Ich hechte so schnell ich kann durch den Flur, um zu vermeiden, dass mich jemand von den Jungs entweder hört, oder sieht. In ihrem Zustand möchte ich ihnen heute nicht mehr über den Weg laufen. Als ich durch die Küche gehe und ins Bad verschwinde, kann ich durchatmen. Zuerst schminke ich mich mit Seife ab und richte mir die Haare. Die Zahnbürste in meiner Hand bringt mich zum lachen, da ich mir imaginär vorstellen kann, wie die Konversation zwischen Jayden und Dylan ablief. Nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, ziehe ich mir meinen Zweiteiler aus und streife mir Jay's Shirt über. Es riecht wieder so unwahrscheinlich gut nach ihm und endlich muss ich mich nicht mehr dafür schämen, dass ich nicht genug von diesem Duft bekommen kann. Noch ein letzter Check in den Spiegel, dann lösche ich das Licht und gehe in die Küche. Plötzlich höre ich Schritte vom Flur und die Tür öffnet sich. So schnell ich kann ziehe ich mir das T-shirt lang, doch dann tritt Resi in den Raum.
"Alter! Erschreck mich doch nicht so! Du kannst hier nicht so einfach im Dunkeln stehen!" Sowie auch ich trägt sie ein Shirt was nicht nach ihrem aussieht. Nur ist ihres noch kürzer, da Jake kleiner ist als Jay. "Aber oha! Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber fetzig dich in Jungsklamotten zu sehen.", zwinkert sie mir zu.
"Ich wollte nur schnell ins Bad und wieder zurück." Verlegen richte ich mit das Oberteil.
"Na dann werd ich das neue Liebespaar mal nicht aufhalten."
Ich winke ihre Stichelei schmunzelnd ab und gehe an ihr vorbei. Kurz bevor ich die Küche der Jungs verlasse drehe ich mich noch einmal zu ihr und schließe sie in den Arm. "Danke, für heute." Und für die ganzen letzten Wochen. Sie hat genauso ihren Teil dazu beigetragen, dass es jetzt so gekommen ist und das ist das Mindeste was ich tun kann.
Bevor ich die Türklinke zu Jayden herunter drücke geht mein Puls wieder hoch. Ich gehe jetzt zu meinem Freund! Mein Kopf wird wohl noch etwas brauchen, um das zu realisieren. Sowie ich die Tür öffne, sehe ich, dass er das Licht in seinem Zimmer ausgemacht hat. Vorsichtig trete ich ein und sehe mich um. Vereinzelt stehen Kerzen auf seinen Regalen und eine Lichterkette in den Gardinenstangen leuchtet. Auf seinem Fernseher läuft ein Video von einem knisternden Lagerfeuer. Er sitzt auf seiner Couch - in der Hand zwei Flaschen. Sprachlos starre ich ihn an, ohne mich vom Eingang wegzubewegen. Mir steht die Kinnlade offen, da ich das hier alles andere als erwartet hatte. Ist das mein Jay der da liegt?
"Mensch, jetzt mach die Sache nicht noch unangenehmer für mich, als sie eh schon ist, sondern komm her und stoß mit mir an.", lacht er verlegen.
Ich befolge seine Anweisung und schließe die Tür hinter mir. Ohne ihn aus den Augen zu lassen wage ich mich zum Bett und nehme das Radler entgegen, dass er mir hinhält. Doch bevor ich - so wie er - einen Schluck trinke, stelle ich es wieder beiseite und greife auch nach seinem Glas, um es ebenfalls aus dem Weg zu räumen. In seinem Blick erkennt man Verwunderung und auch er mustert mein Gesicht genauso eindringlich ab, wie ich seines. Mein Körper reagiert und ich setzte mich ihm auf den Schoß. Seine Bemühungen haben mich so sehr berührt, dass die Gefühle mit mir durchgehen. Er hat das alles für mich vorbereitet. Woher kommt diese Romantik? Seine Hände legen sich um meine Taille, um mir zu signalisieren näher an ihn heran zu rutschen, während ich meine an seine Wangen lege. Ich ziehe ihn an mich und beginne ihn leidenschaftlich zu küssen. Zu wissen, dass ich es im Nachhinein nicht mehr bereuen muss, treibt mich voran. Endlich kann und darf ich ihn küssen, wann und wo ich will. Seine Zunge berührt meine, wodurch mir ein warmer Schauer über den Rücken läuft. Er liebkost sie und drückt seine Arme noch fester um mich. Und erst als wir beide kaum noch Sauerstoff bekommen lassen wir ab und sehen uns gegenseitig erstaunt an.
„WOW." - sagen wir beide gleichzeitig und holen Luft. Dann fangen wir an zu lachen.
„Womit hatte ich das gerade verdient?" Er streift mir meine Haare mit beiden Händen zurück und legt seinen Kopf leicht schief.
„Für das hier... das alles. Du hast dir solche Mühe gemacht."
„Ich musste noch einiges nachholen." Wieder küsst er mich, aber dieses Mal nur kurz. „Du machst mich gerade zum glücklichsten Menschen der Welt. Weißt du das eigentlich, Lynn?"
Ich sehe ihn mit einem erstarrten Gesicht an und weiß nicht darauf zu antworten - so überrascht bin ich von seiner Ehrlichkeit. Dieses Mal gebe ich ihm einen kleinen Kuss und lasse Taten statt Worte sprechen. Seine Hand streicht über meinen Rücken während ich ihn keine Sekunde aus dem Auge lasse. Als wäre er ein Naturphänomen verfolge ich jede klitzekleine Bewegung von ihm. Sein Blinzeln, was schneller ist als gewöhnlich, das bewegen seiner Nasenflügel, wenn er einatmet, selbst das unauffällige Zucken seiner Augenbrauen fasziniert mich.„Was siehst du mich so an?"
Er ist vermutlich verunsichert, weil ich so ungewohnt wenig rede. Mit einer kleinen Kopfbewegung unterstreicht er seine für ihn banal wirkende Frage, doch ich sehe dem einst so coolen Jungen an, dass auch für ihn die Situation neu ist.„Ich muss mich daran erst einmal gewöhnen.", gebe ich schmunzelnd zu, was er hingegen erst negativ bewertet, da sich seine Mimik verzieht. Schnell korrigiere ich das Missverständnis. „Im guten Sinne! Meine Emotionen übermannen mich gerade einfach, weil ich damit nicht gerechnet hätte."
„Womit?" Er rutscht auf seinem Hintern hin und her, wodurch ich leicht mitschwinge.
„Dass ich das Glück habe mit dir zusammen zu kommen." Ich halte seinem Blick stand und auch er erstarrt. Das ist das erste Mal, dass er es von mir hört. „Ich liebe dich Jayden Hall." Mein Herz schlägt schneller als nie zuvor. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, bekommt er kein Wort raus. Kurzerhand überlege ich, wie ich aus der Misere wieder heraus komme, da ich das Gefühl bekomme, es übereilt zu haben, doch dann sehe ich genauer hin. Unter seinem rechten Augenlied sammelt sich eine Träne, die er schnell versucht weg zu wischen. Aber ich halte ihn ab, indem ich nach seinem Handgelenk greife und es weg ziehe. „Ich gehe mal davon aus, dass sie aus Freude kam und dann muss es dir nicht unangenehm sein... nicht vor mir." Er hat mich schon viel öfter heulen sehen.
„Es ist nur...", stottert er zusammen. „Es liegt daran, dass ich diese Worte noch nie zuvor gesagt bekommen habe. Es fühlt sich einfach schön an. Also verstehst du?"
Ich nicke heftig. Ich kenne deine Familie... natürlich verstehe ich... und nehme ihn fest in den Arm.
Bestimmt zwei Minuten verharren wir so, bis er die Umarmung auflöst und mich leidenschaftlich beginnt zu küssen. Er dreht mich nach hinten auf den Rücken und löscht das Licht der kleinen Stehlampe, was der Einklang unserer gemeinsamen und dieses Mal ersten offiziell verbrachten Nacht ist.
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𝕍𝕠𝕟 𝕙𝕚𝕖𝕣 𝕓𝕚𝕤 𝕫𝕦𝕞 𝕨𝕚𝕣
Teen FictionNachdem Lynn und Jay sein Familienproblem in den Griff bekommen haben, dachten sie, dass sie sich endlich um ihre verzwickte Situation kümmern können. Immerhin ist ihre Freundschaft nach allem was passierte nicht mehr die selbe. Doch ein Problem fol...