Ihm war verdammt warm, als sich seine Augen das nächste Mal öffneten. Das Wieso klärte sich schnell. Er lag eingeklemmt zwischen Oscar und Jüri in einem ihm fremden Bett und sofort stürzten die Ereignisse des gestrigen Tages wieder auf ihn ein.
Der Kloß in seinem Hals wuchs. Seine Sicht wurde glasig. Seine Hände öffneten und schlossen sich fast schon krampfhaft, zumindest so lange bis eine eingefangen wurde und ein Daumen beruhigend über seinen Handrücken fuhr.
Er seufzte leise, als er in der Berührung Ruhe fand. Ganz langsam drehte er seinen Kopf zur Seite und ertrank prompt in Oscars Augen.
„Alles gut?", flüsterte dieser leise fragend und er nickte überfordert, denn der Aussie verwirrte ihn ungemein.
Wieso war da diese Sehnsucht plötzlich in ihm.
Ein Sehnen nach Nähe.
Ein bis dato unbekanntes Verlangen.
Das war verrückt, denn eigentlich kannte er den Australier gar nicht und eigentlich beherrschte ja auch ein ganz anderer Koala seine Gedanken.
Jüri stieß einen leisen Schnarcher aus. Der Bann brach.
Verunsichert kniff er die Augen zusammen, fühlte sich komisch.
Verwirrt.
„Ich mach mal Frühstück", hatte er auch das Gefühl, als wenn Oscar aus der Situation flüchten würde.
Der Ältere befreite sich so leise wie möglich aus dem Bett und Zimmer.
Ein wenig wehmütig sah er ihm nach und griff dann erst einmal zu seinem Handy.
Sofort schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. Sein Koala hatte geschrieben und war ihm nicht böse, sondern einfühlsam, wie immer. Vielleicht war das auch so eine australische Eigenschaft. Er musste in der Akademie mal darauf achten, ob James ebenfalls so emphatisch war.
„Hey 🐨", fing er also an zu tippen und stellte fest, dass er eigentlich gerade nicht darüber reden wollte.
Es fiel ihm so unglaublich schwer, die Worte, den Hass und den Zorn seiner Mutter wiederzugeben.
Sich alles erneut in Erinnerung zu rufen, was er seit gestern versuchte zu verdrängen, klang nicht sonderlich verlockend, auch nicht, um es dem Älteren erzählen zu können. Vertrauter hin oder her.
„Sei mir nicht böse, aber ich kann es gerade nicht nochmal durchleben und das würde passieren, wenn ich dir alles erzählen würde. Kurz gesagt, meine Mutter weiß jetzt, dass ich schwul bin und das war nicht schön. Es geht mir aber relativ gut. Ich bin erst einmal bei Freunden untergekommen. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen. Erzähl mir lieber was von dir. Lenk mich ab. Es liegen ein paar anstrengende Wochen vor mir, aber danach... Meinst du, wir könnten es doch real machen?"
Sein Herz schlug ihm bei dieser Frage bis zum Hals, gleichzeitig beschloss er aber nicht zu kneifen. Sobald der Triple Header hinter ihm lag, würde er ehrlich sein. Erst einmal klarstellen, dass er zwar hin und wieder in Italien war, aber deshalb noch lange kein Italiener, sondern Brite und dann würde er vorschlagen, Bilder zu tauschen. Er wollte endlich ein Gesicht für den gesichtslosen Geist in seinen Träumen, der derzeit Oscars trug und ihn einfach nur noch verwirrte.
„Also nur wenn du willst, natürlich. Danke, dass du immer da bist. Liebe Grüße 🐻", schloss er seine Antwort für den Moment ab und schrak zusammen, als Jüri sich neben ihm regte.
„Guten Morgen", nuschelte der Este verschlafen, was irgendwie süß war, „Hast du gut geschlafen?"
„Ja", bestätigte er leise.
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Koalabärenküsse
Любовные романыEs war gar nicht so einfach jemanden zu finden, dem man bedingungslos vertrauen konnte, gerade dann nicht, wenn man, wie sie in der schrägen Motorsportwelt zu Hause war. Aber zum Glück gab es ja die Anonymität des Internets und somit Mittel und Wege...