Lena und Loren liefen über das saftige, grüne Gras. Sie suchten nach etwas. Sie suchten nach einem Schatz. Ihre Eltern hatten ihnen am vorherigen Abend von einem Schatz erzählt, der irgendwo ganz in der Nähe liegen musste. Sie hatten ihnen erzählt, dass derjenige, der den Schatz finden würde, für immer Reichtum erlangen würde. Und Lena und Loren wollten diesen Schatz finden.
Sie wussten nicht, wo genau dieser Schatz liegen sollte. Sie wussten nur, dass er irgendwo in der Nähe sein musste. Bei einem Baum.
„Glaubst du wirklich, dass es den Schatz gibt?", fragte Lena ihre große Schwester aufgeregt. Sie war schon bei der Gesichte extrem begeistert von dem Schatz gewesen. Und nun würden sie den Schatz vielleicht wirklich finden.
„Ich denke schon. Wir werden den sicher finden. Und dann werden wir für immer reich sein", antwortete Loren ihr und blickte sich auf der Wiese um. Es standen einige Bäume in der Nähe. Aber keiner der Bäume wirkte, als würde er einen Schatz unter sich bergen. Für sie musste der richtige Baum besonders aussehen. Er musste eine besondere Form haben. Eine Form, die kein anderer Baum in der Nähe hatte. Immerhin lag ja ein Schatz unter ihm. Der musste doch die Form des Baumes verändern.
„Das ist ja total aufregend. Meinst du der Baum ist es? Ja?", fragte Lena aufgeregt weiter und deutete auf einen wahllosen Baum in der Nähe.
„Ich denke nicht. Der sieht nicht besonders genug aus. Lass uns noch ein wenig weitersuchen", erklärte Loren und sah nur kurz auf den erwähnten Baum.
Die Eltern der beiden wussten nichts von der Aktion ihrer beiden Töchter. Sie saßen noch im Garten und tranken in Ruhe Kaffee. Und sie hatten nichts davon mitbekommen, dass ihre Töchter weg waren. Auf der Suche nach einem Schatz den es nicht gab. Doch das wussten die beiden Mädchen nicht. Sie glaubten fest daran, dass sie den Schatz finden würden. So wie ihre Eltern es ihnen erzählt hatten. Und dann waren ihre Eltern stolz auf sie. Immerhin hätten sie dann für immer genug Geld. Das versprach immerhin der Schatz. Vielleicht könnten sie dann auch endlich die Therapie für ihren Opa zahlen. Ihr Opa hatte eine schwere Krankheit. Und er würde nur überleben, wenn er eine wichtige Therapie bekam. Aber die Eltern der beiden Schwestern hatte nicht genug Geld um diese Therapie zu zahlen. Und so mussten sie nun ihrem Opa zusehen, wie er langsam aber sicher starb. Doch wenn die beiden Schwestern den Schatz fanden, dann würde ihr Opa überleben. Und sie konnten schon bald wieder mit ihm Spielen und Spaß haben. So wie sie es auch früher immer getan hatten.
„Schau mal da. Das ist der richtige Baum. Ganz sicher", flüsterte Loren ihrer Schwester zu und deutet auf einen mysteriös aussehenden Baum in der Nähe. Lena nickte. Die beiden gingen zu dem Baum und packten die Schaufel aus, die sie von zuhause mitgenommen hatten. Loren nahm die Schaufel und begann die Erde dort auszugraben. Immer tiefer. Doch sie stießen auf keinen Schatz. Nirgends gab es einen Schatz. Sie konnten einfach keinen Schatz finden.
„Ist es doch ein anderer Baum?", fragte Lena neugierig und sah auf den Haufen Erde, den ihre Schwester ausgegraben hatte.
„Das muss aber doch dieser Baum sein. Alle anderen Bäume sehen gleich aus. Nur dieser hier ist anders. Also muss das doch der Baum sein, an dem der Schatz vergraben ist", antwortete Loren ihr und sah enttäuscht in das Loch. Sie hatte sich so auf den Schatz gefreut. Und jetzt war nichts in der Erde.
Inzwischen hatten auch ihre Eltern mitbekommen, dass die beiden nicht mehr da waren. Voller Sorge waren sie losgelaufen um die beiden zu suchen. Was hatten sich die beiden Schwestern nur dabei gedacht. Einfach so wegzulaufen ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen. Wussten sie etwa nicht, dass sich ihre Eltern Sorgen machen würden?
Nach einigem Suchen fanden ihre Eltern die beiden vor dem Baum. Sie saßen enttäuscht vor dem Loch in der Erde.
„Was macht ihr hier? Wieso seid ihr weggelaufen? Wir haben uns Sorgen gemacht", rief ihre Mutter den beiden entgegen.
„Wir wollten den Schatz finden. Den Schatz von dem ihr uns gestern erzählt habt. Dann können wir vielleicht endlich die Therapie für Opa bezahlen. Damit er nicht sterben muss", erklärte Loren enttäuscht und sah nochmal auf das Loch hinter ihr.
„Aber das war doch nur eine Geschichte. Den Schatz gibt es nicht. Das war einfach nur eine Geschichte. Ohne jegliche Wahrheit dahinter", erklärte ihre Mutter den beiden und umarmte sie.
„Aber die Geschichte klang doch so real. Den Schatz muss es doch geben", erwiderte Lena enttäuscht.
„Ja. Den Schatz gibt es auch. Aber es ist kein realer Schatz. Der Schatz liegt tief in euch. Es ist die Liebe. Denn nichts macht euch reicher, als die Liebe von anderen Menschen und die Liebe die ihr anderen gebt. Liebe macht euch viel reicher als jegliches Geld. Und glaubt mir. Diesen Schatz habt ihr schon lange gefunden", antwortete die Mutter den beiden und lächelte sie aufmunternd an. Ja. Liebe machte einen wirklich reicher als jegliches Geld.
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Dreams and Nightmares
Short StoryKleine Sammlung an Texten, die ich vor einigen Jahren geschrieben habe und die Non-Fiction sind. Einige sind von Songs inspiriert (die tragen dann auch den Songtitel als Titel) andere sind einfach so entstanden. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit j...