𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 13 - 𝑋𝑎𝑣𝑖𝑒𝑟

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Ich hatte gehofft sie losgeworden zu sein. Doch da habe ich mich wohl getäuscht. Der Fakt, dass ich bis auf den letzten Zentimeter meines Körpers verschwitzt und nach Luft bettelnd aufgewacht bin, die Tränen meine Wangen benetzt haben und ich gezittert habe wie vor zwei Jahren, hat es deutlich bewiesen. 

Es ist noch immer tiefste Nacht, es wird also niemand mehr durch das Schloss laufen. Niemand außer mir. Sobald ich meine Augen schließe sehe ich das Blut. Noch nie ging mir ein Verlust so nah wie seiner. Niemand würde da noch normal weiterleben können.

Langsam trotte ich durch die verlassenen Gänge des Schlosses. Die Wachen habe ich schlafen gehen lassen. Ich möchte alleine sein, um mich meiner Trauer hingeben zu können. 

Dieser Albtraum hat mich weit zurückgeschleudert. Ich bin wieder an einem Zeitpunkt, den ich nie wieder erleben wollte. Stumm starre ich ihre Zimmertür an, hinter der sie in ihrem ungemütlichen Bett unter einer dünnen Decke liegt und schläft. Ich kann ihren ruhigen Herzschlag bis hierher hören. 

Wenigstens etwas, was mich noch beruhigt. Ich hätte heute fast wieder jemanden verloren. Fast hätte ich wieder einen Toten zu verschulden, den ich nicht auf meiner Liste haben will. Und diese Liste ist lang. Sehr lang. Es gibt nur noch einen Namen, den ich auf dieser Liste streichen will, der mir alles genommen hat.

Und dieser Name ist nicht Anthelia. Ich weigere mich dazu, mir auszumalen, was passiert wäre, hätte ihr Vorhaben Erfolg gehabt. Ich will mir nicht ausmalen, welcher Schmerz mich jetzt in die Knie zwingen würde. Wäre ich auch nur eine Sekunde zu spät gekommen, wäre es umsonst gewesen. 

Sie ist meine Mate, meine Auserwählte. Niemals könnte ich sie verlieren und schon gar nicht durch ihre eigene Hand. Mir ist klar, dass ich es verdient habe. Ihr Hass auf mich ist berechtigt, ebenso wie mein Hass auf sie berechtigt ist. Sie ist ein Mensch und keiner von uns. 

Und doch kann ich sie nicht gehen lassen. Sie frei zu lassen würde ihren Tod bedeuten. Es gibt genug Personen, die sie jagen würden. Anthelia als meine Mate ist der perfekte Angriffspunkt, um mich zu schwächen. Man würde ihr weitaus schlimmeres antun, als ich ihr angetan habe. 

Man würde sie foltern, sie quälen und an ihre härtesten Grenzen bringen. Dann hätte sie einen Grund um nicht mehr leben zu wollen. Nicht einmal das würde ich für sie wollen. Sie mag ein Mensch sein und nicht hierher gehören, doch wäre das zu viel des Guten. 

So ein Schicksal wünsche ich niemanden. Mein Wolf kratzt an den Wänden und versucht sich in den Vordergrund zu drängen. Er will zu seiner Gefährtin. Er wird von ihr angezogen und kann nicht anders. Wir beide können nicht anders als zu ihr zu wollen. Egal wie sehr wir sie hassen wollen, sie ist nun ein Teil von uns und dieser Teil wird immer in ihre Nähe wollen. 

 Leise öffne ich die überaus leichte Holztür und trete in das abgedunkelte Zimmer, obwohl es eher einer Abstellkammer gleicht. Kein einziger Strahl des Mondes dringt in dieses Zimmer. Nur durch meine ausgeprägten Sinne weiß ich, dass ich wo ich hinlaufen muss. Meine Instinkte sagen mir sofort wo sie ist. 

Sie liegt schlafend in die Decke eingerollt da, das Gesicht zur Seite gewandt und die Augenbrauen leicht zusammengezogen. Eine leicht schimmernde Tränenspur ist noch auf ihren rötlichen Wangen verblieben, die sich immer weiter in ihr Gesicht eintrocknet. Bedacht darauf sie nicht aus ihrem Schlaf zu reißen, streiche ich sie ihr sanft mit dem Daumen weg und beseitige gleich noch ein paar lästige Strähnen, die in ihr Gesicht gefallen sind.

Ihre Haut ist weich und warm. Sie lädt geradezu dazu ein, mich auszuziehen und neben sie zu legen, sie in meine Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. Sie so vollkommen gesehen zu haben, hat mich kurzzeitig aus dem Konzept gebracht. Mein Wolf wollte sofort an die Oberfläche und sie markieren, sie zu Seinem machen. 

Human Mate - Das Verlangen eines AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt