„Ferhat Abi kommt morgen." Mein Mund weitete sich und wir schauten Fatih alle geschockt an. „Du labberst doch bestimmt nur." „Vallah"
Ferhat Abi ist unser ältester Bruder und hat schon zwei Kinder mit seiner wundervollen Frau Zeynep. Ihr erster Sohn heißt Malik, ist vier Jahre alt und ihr zweiter Sohn ist zwei Jahre alt, namens Mert. Sie sind nach Duisburg gezogen, da Ferhat eine Firma von Zeynep's Verwandten übernehmen musste.
„Hä, aber wer leitet dann die Firma?", fragte ich Fatih Abi. „Der Sohn ist wieder zurück gekommen, also wird er die Firma leiten."
,,Oh mein Gott, wie geil ich freu mich voll.", sagte ich und grinste breit. Ich hab ihn so lange nicht mehr gesehen, deswegen ist die Vorfreude noch größer auf das Wiedersehen.
„Deshalb sollten wir jetzt schlafen gehen, damit wir morgen nicht aussehen, als hätten wir Jahrelang keinen Schlaf gehabt mit Augenringen, die bis zum Bauchnabel reichen."
,,Jaja, wir haben's verstanden, wir sollen schlafen gehen.", fasste ich kurz zusammen und brachte die schmutzigen Gläser in die Küche und wusch sie dann.
,,Hajde, ich geh jetzt.", sagte Elvedin Bescheid und küsste Semira auf die Lippen. Fatih kam ihm näher und drohte mit seinem Zeigefinger. „Noch ist sie nicht deine Frau und vor die steht ihr älterer Bruder, also ich würd aufpassen, Freundchen."
,,Abi!"
Elvedin verabschiedete sich auch von uns und ging anschließen nach Hause, obwohl er auch hier hätte schlafen können. Naja, wie dem auch sei, ging jeder in sein Bett. Und wie schon vermutet, kriegte ich einfach kein Auge zu. Ich musste einfach an Ferhat denken und freute mich riesig. Ich hab ihn zuletzt gesehen, als Mert zur Welt kam, also vor zwei Jahren.
Am nächsten Morgen stand ich erstaunlicher Weise nicht so früh auf, wie sonst immer. Ich bin um zehn Uhr aufgewacht, aber das auch nur, weil ich Laute gehört hatte. Ich gähnte und ging runter, um die Lage zu checken. Unten erwartete mich der Schock. Mein Bruder Ferhat und seine kleine Familie saß auf der Couch und alle anderen, von unserer Familie saßen ebenfalls da, außer Fatih und Babo, sie waren vermutlich arbeiten. Ich rieb mir die Augen und konnte es nicht fassen. Ferhat Abi war wirklich hier. Oder träume ich? Plötzlich fingen alle an zu lachen, selbst die Kinder.
Ferhat Abi stand grinsend auf und umarmte mich. Ich fühlte mich in seinen Armen so geborgen, sicher, so glücklich. Da ich auch so emotional bin, floss mir eine Träne runter, vor Freude. Er wischte sie sofort mit seinem Daumen weg. Danach begrüßte ich noch Zeynep mit einer langen Umarmung. „Meine Söhne, erinnert ihr euch noch an eure Tetka Selma?", fragte Ferhat Abi seine Kinder und beide stürmten auf mich. Ich kniete mich zu ihnen und umarmte sie gleichzeitig, küsste sie beide auf ihre Köpfe und sagte: „Ma Shaa Allah wie groß ihr geworden seid."
„Habt ihr schon gefrühstückt?", fragte ich an alle gewandt. „Ja Kizim, nur du hast noch nicht gegessen.", antwortete mir meine Mutter. Ich nickte und setzte mich an den Esstisch, wo bereits alles bereit lag.
,,Wir müssen jetzt los, da wir noch etwas erledigen müssen. Selma, Semira, könnt ihr auf die Kinder aufpassen?", fragte mich Ferhat Abi und zog sich die Schuhe an, genauso wie Zeynep. „Ich hab heute etwas schon vor, aber Selma kann ja.", sagte meine Schwester und ging nach oben. Was?! Sie weiß doch ganz genau dass ich heute das Vorstellungsgespräch habe.
„Mama ist doch auch da.", sagte ich und schaute zu Mama. „Ich muss jetzt auch arbeiten, Kizim. Ferhat nimmt mich mit." Na toll. „Mama beeil dich, wir warten draußen.", sagte Ferhat und küsste seine Söhne noch bevor er mit Zeynep das Haus verließ. „Aber Mama ich hab doch heute das Gespräch."
,,Kizim, ich weiß, aber anders geht's nicht. Ruf da an und frag ob man das verschieben kann." Dann verschwand sie auch schon zur Tür und Semira kam topgestylt wieder runter. „Semira bitte!", flehte ich sie an. „Selma, ich habe heute schon etwas vor."
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Das Mädchen vom Dorf
RomanceSelma, ein Mädchen, das zuvor in Bosnien auf einem Dorf gelebt hat, zieht mit ihrer Mutter zu ihrem Vater und ihren Geschwistern nach Deutschand, in die Stadt. Dort wird sie den Alltagssituationen ausgesetzt und vielleicht wird sie auch ihre wahre L...