🐨 Part IV

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Zuerst hatte ihn die erneute halbe Nachricht des kleinen Bären verwirrt, dann nachdenklich gestimmt und zu guter Letzt mit Freude erfüllt. Zeitgleich hatte sich aber auch die Erkenntnis eingeschlichen, dass der Jüngere wahrscheinlich an Ort und Stelle starb, sobald er bemerkte, dass er besagte Worte doch versehentlich abgeschickt hatte.

Momentan hatte er Zeit, denn er wartete darauf, dass Jüri, Logan und Liam, mit den Habseligkeiten des Esten bei ihm aufschlugen. Logan hatte praktisch veranlagt wie er war, einen kleinen Transporter gemietet und mit diesem brachten sie nun Jüris Sachen her und quetschten nicht alles in ihre kleinen Autos.

Deshalb konnte er auf jeden Fall den Onlinestatus des kleinen Bären im Auge behalten und sofort reagieren, als dieser wieder als anwesend geführt wurde. Er wollte ihn nicht unter Druck setzen oder vorführen. Der Jüngere sollte keine Angst haben, dass es sich zwischen ihnen in diese Richtung zu verändern schien. Ihm gefiel der Gedanke ebenfalls sich zu daten und besser kennenzulernen. Der Wunsch danach war plötzlich da gewesen und hielt sich nun hartnäckig. Allerdings war ihm auch bewusst, dass der kleine Bär, genauso wie er selbst auch, die Anonymität ihrer Freundschaft schätzte. Er ging davon aus, dass dieses Nichtkennen enorm dazu beitrug, dass der andere so offen war. Der Jüngere vertraute ihm bedingungslos, weil er ihn halt gerade nicht kannte und wahrscheinlich bestritt dieser deshalb die eigenen Worte auch gar nicht. Diese Ehrlichkeit tat unglaublich gut und brachte auch ihn dazu sein Herz zu öffnen.

Es tat ihm dann auch unglaublich leid, dass sie ihre Unterhaltung beenden mussten, weil die anderen da waren.


Er half gedankenverloren beim Ausladen. Wahrscheinlich war es ein Vorteil, dass die Red Bull Wohnungen möbliert waren und sie so keine zusätzlichen Möbel unterbringen mussten, dennoch hatte sich einiges in den letzten Jahren angesammelt.

„Ich weiß nicht, was ich mit dem ganzen Red Bull Zeug machen soll", schob Jüri einen Karton, den Liam gerade auf dem Fußboden im Wohnzimmer abgestellt hatte mit dem Fuß weiter.

„Wir stellen ihn erst einmal auf den Dachboden", schlug er vor, „Und wenn es dir besser geht guckst du ihn durch und entscheidest welche Erinnerungen du behalten möchtest. Das Ende war jetzt nicht schön, aber du hattest ja auch glückliche Zeiten mit ihnen."

„Ich bin in Ordnung", widersprach der Ältere sofort, allerdings auch reichlich schwach und somit unglaubwürdig.

„Bist du nicht", übernahm Logan dieses Mal das Antworten, „Aber das ist okay. Wäre keiner von uns. Aber wie heißt es? Geht eine Tür zu öffnet sich eine neue, oder so ähnlich."

„Man darf nur nie aufgeben", mischte sich eine neue Stimme ein, „Sorry, dass ich nicht eher konnte. Dafür bringe ich aber Verpflegung mit und die Tür hier war übrigens offen."

Juan schob sich mit einem Karton Donuts an den Umzugskartons im Flur vorbei zu ihnen ins Wohnzimmer und wurde sofort freudestrahlend in Empfang genommen.

„Pause", befand Liam und kaute schon, bevor er selbst überhaupt dazu gekommen war den Formel 3 Piloten zu begrüßen.

„Raupe", wurde der Kiwi dafür synchron auch prompt aufgezogen, was diesen allerdings nicht juckte.

Irgendwie wurde ihm plötzlich aber auch bewusst, dass er sich ziemlich isoliert hatte. So eine lustige Runde hatte er schon lange nicht mehr in seinem Wohnzimmer gehabt. Man spürte die tiefe Freundschaft zwischen Jüri, Liam und Juan, in die auch Logan und er integriert wurden. Eigentlich war er doch gesellig und nicht so in sich gekehrt, wie in letzter Zeit.

„Oscar? Willst du keinen Donut?", wurde er aus seinen Gedanken gerissen und stand nun im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

„Ich wette er träumt schon wieder von seinem Bärenkopf", zwinkerte Logan vergnügt.

KoalabärenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt