Seitenwechsel

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Es war wieder einer dieser Tage. Gestern noch 24 Stunden Dienst an der Rettungswache. Heute Vormittag Vorlesungen und am Abend dann noch die Herzsportgruppe, die natürlich ehrenamtlich betreut wird. Meine WG predigt mir bereits seit Wochen endlich mal kürzer zu treten. Aber bis dato läuft alles ja ziemlich gut. Als ich um 21:00 Uhr endlich zuhause ankomme hält mir Alexander bereits einen Teller Lasagne vor die Nase. „Na hast heute doch bestimmt wieder keine Zeit zum Essen gefunden oder?"Ups, ertappt. Naja er kennt mich mit am besten von allen Mitbewohnern, er ist schließlich mein bester Freund und kennt mich schon seit Jahren, naja halt seitdem ich beim Rettungsdienst angefangen habe. Ehrlich zugegeben fiel mir der heutige Tag extrem schwer. Andauernd war und ist mir schwindelig. Zudem plagen mich schon wieder unentwegt diese Unterbauchschmerzen, sodass ich eigentlich keinen großen Appetit besitze. "Mara, was ist los?" Alexander steht plötzlich hinter mir, als ich vollkommen übermüdet in der Lasagne stochere."Nichts alles gut, bin etwas kaputt."
"Das seh ich, trotzdem musst du doch was essen, bei deinem Tagesplan brauchst du Energie."
Ich weiß genau das er recht hat, jedoch möchte ich ihm nichts von meinen Schmerzen sagen. Sind bestimmt nur Frauenprobleme und Alex soll zuhause seinen Arztmodus schön ausgeschaltet lassen. Nach 15 Minuten und einigen Bissen Lasagne räume ich mein Geschirr beiseite.Ich versuche möglichst unauffällig mir eine Schmerztablette aus unserem Büro zu holen. Ihr müsst wissen, dass unser Büro sowohl als Bibliothek für Fachbücher, wie auch Behandlungszimmer und Lager verwendet werden könnte. Leider geht mein Plan eher weniger auf, da Oliver im Büro sitzt und anscheinend Papierkram erledigt.
"Hey Mara, alles gut?"
"Hey Oli, ja alles super , wieso fragst du?"
"Naja du bist ein bisschen blass und deine Augenringe erzählen Geschichten.."
"Ja alles gut, ich brauch nur kurz eine Ibu, dann geh ich ins Bett."
In dem Moment wo ich es ausgesprochen hatte, hätte ich mir auch selber einen Facepalm verpassen können. Ich Trottel erzähl dem Besorgtesten aller Mitbewohner, dass ich ne Ibu brauche. Gut, dass der Anästhesist und Notarzt nun mit Sicherheit ein Fass aufmachen wird. Hätte ich es auch gleich Alex auf die Nase binden können.
"Wofür brauchst du die Ibu? Und veräppel mich nun nicht, ich sehe, dass du keine Kopfschmerzen hast." "Alles gut Oli, ich befürchte, dass meine Frauenprobleme beginnen. Will dieses Mal früh gegen die Krämpfe was nehmen. Morgen stehen wieder diverse Vorlesungen und eine Nachtschicht an."
" Soll ich mir deinen Bauch einmal anschauen? Hast du weitere Symptome?", fragte Oli sehr liebevoll und besorgt."
"Nein alles gut, ich komm schon klar. Ich nehm den Blister einfach mit und geh ins Bett. In 6 Stunden klingelt der Wecker. Gute Nacht Herr Dreier und danke!" , schnell machte ich auf dem Absatz kehrt und hörte nur noch wie Oli meinte, ich solle mich melden, wenn es schlimmer werden würde.Die Nacht wurde dank der Tabletten angenehm.Der nächste Tag war wieder streng durchstrukturiert und getacktet. Bis 18:00 Uhr standen diverse Vorlesungen in Sachen Pathologie, Mikrobiologie und Biochemie an. Dann ging es flott nach Hause, unter die Dusche und ab zum Nachtdienst zur Rettungswache. Laut Plan fahre ich heute Nacht das NEF mit Oliver. Um mir Studium und Wohnung zu finanzieren arbeite ich regelmäßig Nachts im Rettungsdienst bzw. in see Notaufnahme.
Das kann ja was werden. Meine Bauchschmerzen nahmen seit dem Nachmittag erneut zu, sodass auch die Ibuprofen nur mäßig Wirkung zeigten. Ich würde, wenn die Leitstelle mich lassen würde, einfach gleich mit einer Wärmflasche ins Bett gehen. Schlaf ist die beste Medizin. Na einigen Einsätzen, in denen mich Oli immer wieder fragt, ob alles in Ordnung sei, konnte ich um 00:30 Uhr meinen Plan endlich in die Tat umsetzen. Kaum lag ich eingekuschelt mit meiner Wärmflasche auf dem Bauch im Bett , durchfuhr mich ein heftiger stechender Schmerz im Unterbauch. Mir schossen umgehend die Tränen in die Augen. Aufstehen war nicht möglich, vor Schmerz wurde mir bereits ganz übel. Ich angelte mein Handy vom Nachttisch und wählte Olis Nummer." Ich Sitz im Aufenthaltsraum, komm doch einfach hier hin anstatt mich anzurufen..."
"Oli bitte komm" sagte ich weinen. Keine zwei Minuten später stand Herr Dreier in meinem Ruheraum.
" Hey ganz ruhig, tief ein und ausatmen. Was ist passiert? " Schluchzend berichtete ich ihm vom Schmerz und der zunehmenden Übelkeit. Umgehend lies er Franco und Flo, welche heute den RTW besetzten, samt Notfallausrüstung antanzen. Gelinde gesagt, meine Werte waren bescheiden.
" Mara ich werde nun einen Blick auf deinen Bauch werfen." meinte Oli und zog dabei direkt mein Shirt hoch. Als er den Unterbauch palpierte wurde mir speiübel und ich erbrach mich in den SickSack, welchen mir Flo geistesgegenwärtig vor den Mund hielt. Ruckzuck wurde mir nun ein venöser Zugang, Medikamente gegen Übelkeit und entsprechende Schmerzmittel, sowie Infusionslösung verpasst, sodass ich nach 10 Minuten endlich einmal durchatmen konnte.
" Jungs holt die Trage und einer meldet uns bitte in der Klinik mit der Meldung akutes Abdomen im Schockraum an. Mara, ich weiß,dass dir das nicht passt, aber wir bringen dich definitiv in die Klinik, um Ersatz für dich kümmern wir uns nachher, erstmal sind wir abgemeldet. Sobald du irgendeine Veränderung merkst sagst du bitte Bescheid. Ich hätte doch gestern schon nach dir schauen sollen..."
Die Sorge in Olis Stimme tat mir unglaublich leid. Eigentlich war ich ja selber schuld. Ich wusste ja bereits seiteinigen Tagen, dass es mir nicht gut geht. "Oli, danke dir. Ich bin so müde."
" Das kommt vom Analgetikum, Schlaf ein wenig, ich passe ja auf dich auf."
Das nächste Mal wach wurde ich im Schockraum , wo mich Frederick Seehauser freudig begrüßte. Die schnell durchgeführte Sonografie zeigte leider freie Flüssigkeit im Abdomen. Natürlich war mir sofort bewusst, was dies bedeutete, weshalb ich Oli bat Alex anzurufen, um mir eine Tasche mit allen nötigen Dingen zu packen und zu bringen. Relativ zügig lagen nun auch meine Blutwerte vor und es ging ohne Umwege in den OP. Dort zeigte sich eine geplatzte Zyste am Eierstock, welche vermutlich bereits seit einigen Stunden vor sich hin blutete. Nach 5 Tagen im Krankenhaus und sehr vielen Besuchen durch meine Mitbewohner und Kollegen konnte ich in die ärztliche Betreuung nach Hause entlassen werden .

Diagnose Tollpatsch mit Symptom Dickkopf - ShortStoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt