, darüber, dass er stolz auf seinen Kumpel sei, dass er sich gegen seinen Vater behauptet hatte, er versicherte ihm immer Rückenhalt und ein offenes Ohr. Auch wenn es wieder um deine nervige beste Freundin geht. Erst sagte er diesen Spruch sehr ernst, dann blinzelte er verschmitzt zu mir rüber. Von mir bekam er dafür den Dicken gezeigt. Amüsiert verdrehte er die Augen und fuhr fort. Er bedankte sich bei uns allen, dass wir so zusammen sitzen und glücklich sein können und hieß mich und Resi, die er schon als Jake's Freundin betitelte, als neue Mitglieder willkommen. Brian wirkte alles andere als dominant und beherrschend, er machte eher den Eindruck des pflichtbewussten Gruppenaufpassers.
Jay und ich saßen zwar nebeneinander, dennoch sahen wir uns eigentlich kein einziges Mal an. Wir hatten einen wunderschönen Abend, aber wir wussten nicht so recht miteinander umzugehen, weshalb wir es dabei beließen und uns unabhängig davon den Gesprächen anschlossen. Mir war bewusst, dass erst einmal Graß über die Sache wachsen muss.
In der Nacht schliefen wir in den Zelten. Seph und Dylan, hörte man bestimmt noch fünf Minuten über die gerechte, prozentuale Platzverteilung diskutieren, bis Brian sich aus dem Nachbarzelt einmischte und sie zur Ruhe brachte. Ich schlief mit Resi und Jake zusammen in einem Zelt, die zum Glück nur kuschelten. Es war ein komisches Gefühl von Neid in mir, da ich wusste, das die Person mit der ich gerne kuscheln würde, ein Zelt weiter neben Brian liegt.
Als ich am Morgen aufwachte hatten die Frühaufsteher Jay und Jake schon alles zusammen geräumt. Die Unterkünfte bauten wir ab, nachdem Dylan endlich wach wurde, aber nur durch Resi's Hilfe, da sie ihm Wasser auf's Gesicht träufelte. Zum Abschied nahmen wir uns vor das Ganze zeitnah zu wiederholen, da es wirklich schöne Stunden waren.

𝕍𝕠𝕟 𝕙𝕚𝕖𝕣 𝕓𝕚𝕤 𝕫𝕦𝕞 𝕨𝕚𝕣 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt