Ich musste in meinem Leben schon viel durchmachen, viel Leid ertragen, viel Arbeit auf mich nehmen und anderen den Kummer nehmen, um meine Liebsten lächeln zu sehen.
Aber während all dieser Zeit habe ich noch nie so großen Schmerz ertragen müssen, wie den, den ich gerade verspüre.
Noch immer höre ich Xaviers Worte in meinem Kopf, wie er mich von sich schickt, als wäre ich eine seiner Huren.
Verdammt, ich bin seine Mate!
Er kann mich nicht einfach so von schieben. Oder? Ugh, was mache ich mir denn eigentlich vor? Xavier ist der zukünftige König und Alpha des Ragrur-Rudels. Er kann mit mir machen, was er will. Wenn man es genau nimmt, bin ich sogar immer noch der schwache Mensch, den er schon von Anfang an in mir gesehen hat.
Wie konnte ich nur denken, dass er wirklich mehr für mich empfinden könnte. Er spricht von Liebe, von Zuneigung und Hingabe, aber mehr ist es auch nicht - nur einfaches Gerede.
Wie eine Geistesgestörte laufe ich durch die Gänge des Schlosses. Für mich ist gar nicht daran zu denken auf Xavier zu hören und in meine Gemächer zu gehen. Diese Genugtuung gönne ich dem Prinzen nicht.
"Alec! Mach diese Tür auf! Alec!" Lauter als es wahrscheinlich nötig wäre klopfe ich an seine Tür und hoffe inständig, dass er noch wach ist. Er ist der Einzige, an den ich mich in meinem Zustand wenden will. Demetria würde Xavier sofort zur Rede stellen oder es ihrem Bruder petzen und Elara will ich unter keinen Umständen damit belasten. Alec ist eine Ruhenatur und kann vieles für sich behalten.
Ich wische mir zum hundertsten Mal die Tränen von den Wangen, als sich auch schon die Edelholztür vor mir öffnet und ein verschlafener Alec sich über die Augen reibt. Ich habe ihn also doch geweckt. Na toll.
"Oh. Tut mir leid, Alec. Es war nicht meine Beabsichtigung dich zu dieser Stunde aus dem Bett zu zitieren."
"Nein. Schon in Ordnung. Ich war noch wach. Ist...denn alles in Ordnung?" Er öffnet seine Augen, starrt mich an, als wäre ich ein Phänomen und zieht mich sogleich in seine Gemächer. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da schließt er schon die Tür und lehnt sich mit seinem Rücken an. Mit großen Augen mustert er mich.
"Was ist passiert? Und wo ist Xavier? Solltest du nicht bei ihm sein?"
"Das dachte ich auch. Aber nein." Ich schlinge meine Arme um meinen zitternden Körper. Es hat sich über Nacht tatsächlich etwas abgekühlt.
Tief atme ich noch einmal durch, um meine Gedanken zu ordnen und mich zu sammeln, denn verarbeitet habe ich das alles gewiss noch nicht.
"Darf ich mich setzen?" Ich deute auf sein riesiges Bett. Alec nickt nur, was als Bestätigung eindeutig genügt, um mich darauf fallen zu lassen und in die Decke einzuwickeln.
Er selber gesellt sich zu mir, lässt aber genügend Abstand zu mir, als würde er Ärger bekommen, sollte er mir zu nahe treten.
"Xavier hatte einen Albtraum. Ich habe es nur dadurch mitbekommen, weil er mich in seiner Trance auf einmal am Hals gepackt und gewürgt hat. Ständig hat er den Namen Costas gesagt. Als wäre ich diese Person. Nach seinem Erwachen hat er mich auf Abstand gehalten. Er hat sich selber als Monster bezeichnet, als wäre er die wahre Bestie. Ich war verzweifelt, weil ich ihm nicht helfen konnte und habe das getan, was ich für richtig empfand. Ich habe ihm gut zugesprochen und ihm die Nähe gegeben, die er gebraucht hat."
Alec mustert mich ausgiebig, als ich mich selber unterbreche und die letzten Minuten nochmal Revue passieren lasse. Ich spüre seine Hände und seine Lippen immer noch auf meinem ganzen Körper, höre seinen Atem in meinem Ohr und die Worte, die er mir zugeflüstert hat. Es fühlt sich wie ein heißes Feuer auf meiner Haut an, dass mich gnadenlos und schmerzhaft verbrennt.
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Human Mate - Das Verlangen eines Alphas
Про оборотнейDie Menschen sorgen für sie und sie verschonen als Gegenleistung die Menschen. Doch betritt einer der Menschen ihr Revier, so gehört er ihnen. So wurde es vor vielen Hundert Jahren vereinbart. Doch mit der Zeit haben die Menschen ihre Existenz verge...