Seitdem er mit dem kleinen Bären schrieb war seine Bildschirmzeit echt explodiert. Dabei war er sonst eigentlich gar nicht so Handysüchtig, aber vielleicht Bärensüchtig, warf sein eigener Kopf ein und manchmal verfluchte er sich für die Fähigkeit so verdammt gute Selbstgespräche führen zu können.
Tatsächlich musste er sich aber eingestehen, dass er durchaus seinen Narren an dem Jüngeren gefressen hatte und er war fast froh, als die Sommerpause sich dem Ende entgegen neigte und es auch für ihn zurück nach Europa ging. So sehr er sein Zuhause, seine Heimat auch vermisste, wenn er nicht dort war, so sehr sehnte er sich dieses Mal nun auch nach seiner Wahlheimat in Oxford, England zurück. In der gleichen Zeitzone, wie der kleine Bär zu sein, würde ihn nicht mehr nächtelang wach halten. Nicht, dass er sich beschweren wollte, immerhin konnte er immer und überall koalamäßig schlafen. Nur wunderte es seine Familie ein wenig, dass er dauermüde war. Die Erklärung, dass er einem Freund in England half, nahmen sie ihm allerdings ab.
Ein Freund.
Der kleine Bär war längst kein Fremder mehr für ihn.
Der kleine Bär war zu einem Freund geworden in den letzten zwei Wochen.
Zwei Wochen.
Lustig, dass es ihm so vorkam, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen.
Wirklich kennen.
Persönlich.
Verrückt und doch fühlte es sich für ihn so an.
Zurück in England war er aber auch wieder näher an all seinen eigenen Problemen. Die waren über die Sommerpause hinweg ja eher mehr geworden, als dass er sich davon hätte erholen können.
Immer neue Vermutungen tauchten auf. Er hatte jetzt schon das Gefühl unbeliebt zu sein. Das nervte und zerrte an ihm.
Aus dem Nichts wuchs der Wunsch nach einem richtigen Freund in ihm. Jemand Reales, den er treffen und sehen konnte. Sein kleiner Bär kam dafür leider Gottes nicht in Frage. Der Jüngere suchte ja gerade die Anonymität ihrer Freundschaft. Die Gefahrlosigkeit hinter dem einander nicht zu kennen.
Leise seufzend zog er sein Telefon hervor und lachte erst einmal spöttisch über die neueste McLaren Schlagzeile, die ihm angezeigt wurde. Ricciardo forderte angeblich einundzwanzig Millionen dafür, dass er seinen Sitz freigab, eine Art Schadensersatz. Seiner Meinung nach sollte McLaren lieber Schmerzensgeld von seinem Landsmann verlangen, für dessen beschissene Leistung in den letzten anderthalb Jahren, aber okay, das war nicht seine Baustelle. Noch nicht.
Wer käme in Frage...
Wer war schon wieder hier...
Wer...
„Aber, wenn er ist, wie wir, wieso hast du dich dann nie getraut?"
Wo die Worte des kleinen Bären mit einem Mal herkamen, wusste er so genau gar nicht, aber sie riefen ihm in Erinnerung, dass es durchaus jemand Reales gab.
„Bist du schon zurück in England und hast Lust was essen zu gehen?", tippte er in sein Telefon und musste gar nicht lange auf eine Antwort warten.
„Sicher, dass du mit mir zusammen gesehen werden willst? Könnte ein schlechtes Licht auf dich werfen..."
„Hätte ich sonst gefragt?", textete er zurück und verdrehte die Augen, „Soll ich nach Milton Keynes kommen, oder kommst du nach Oxford oder wie wäre London?"
„Ich weiß nicht..."
Das war schwerer als gedacht.
„Och komm schon, das wird lustig. Der Unruhestifter der Formel 2 und der, der Formel 1 Welt zusammen unterwegs. Essen, reden. Ich könnte wirklich eine reale Person zum Reden gebrauchen. Lass mich nicht betteln."
![](https://img.wattpad.com/cover/289795891-288-k223949.jpg)
DU LIEST GERADE
Koalabärenküsse
Любовные романыEs war gar nicht so einfach jemanden zu finden, dem man bedingungslos vertrauen konnte, gerade dann nicht, wenn man, wie sie in der schrägen Motorsportwelt zu Hause war. Aber zum Glück gab es ja die Anonymität des Internets und somit Mittel und Wege...