"Hier seid Ihr fürs Erste sicher. Xavier kommt hier nicht rein, ohne vorher um meine Erlaubnis zu fragen." "Wieso nicht?"
Vorsichtig setzt Alec mich auf einem mit dunkelgrüner Seide bezogenen Bett ab. Der kühle und glatte Stoff lässt meinen Körper erzittern. Auf meinen Beinen bildet sich sofort eine Gänsehaut. Diese Kälte ist zwar nicht mit der im Kerker zu vergleichen, doch ist sie auch nicht gerade angenehmer.
Dieses riesige Bett lässt mich verloren fühlen. Hier würden gewiss noch fünf weitere Personen reinpassen und schlafen können. Wozu braucht eine einzige Person ein so großes Bett? So etwas bin ich gar nicht gewohnt. In mein Bett Zuhause passe ich gerade so noch rein, doch niemals würde ich es wagen, von solch einem Platz zu träumen.
Für meinen Stand gehört es sich nicht, nach Dingen zu streben, die für den Adelsstand vorgesehen sind. Und dieses Bett gehört eindeutig zu diesen Dingen. Unwohl rutsche ich auf dem glatten Stoff hin und her.
Ich knete meine Finger und reibe meine schwitzigen Handflächen an dem Stoff meines dreckigen Kleides. Alec tritt zurück in mein Blickfeld und fängt an einige Pergamentrollen aufzusammeln und wegzuräumen, die im Raum verteilt liegen.
Zu sagen, dass hier Unordnung herrscht, ist eine reine Untertreibung. Überall liegen Bücher, Federn, Tintengläser und Pergamentrollen rum. Dass Alec nicht auf eines dieser Gegenstände gelaufen ist, ist ein glattes Wunder.
"Xavier respektiert meine Privatsphäre, welche mir ausgesprochen wichtig ist. Er weiß es zu schätzen, dass ich gelegentlich Zeit für mich haben will." "Also...sind das hier-" "Meine Gemächer, ganz Recht. Das hier ist gerade der sicherste Ort für Euch. Überall anders würde er Euch finden und seine Tat fortsetzen."
Der bloße Gedanke daran lässt mich erschaudern. Dass das hier Alecs Gemächer zu sein scheinen, hätte mir vorher auffallen können. So gut wie jeder Zentimeter dieses Raumes erinnert an ihn.
Neben den riesigen Bücherregalen - die Alec mit Mühe versucht wieder aufzuräumen - befinden sich noch vereinzelt kleinere Holzregale in diesem Zimmer, aus denen die Pergamentrollen schon wegen Platzmangel herausquellen. Der Boden ist mit einem wunderschön verzierten Teppich ausgelegt, welcher perfekt zu dem Grün seines Bettes passt.
Durch große Fenster kommt kann das warme Licht der Sonne in den Raum scheinen, doch auch sie werden von dicken grünen Vorhängen flankiert. "Grün scheint Eure Lieblingsfarbe zu sein." Irritiert sieht Alec auf, als er gerade weitere Pergamentrollen in die Regale stopfen wollte.
Mit meinem Kopf deute ich auf sein gigantisches Bett und seine Vorhänge. Jetzt scheint er zu begreifen, wovon ich gesprochen habe. Wie eine Erleuchtung erhellt sich sein Gesicht und ein leichtes peinlich berührtes Lächeln umschweift seine Lippen.
Nur schwach kann ich sehen, wie seine Wangen sich sanft Rosa färben. "Oh. Ja, äh...das ist sie. Sie erinnert mich an den Wald und der Wald erinnert mich daran, draußen zu rennen. Das macht mich glücklich, also macht mich die Farbe auch glücklich. Meistens zumindest."
"Wieso nur meistens?" "Das ist etwas kompliziert zu erklären." "Ich kann sehr gut zuhören." "Danke, wirklich. Aber ich denke, Ihr würdet es nicht ganz verstehen. Noch nicht, zumindest. Ich erkläre es Euch ein anderes Mal. Jetzt müssen wir Euch erst einmal wieder herrichten."
Herrichten? Wie und wieso will er mich herrichten? Irritiert mustere ich Alec, wie er versucht daran ist, das überfüllte Regal zu schließen. "Was meint Ihr mit herrichten?", frage ich verwirrt als er zur Tür läuft. Will er mich hier einfach alleine lassen?
"Keine Sorge. Ich werde jetzt jemanden holen, der Euch beim Baden und neu einkleiden helfen wird. Eine einzige Bitte habe ich aber. Bitte verlasst nicht diese Gemächer, bis ich wieder hier bin. Würdet Ihr mir diesen Gefallen tun?"
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Human Mate - Das Verlangen eines Alphas
Loup-garouDie Menschen sorgen für sie und sie verschonen als Gegenleistung die Menschen. Doch betritt einer der Menschen ihr Revier, so gehört er ihnen. So wurde es vor vielen Hundert Jahren vereinbart. Doch mit der Zeit haben die Menschen ihre Existenz verge...