Physikum, endlich neigte sich das Lernen dem Ende zu. Mein Leben bestand in den letzten Wochen nur noch aus lernen, arbeiten, Vorlesungen besuchen, arbeiten und lernen.
Zwischendurch gab es mal eine Mütze Schlaf und nach ganz viel Meckerei meiner Mitbewohner auch
mal eine warme Mahlzeit und nicht nur eine Tüte Haribo in 24 Stunden.
48 Stunden vor der Prüfung fing mein Magen an zu rebellieren, nichts was ich noch nicht kannte.
Bei Aufregung galt Durchfall und Übelkeit als Standardreaktion meines Körpers.
Jedoch war mir dieses Ausmaß definitiv neu.
Grade als ich mir einen Tee machen wollte ereilte mich ein neuer Krampf.
"Mara was ist los?", fragte Alex.
Weil ich absolut zu müde war um mir eine passende Ausrede einfallen zu lassen erklärte ich ihm die Wahrheit.
" Ach du weißt doch, mein Physikum steht an. Mein Körper findet meine Nervosität wieder mal zum Kotzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hab richtige Magenkrämpfe und auch immer wieder mal Durchfall. Aber das wird sich in 2 Tagen dann endlich erledigt haben."
" Sollen wir lieber einmal in die Klinik fahren und ein Blutbild und ein Sono machen? Ich mein nur, nicht, dass du nachher dein Physikum nachholen musst, dann weil eben nicht nur deine Nervosität schuld ist." bot mir Alex an.
" Alex das ist super lieb, aber da hab ich leider keine Zeit für, wird schon nix sein. Danke dir.", nach einer Umarmung verkroch ich mich flott wieder an meinen Schreibtisch und mit dem Kopf in meine Bücher.
Die folgenden Stunden bis zur Prüfung verlieren stringent mit Übelkeit, Erbrechen, Lernen, Durchfall, Lernen, Übelkeit usw.
Ich versuchte mir so viel Tee und Wasser wie möglich zu zuführen, was jedoch natürlich nur einen begrenzten Erfolg hatte.
Meine Mitbewohner baten mir mehrfach an mir Infusionen und Medikamente gegen die Probleme zu verabreichen, jedoch wollte ich jegliche mögliche Einschränkung meiner Vigilanz vermeiden.
Naja was soll ich sagen- es war einfach mein Sturrkopf, welcher mir das Leben wieder erschwerte.
Am gefürchteten Tag kam es wie es kommen musste.
Ich saß vor der Klausur und hatte den größten Blackout, den man sich nur vorstellen konnte. Dass ich das Blatt noch mit meinem Namen versehen konnte war schon alles. Das Datum fiel mir nicht mal mehr ein.
Ich spürte eine deutliche Unruhe in mir wachsen. Ich begann zu schwitzen und mir wurde schlecht.
Das konnte doch nicht wahr sein. Seit Jahren arbeitete ich in der Medizin und nun sitze ich hier und weiß die simpelsten Dinge nicht mehr.
Meine Panik nahm immer weiter zu, meine Atmung überschlug sich und Zack , alles schwarz.
Als ich wieder zu mir kam sah ich über mir Oli und meinen Professor hängen. Links und rechts zwei mir unbekannte Sanis und von weitem kommend Franco mit einer Trage.
"Moment , ich bin wieder da, ich kann die Prüfung weiter schreiben, alles gut, nichts passiert.", versuchte ich meine Umgebung zu überzeugen mich aufstehen und weitermachen zu lassen.
" Beruhig dich Kleine," konterte Oli direkt, " du bist trocken wie die Wüste Gobi, dein Blutdruck ist so niedrig, dass du eh nicht stehen könntest und deine Herzfrequenz läuft Marathon. Wir bringen dich in die Klinik, da hat Phil Dienst und wenn alles gut ist und du nach Hause darfst hol ich dich nachher nach Feierabend auch wieder ab. Aber wir diskutieren hier nicht rum. Dir geht es seit Tagen schlecht und spätestens heute Abend hätten wir drei dich zuhause eh auf den Kopf gestellt. Wir wollten dir nur heute die Möglichkeit lassen, dein Physikum zu bestehen."
" Mara seien Sie vernünftig," mischte sich nun auch mein Professor ein, Ihnen geht es gar nicht gut, was man auch Ihrer Klausur entnehmen kann. Sie holen diese einfach nach, sobald Sie wieder vollkommen genesen sind."
" Ich muss auch gestehen, dass ich mich 0,0 konzentrieren konnte. Ich hatte grade zum ersten Mal in meinem Leben einen vollständigen Blackout. Oli ich wusste nicht mal mehr das Datum von heute." begann ich bitterlich zu weinen.
Um mich herum wurde es still und Franco nahm mich einfach einmal herzlich in den Arm.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte und mein Kreislauf nach einiger Infusion besser wurde wurde ich auf die Trage und in die Klinik verfrachtet.
Was soll ich sagen, mein Körper war gah.
Durch das Erbrechen und die Durchfälle waren meine Elektrolyte nicht mehr wirklich in der Norm. Zudem war mein Blutzucker natürlich zu niedrig. Kein Wunder, dass ich mich der Blackout überrannte. Gott sei dank zeigte sich jedoch keine anderweitige Ursache für die Beschwerden.
Die Jungen nahmen mich, wie versprochen, am Abend mit nach Hause.
Dort erhielt ich noch so manche Infusion und so manchen Teller Suppe.
Einige Zeit später schaffte ich nun auch mein Physikum und ein weiterer Stein fiel mir vom Herzen.
Was soll ich sagen - Brett vorm Kopf durch Nervosität- auch das kann mal passieren!
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Diagnose Tollpatsch mit Symptom Dickkopf - ShortStories
Short StoryMein Name ist Mara. Ich bin 28 Jahre alt und beruflich, nennen wir es, flexibel. Die einzige Konstante in der Hinsicht ist der Bereich. Ich liebe die Medizin. Ich lebe in einer WG aus Sanitätern und Ärzten. Alles andere wäre auch wirklich zu gefährl...