Resi und ich saßen insgesamt drei Stunden auf der Bank im Park und lernten für unsere erste große Klausur. Alles in allem sind wir gut durchgekommen und konnten uns den gesamten Inhalt einprägen. Nachdem wir uns gegenseitig abfragten, fühlten wir uns sicher und beendeten unsere Lerneinheit. Zusammen gingen wir zurück ins Wohnheim und verabredeten uns für dem nächsten Tag. Ich fing an mein Zimmer aufzuräumen, um mich irgendwie abzulenken. Trotzdem wanderte mein Blick alle zehn Minuten an meine Wanduhr. Kommt Brian wirklich vorbei? Oder hat er nur gescherzt. Immerhin ist er doch heute mit Natalie unterwegs und wird sie nicht so schnell abwimmeln können. Was sag ich ihm nur? Ich laufe nervös durch alle Räume und krame aus den Ecken meine Wäsche zusammen. Den Haufen packe ich in einen Korb und stelle ihn an meine Eingangstür, um sie gleich herunter in den Waschraum zu bringen. Doch vorher spüle ich mein Geschirr ab und staple es zum abtropfen daneben auf einem Tuch. Das war wirklich nötig! Die letzte Zeit hatte ich gar keinen Nerv vernünftig Ordnung zu schaffen. Das lernen hat mich ganz schön gefordert und danach war ich froh mich entspannen zu können. Aber heute muss es sein. Mit dem Wäschekorb in der Hand verlasse ich die Wohnung und ziehe die Tür elegant mit dem Fuß zu. Auf dem Weg nach unten grüßen mich die anderen Studenten, dessen Gesichter ich fast alle schon einmal gesehen habe. Ich kann behaupten, dass ich mich hier gut eingelebt habe. Meine Sorge, dass ich mich hier nicht wohl fühlen könnte, hat sich also nicht bewahrheitet. Noch eine Sache in der ich reifer geworden bin. Ich bin selbstbewusster und mache mich vorher nicht mehr so schnell verrückt. So sollte ich auch an das Treffen mit Brian heran gehen, aber irgendwie ist das etwas anderes... ich kann mir vorstellen wie es ablaufen wird. Ich fühle mich jetzt schon unter Druck gesetzt, obwohl er noch nicht einmal hier ist.
Die Wäsche ist in der Trommel und ich kann zurück auf mein Zimmer gehen. Um mich auf das Gespräch vorzubereiten mache ich mir Notizen, wie ich ihm antworten könnte. Jay und ich sind wie Geschwister, deshalb nimmt uns die jeweils andere Gefühlslage so mit, oder wie: Ich habe ihn provoziert wegen seiner Familie, deshalb ist er ausgerastet. Aber alle Ausreden dieser Art haben eine Haken. Wenn er Jay darauf anspricht hat er überhaupt keine Ahnung wie er reagieren soll, da sie alle gelogen sind. Und wir haben keinen Kontakt, da ich ihn abgebrochen habe, somit kann ich ihn nicht darauf vorbereiten. Laut Resi soll ich ihn ignorieren, bis er sich meldet, sonst ist unser Plan hinfällig. Ich nehme die Liste, zerknülle sie und schmeiße sie in die Ecke, wo auch der Mülleimer steht. Überfordert drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Zimmerdecke. Ich mit Brian alleine. Ich protzte letztens, dass ich ihn jetzt händeln könnte, aber nicht beim Thema Jay. Nach minutenlangen Grübeln merke ich wie meine Augen schwer werden. Ich dachte, ich könnte mich dagegen wären, aber mein Kopf ist zu erschöpft und übernimmt die Oberhand. Schließlich nicke ich weg und werde erst wach, als auf dem Flur laute Geräusche erklingen. Ich schreckte hoch und starre auf die Uhr. Mein Blick ist noch verschwommen, aber langsam wird das Bild klar. Zehn Minuten nach Acht. Scheiße! Warum habe ich so fest geschlafen!?Dann hämmert es an meiner Tür. "Lynn mach auf." Er klopft weiter, als ich nicht reagiere. Dieses Mal noch lauter und aggressiver. "Ich löse mein Versprechen ein! Das kannst du mir glauben!", droht er mit tiefer Stimme. Da ich es ihm sehr gut zutrauen kann, hechte ich so schnell ich kann von meinem Bett hoch und zum Eingang, ohne darüber nachzudenken, ihn vielleicht doch draußen zu lassen. Die Tür dreht auf und Brian sieht zu mir herunter. Seine Haare sind heute etwas nach hinten gegelt, wodurch sie noch tiefschwarzer aussehen, als sonst. Warum ist er so gestylt? Seine grünen Augen schimmern dadurch auffälliger, aber vielleicht täuscht das, da er sie überrascht aufreißt. Er waren gedanklich wohl schon so weit seinen Tritt zu starten. Von einer zur anderen Sekunde verändert sich sein starrer Gesichtsausdruck und wird übertrieben freundlich. „Lynni, du kleine Kröte! Du bist ja doch da!"

Ich stoß ihn mit beiden Händen zurück, aber er bleibt felsenfest stehen. „Du Penner! Was machst du hier für eine Aufruhr! Schon mal daran gedacht, dass ich dafür die anschnauze bekomme?"

𝕍𝕠𝕟 𝕙𝕚𝕖𝕣 𝕓𝕚𝕤 𝕫𝕦𝕞 𝕨𝕚𝕣 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt