02 - New Yorker

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Weil der Fußgängerweg nur auf der anderen Seite war und ich die Straße nicht überqueren wollte, beschloss ich einfach auf der Straße zu gehen.

,,Hey! Seljanko! (Bauerin)", schrie jemand und kurz danach wurde ich ins Gras geschubst, etwas schweres auf mich und ein Auto fuhr an uns vorbei.

Geschockt öffnete ich meine Augen und blickte in Can's braune Augen. Sein Gewicht war zwar auf seinem Unterarm, womit er sich abstützte, verlagert, dennoch spürte ich seinen schweren Körper auf meinem. In der nächsten Sekunde rollte er zur Seite und lag nun neben mir. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und  schaute hinauf zum Himmel, beobachtete wie die Sonne über dem klaren blauen Himmel schien.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas drang mich dazu, zu Can zu schauen. Dies tat ich dann auch und bemerkte, dass er mich schon anschaute. Wie auf Kommando fingen wir dann an zu lachen.

Urplötzlich fiel mir die Zeit ein. Ich war viel zu lange weg, deswegen stand ich von meinem gemütlichen Platz auf, während Can noch da lag und mir grinsend die Hand reichte. Ich versuchte ihn hoch zu ziehen, ohne Erfolg. Ich ließ seine Hand los und sagte zu ihm:  ,,Bis zum nächsten Mal musst du abnehmen. Du bist zu schwer, dass ich dich hoch ziehe."

Er stand eigenständig auf und stellte sich zu mir. Ein Grinsen bildete sich in seinem Gesicht. „Heißt das wir haben ein Date?" Ich wurde rot als ich merkte auf was ich aus Versehen Anspielungen gemacht hatte, deswegen schaute ich nicht in seine Augen als ich ihm antwortete: „Wenn wir hier weiter stehen dann nicht."

Als wir bei meinem neuen Haus ankamen blieb ich stehen. „So, hier wohne ich." „Nettes Haus, ich komm dich besuchen." Er grinste mich an und ich ihn.

„Bujrum (willkommen)." Ich öffnete das Gartentor und wollte gerade rein gehen, als er mich aufhielt.

„Bis demnächst..." Ich drehte mich zu ihm um. „... zu unserem Date.", fügte er noch grinsend und zwinkernd hinzu. Ich merkte schon wie mein Kopf rot anlief. Ich ging schnell zur Haustür und hörte nur wie Can lachend davon ging.

„Und hast du ein Laden gefunden?", fragte mich mein Bruder als ich das Wohnzimmer betrat. „Ja." 

Meine ganze Familie saß im Wohnzimmer und schaute irgendeinen Film im Fernseher an. Ich tat die Tüte, in der sich das Brot befand, auf den Küchentisch. Anschließend ging ich wieder ins Wohnzimmer und wollte mich gerade hinsetzten, als mich meine Zwillingsschwester Semira mit sich in den Flur zog. Sie grinste mich an und ich fragte sie sofort: „Was ist denn mit dir los?"

„Ich treff ihn heute.", sagte sie glücklich.

„Ay, ich freu mich für dich, aber das ist doch nicht das erste Mal. Du triffst ihn doch jeden Tag."

„Ja, aber ich treff ihn nach langer Zeit wieder und außerdem brauch ich deine Hilfe."

„Erzähl."

„Mama und Babo wissen ja nichts davon...", sagte sie unschuldig und ich verstand sofort: „Also willst du das ich mit dir raus gehe und du dich heimlich mit ihm triffst?"

Als Antwort nickte sie bloß und schaute mich an. „Und mit wem soll ich dann abhängen? Ich kenn niemanden und ich will dem Turteltäubchen nicht im Wege stehen."

„Du kannst ja shoppen gehen." 

„Alleine?", fragte ich sie unglaubwürdig. Wer geht denn schon alleine shoppen?

„Ist doch nicht so schlimm.", versuchte mich zu überzeugen. 

„Für mich schon. Hinzu kommt noch, dass diese Stadt für mich neu ist."

,,Du warst doch zu Besuch hier."

,,Ja, für paar Tage, da sind wir nur mit dem Auto gefahren und nie war ich alleine."

„Dann nehmen wir halt Edo mit."

„Und ich pass die ganze Zeit auf ihn auf oder?" Ich war nicht sehr erfreut über die Idee. Semira schaute mich mit einem süßen Blick an und sagte: „Bitte ljubavi."

Ich konnte sie einfach nicht traurig machen, deswegen willigte ich schließlich ein. Sie umarmte mich glücklich und bedankte sich bei mir.

Ich zog mir schnell eine helle Jeans und ein T-Shirt an. Edo zog seine Nike Schuhe und seine Cappi an und ich meine Chucks.

Zu Dritt verließen wir das Haus und warteten an der Bushaltestelle auf den Bus.  

„Wie finden wir uns eigentlich wieder?", fragte ich sie.

„Wir treffen uns einfach vor unserem Haus wieder." 

„Und wie bitte soll ich den Weg finden?"

„Du fragst einfach die Leute danach. Ganz easy." Wäre das nicht meine Schwester, würde ich schon sofort umkehren und daheim bleiben. So ein bescheuerter Plan kann echt nur von ihr kommen.

Am  verabredeten Ort stand Elvedin da und grinste Semira an, die rannte sofort zu ihm und sie küssten sich. Als Edo und ich bei ihnen ankamen, lösten sie sich wieder voneinander und Elvedin und ich begrüßten uns per links Kuss rechts Kuss. Dann nahm er Edo in die Arme: „Na du kleiner Checker."

Edo lachte und nach ein paar Minuten ließ er ihn auf den Boden. Mein Schwager nahm glücklich Semiras Hand und küsste diese. „Ljubavi (Meine Liebe) ich hab dich so vermisst.", sagte er ihr anschließend. „Ich dich auch Dušo (Schatz)"

„Selma weißt du wie du zurück kommst?", wendete er sich nun zu mir.

„Ja klar, ich kenn mich hier voll aus.", sagte ich lachend und sie lachten mit mir.

,,Lass dann eine Handy Nummer kaufen,  dann können wir dich erreichen."

„Okay," Wir gingen zu O2 und kauften mir eine Flatrate. Mit Internet, kostenlos in alle Netze telefonieren und 3000 SMS verschicken. Mein Schwager und ich tauschten Nummern aus und dann trennten wir uns.

Sanft griff ich nach Edo's kleiner Hand und gemeinsam gingen wir zu einem New Yorker. Hier waren nicht sehr viele Leute. Da hörte ich plötzlich, wie jemand meinem Namen rief und drehte mich um. Meine junge Tante Arijana und ihr Sohn Hanan standen da und lächelten uns an. Wir begrüßten uns und dann fragte sie mich, was wir noch machen wollen.

„Weiß nicht, ich wollt bisschen shoppen gehen."

„Dann geh ich mit Edo und Hanan zu diesem kleinen Spielplatz in der Nähe und danach können wir ein Cafe trinken. Hast du dein Handy dabei?" Wir tauschten Nummern aus und ich bedankte mich noch bei ihr.

Sie nahm die beiden Jungs an der Hand und gingen fort. Ich ging in die Abteilung wo die Jogginghosen waren und suchte mir eine graue aus. Ich hielt den Kleiderbügel fest in meiner Hand und ging dann zu den Umkleidekabinen. Ich öffnete einen Vorgang und ein geschockter Junge stand mit freiem, trainierten Oberkörper vor mir und guckte mich an.

„Uppps, sorry.", waren meine letzten Worte ehe ich den Vorhang wieder zu schob. Ich fasste mir mit meiner rechten Hand auf die Stirn. Wie peinlich ist das denn bitte. Solche Sachen müssen ja immer nur mir passieren.

Der Junge machte den Vorhang wieder auf, mit angezogenem T-Shirt, welches seine Muskeln zum Vorschein brachten. Ich guckte hoch in sein Gesicht und bemerkte das es Can war, der mich nur an grinste. Ich kann mir schon vorstellen wie ich tomatenrot anlief.

„Man sieht sich ja öfters." Vor Scharm brachte ich gar kein Wort über meine Lippen. Sie blieben geschlossen. Can hingegen redete weiter: „War doch halb so schlimm, wie als ob du das erste Mädchen bist die mich mit freiem Oberkörper gesehen hast." Er zwinkerte mir zu und ich konterte schnell: „Süß, badet dich deine Mutter immer noch und sieht so deinen Oberkörper?" Aber innerlich dachte ich mir nur was für ein Arsch
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Das Mädchen vom DorfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt