Immer wieder sehe ich ihn vor mir. Erst in seiner menschlichen Gestalt, wie er sich vor mir aufbaut und erniedrigt, als wäre ich sein nichtsnutziges Spielzeug, bis er sich in einen riesigen schwarzen Wolf verwandelt.
Seine roten Augen schimmern mich in der Dunkelheit gefährlich an, züngeln wie heiße Flammen. Seine Lefzen sind weit geöffnet, um seine scharfen Reiszähne zu entblößen. Immer wieder versuche ich vor ihm zu entkommen, doch findet er mich jedes Mal aufs Neue.
Mit seinen riesigen Pranken hält er mich fest auf den Boden gedrückt. Ich bin unfähig mich zu bewegen, starre ihm nur entgegen. Nicht einmal ein Flehen geht mir über die Lippen. Mit seinem gigantischen Maul verschlingt er mich mit Haut und Haar.
Vermutlich hat man meinen lauten Schrei durch den ganzen Kerker gehört. Aber seitdem habe ich nicht mehr meine Augen geschlossen, außer zum blinzeln. Die Angst, Xavier könnte hierherkommen und mich im Schlaf töten, war einfach zu groß.
Nun sitze ich wieder hier, mit angezogenen Beinen und den Blick starr auf den Boden gerichtet. Mit einer Decke habe ich meinen Körper umhüllt, um nicht mehr zu frieren. Als ich aus meinem Albtraum aufgeschreckt war, war sie schon über mich gelegt worden. Neben mir lag nur ein Zettel, auf welchem in geschwungener Schrift stand:
Weil ich nicht bei Euch sein kann, um Euch zu wärmen, wird das hier wohl oder übel mein Ersatz sein. Ich hoffe, sie kann Euch wärmen und etwas Zuhause geben. Ich bin immer für Euch da, Kleines.
Alec
Der Gedanke, dass Alec noch einmal hier war, hat mein Herz kurz schneller schlagen lassen. Für kurze Zeit habe ich pure Freude empfunden, die jedoch schnell wieder verflogen war. Es ist noch nicht zu Ende, und das wissen wir beide.
Das mittlerweile bekannte Quietschen der Eisentüren lässt mich aufhorchen. Mein Puls schießt durch die Decke und das Adrenalin pumpt durch meine Venen. Ich fange bei dem Gedanken an zu zittern, dass es sich um das Monster halten könnte.
Es sind Schritte zu hören, doch sind es dieses Mal mehrere. Zwei Leute, würde ich schätzen. Gebannt sehe ich aus meiner Ecke auf den Gang des Kerker hinaus. Die Schatten kommen näher, bis sie vor mir stehen.
"Hallo, Kleines. Ich habe Euch doch gesagt, dass ich wiederkommen werde." Grinsend schließt Alec die Tür zu meiner Zelle auf und tritt ein. Ich würde ihn gerne auch so freundlich begrüßen, doch ist er nicht alleine.
Neben ihm steht eine Frau mittleren Alters. Ihre hellbraunen Haare sind zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Ihr schmaler Körper steckt in einem atemberaubenden Kleid, welches nur Könige und Königinnen tragen können. Alles andere wäre verboten. Aus ihren blauen Augen sieht sie bemitleidend - fast schon wehmütig - auf mich herab.
Was will Alec hier mit dieser Frau? Wer ist sie? Sie sieht so adelig und graziös aus, dass ich es nicht weiter wage sie anzusehen. "Ich habe Euch versprochen, das ich Euch hier raushole, und dieses Versprechen halte ich ein.
Ich kann Euch zwar nicht aus diesem Schloss befreien, damit Ihr Euren Vater helfen könnt, aber ich kann Euch aus diesem Loch holen." Mein Blick erhebt sich auf Alec, der mit seinen Händen auf dem Rücken dasteht und sanft auf mich herablächelt.
Ich verstehe gar nicht, was er mir sagen will. "Anthelia, das ist Elara. Sie ist die Königin und Luna des Rudels. Xaviers Mutter. Meine Luna, das ist Anthelia, das Mädchen, welches wir im Wald gefunden haben."
Gefunden? Wohl eher gejagt. Doch sage ich es nicht laut. Wer weiß, was Xaviers Mutter für einen Charakter hat. Noch jemanden will ich nicht verärgern. Bei dem Wort Königin senke ich ergeben meinen Kopf.
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Human Mate - Das Verlangen eines Alphas
Про оборотнейDie Menschen sorgen für sie und sie verschonen als Gegenleistung die Menschen. Doch betritt einer der Menschen ihr Revier, so gehört er ihnen. So wurde es vor vielen Hundert Jahren vereinbart. Doch mit der Zeit haben die Menschen ihre Existenz verge...