Sagen wir es so, kurz vorm Physikum noch Geld zu
verdienen ist ein wenig anstrengend. Weil meine Kollegen der Wache mich jedoch so unglaublich gut unterstützen musste ich mich dringend mal bedanken. Und wie kann man Rettungsdienstlern eine Freude machen? Richtig mit gutem Kaffee und gutem Essen. Der primäre Versuch einen Kuchen zu zaubern scheiterte kläglich , wobei wir bei Missgeschick Nr.1 abgekommen wären. Ergebnis dieses Backversuches waren lediglich drei Brandblasen an der Hand und ein verkohltes etwas im Ofen.
Da mein nächster Dienst am Samstag stattfinden sollte plante nun ich fest ein am Donnerstag nach Ende der letzten Vorlesung des Tages einkaufen zu gehen um verschiedene Leckereien zu besorgen.
Gesagt getan- im Einkaufswagen landete so ziemlich alles was das Herz begehrt. Von Tomaten, Mozzarella und Balsamico bis hin zu allen Zutaten für einen ordentlichen Kuchen, Haribo, Schokolade, Obst usw. Ich verstaute sämtliche Materialien in Tüten und meinem Rucksack und wanderte Richtung Bus.
Auf halber Strecke kam es nun jedoch zu Missgeschick Nr.2.
Einer meiner Tüten entschied sich aufgrund von Feuchtigkeit einfach am Boden aufzureißen.
Somit landeten sämtliche Joghurts und etwas Süßkram auf dem Boden.
Missgeschick Nr.3 folgte nachdem alle Sachen erneut verstaut wurden ebenfalls direkt. Beim Anheben der ganzen Beutel folgte ein heftiger Schuss in den Rücken, welcher mich aufleuchten ließ. Gott sei dank befand sich mein Handy in meiner Jackentasche , sodass ich umgehend Oliver anrufen konnte.
"Hey du Trulla, wo bleibst du so lange?" witzelte dieser zur Begrüßung.
"Oli kannst du bitte losfahren und mich abholen? Ich sitze an der Bushaltestelle Marktplatz. Naja eher stehe ich. Hab mir grade einen akuten Lumbago angelacht. Ich brauche Hilfe."
Zum Ende hin glichen meine Worte aufgrund der Schmerzen eher einen Flüstern.
" Mara alles gut; ich bin schon auf dem Weg. Wie stark sind deine Schmerzen?", umgehend war der Arztmodus bei meinem Freund aktiviert worden.
" So eine 7 auf jeden Fall, evtl sogar eine 8. "
"Willst du einen RTW haben, ich ruf dir einen."
" Bist du denn des Wahnsinns ?! Auf gar keinen Fall, ein Hexenschuss ist nun wirklich nicht lebensbedrohlich."
Naja eventuell hätte ich Oli direkt von dem Kribbeln in meinem rechten Bein erzählen sollen. Aber das kann ich auch zuhause noch erledigen. Hauptsache er kommt nicht direkt auf dumme Gedanken und ordert einen RTW hier hin. Das wäre vollkommen übertrieben.
Nach ca.10 Minuten hält ein deutlich zu schnelles Auto direkt vor mir in der Bushaltestelle.
"Oh shit, wie sieht's du denn aus. Warte ich helfe dir. Ich hole eben meinen Rucksack aus dem Kofferraum und dann bekommst du was gegen die Schmerzen."
"Vergiss es Oli, nicht hier. Verfrachte mich einfach irgendwie ins Auto, den Rest machen wir zuhause."
Nach gut weiteren 5 Minuten rum Gehampele meinerseits lag ich in komisch aussehender, aber meiner LWS entlastender Position auf der Rückbank und machte drei Kreuze, wenn wir endlich zuhause ankamen würden.
Unterwegs erzählte mir Oliver, dass er bereits auf dem Hinweg Phil angerufen hat.
Ihr müsst wissen Phil ist ebenfalls Notarzt, sowie Internist und hat eine Weiterbildung in manueller Therapie und Chiropraktik. Ich war Oliver in dem Moment so dankbar, ich hätte ihn glatt küssen können.
" Hey Mara, wir holen dich nun erstmal ganz vorsichtig aus dem Auto ok?" begrüßte mich Phil, "und dann seh ich mir in euerm Büro deinen Rücken ganz genau an."
Ruckzuck landete ich auf unserer Behandlungsliege und Oliver machte sich nun doch ans Werk mir einen Zugang zu legen , da die Schmerzen mittlerweile ins Unerträgliche gingen, während Phil begann ganz strukturiert Wirbel für Wirbel zu begutachten.
„Mara Oliver spritzt dir nun ein Analgetikum und ein Muskelrelaxans und dann mach ich mir dran dein ISG wieder zu lösen, das ist nämlich vollkommen blockiert."
„ Stop mal, geht das nicht ohne Medikamente? Ich muss gleich erst in die Küche und schon mal mit den Vorbereitungen anfangen und danach noch dringend an den Schreibtisch und lernen.", erwiderte ich hoffnungsvoll.
Doch in dem Moment spürte ich einen Stich an meinem rechten Handrücken und etwas Kühles in meine Venen fließen.
„ Nein es geht nicht ohne.", sagte Oliver ziemlich bestimmt.
„Du bist dermaßen verspannt und ich will nicht wissen wie stark deine Schmerzen wirklich sind, wenn du schon zugibst, dass sie auf einer Skala
bei 7 liegen."
Recht hatte er ja. Zumal mein Bein immer noch kribbelte, aber diese Info ließ ich bei den Beiden nun gekonnt weg, andernfalls schleppen die mich noch ins Krankenhaus zur Diagnostik.
Nach dem Wirkeintritt der Medikamente und Phil's chiropraktischer Behandlung trug Oli mich auf die Couch und machte mir ebenfalls noch eine Wärmflasche fertig, sodass ich ziemlich zügig in einen traumlosen Schlaf glitt.
Erst um 23:30 Uhr erwachte ich und stellte fest, dass meine WG bereits in ihren Zimmern verschwunden war, sodass ich mich entschied ins Büro zu wandern um noch etwas fürs Physikum zu lernen.
„Sag mal, seh ich richtig? Was zur Hölle machst du hier und wieso liegst du auf dem Boden?!", so begrüßte mich Alex am Morgen.
„Ich bin heute Nacht hier hin um zu lernen, habe ja gestern genug Zeit verloren. Irgendwann gegen 04:00 Uhr nahmen die Rückenschmerzen aber wieder zu, sodass ich mir eben aus dem Schrank eine Packung Ibuprofen holen wollte. Soweit bin ich aber leider nicht gekommen, da mein rechtes Bein nun komplett nachgegeben hat und dann lag ich halt wie eine Schildkröte auf dem Rücken vollkommen unfähig mich zu bewegen." Dies erwies sich nun als Missgeschick Nr.4.
„Und du kommst nicht auf die Idee einfach nach uns zu rufen?! Mensch Mara... aber Moment mal, wie dein rechtes Bein hat nun vollständig nachgeben?"
In dem Moment betritt Oliver ebenfalls das Büro und staunt nicht schlecht, als er mich da so liegen sieht.
Unendliche Erklärungen und Untersuchungen später habe ich mich meinem Schicksal und den Anordnungen der Herren ergeben und lies es zu, dass ein RTW alarmiert wird, welcher mich zur weiteren Diagnostik in die Klinik am Südring brachte.
Dort wurde ich bereits von Phil erwartet und einmal gründlich + MRT auf den Kopf gestellt.
Gott sei dank ließ sich nur ein leichter Bandscheibenvorfall finden, welcher konservativ therapiert werden konnte.
Mein Essen für die Wache fiel jedoch nun leider ins Wasser.
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Diagnose Tollpatsch mit Symptom Dickkopf - ShortStories
Short StoryMein Name ist Mara. Ich bin 28 Jahre alt und beruflich, nennen wir es, flexibel. Die einzige Konstante in der Hinsicht ist der Bereich. Ich liebe die Medizin. Ich lebe in einer WG aus Sanitätern und Ärzten. Alles andere wäre auch wirklich zu gefährl...