Helfersyndrom mit Kopfschmerzen

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Grade frisch geduscht nach einem anstrengenden 24 Stunden Dienst entschloss ich mich flott einwenig zu shoppen.
Die WG war leer, alle anderen hatten Dienst und ich war kein großer Freund der Stille.
Im Einkaufszentrum besuchte ich zuerst das kleine niedliche Café und frühstückte ausgiebig. Gut gestärkt konnte der Einkaufswahnsinn beginnen.
Von H&M über Zara, Deichmann und T€DI,
ein Laden für jede Einkaufslust war vorhanden.
Irgendwann wurde es Zeit für einen kleinen Technik Einkauf- schließlich wollte ich schon immer mal meine Aktivitäten tracken.
In der richtigen Abteilung angekommen fiel mir sofort eine junge Frau ins Auge, blass, gebückte Haltung, tiefe Augenringe und ein Mann, welcher diese verbal angriff.
"Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?", fragte ich die junge Frau.
Vollkommen eingeschüchtert blickte sie mir in die Augen und wand sich jedoch möglichst schnell ihrem schimpfenden Mann zu. Das Theater konnte ich mir beim besten Willen nicht anschauen, sodass ich mich nun direkt an den Schreihals wendete.
"Entschuldigung, Sie befinden sich nicht alleine in diesem Laden. Zudem sollten Sie sich gegenüber Ihrer Frau deutlich respektvoller Verhalten."
"Was fällt dir dummen Kuh ein? Zieh Leine sonst knallts!"
Kaum sprach er diesen Satz aus verpasste er seiner Begleiterin eine ordentliche Backpfeife.
"Sie sind doch nicht ganz dicht!" mit großen Schritten stellte ich mich nun schützend vor die Eingeschüchterte und zückte mein Handy.
"Ich glaube es ist Zeit für die Polizei."
Leider befanden wir uns am Ende des Geschäftes , wo sie derzeit lediglich eine ältere Frau mit Rollator aufhielt, welche nun auch flott das Weite suchte.
Mit einem Ruck schnappte sich der Mann nun mein Handy und begann wie wild mir zu drohen.
Vollkommen unbeeindruckt nahm ich seine Frau an die Hand und versuchte uns, an ihm vorbei, nach vorne an die Kasse zu bringen, um von dort die Kollegen der Polizei zu verständigen. So weit sollten wir doch nicht kommen.
Urplötzlich spürte ich einen sehr festen Griff in meinem Nacken.
"Ey sofort loslassen! Oder ich zeig dir gleich, was ich als Frau so kann." , versuchte ich ihm noch zu drohen.
Im Augenwinkel sah ich nur noch seine Hand samt CD Player, welchen er aus dem Regal entwendet hatte, um ihn mir gekonnt an meine Schläfe zu donnern. Und Zack, da waren alle Lichter aus.
Irgendwann spürte ich ein unangenehmes Reiben auf meiner Brust.
"Mara, verdammte Axt, mach deine Augen auf!", erkannte ich Phil's Stimme.
"Sei doch nicht so grob", konterte ich umgehend. Man war das auf einmal hell hier.
Ich nahm alle Kraft zusammen und wollte mich aufsetzen, um mich nach der verängstigten Frau umzuschauen, jedoch lies Franco dies natürlich nicht zu.
"Fräulein, liegen bleiben. Du siehst aus wie nach einem Boxkampf. Du bewegst dich erstmal ohne uns nirgendwo hin."
" War ja auch ein kleiner Kampf. Jungs wo ist die Frau? Und rennt der Idiot hier auch noch rum? Man muss der Dame dringend helfen! Kommt die Pol auch?!"
"Mara jetzt atme mal durch, sonst sedier ich dich gleich. Mann und Frau sind weg. Die Mitarbeiter haben uns und die Polizei verständigt, diese sind schon auf der Suche nach dem Angreifer. Jetzt bist du erstmal dran. Tut dir was weh? Ist dir schlecht oder schwindelig?" begann Phil nun seine Anamnese.
"Kopfschmerzen, schlecht, Schwindel und irgendwie so ein Ziehen im Nacken. Bestimmt beim Schlag was ausgerenkt."
"Ok Jungs , volles Programm - Franco Stiffneck, Nick Infusion vorbereiten, Jacky Monitoring.
Mara ich leg dir gleich einen Zugang, wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala?"
"So eine 5-6, geht. Ich brauch das nicht Phil. Ehrlich mir gehts gut. Ja hab bestimmt ne kleine Comotio, das ist ja aber nichts was ich nicht schon kenne."
"Sei ruhig und lass dich versorgen, wie gesagt, ne Sedierung ist auch möglich." erwiderte der Junge Notarzt und begann zu grinsen.
Nach Durchführung des vollen Programms samt Analgesie und Immobilisation wurde ich von Frederick in der Klinik am Südring in Empfang genommen.
Nach CT und Blutabnahme bestätigte sich die Gehirnerschütterung und eine verrenkte HWS.
" So Madame, 48 Stunden All-inclusive der Klinik am Südring wurden gebucht. Du hast Bettruhe bis morgen. Ich möchte, dass du dich erholst. Schließlich hast du gestern noch 24 Stunden gearbeitet." erklärte mir Freddy.
"Ähm, anderer Vorschlag ich geh nach Hause, Oli und Alex sind heute Abend auch da. Die haben ab morgen 5 Tage frei. Die passen auf mich auf und du rufst Phil an, dass er sich die Tage um meinen Nacken kümmert?", kam umgehend mein Gegenvorschlag.
"Wir sind hier doch nicht aufm Basar. Mara du bist verletzt. Du brauchst Ruhe und medizinische Hilfe. Zuhause lernst du eh wieder wie eine Bekloppte."
" Du Freddy, du kennst mich, ich kann mich auch einfach gegen ärztlichen Rat entlassen. Dann wird keiner erfahren, was heute passiert ist. Oder du holst Phil mit ins Boot und ich sage Alex und Oli Bescheid und die lassen sich es eh nicht nehmen mich unter ärztliche Beobachtung zu stellen."
"Mara, das machen wir nur, weil die medizinisch zuhause versorgt bist. Sollte irgendwas sein, kommst du umgehend wieder!"
Nachdem alle Papiere geschrieben waren lag ich 2 Stunden später endlich in meinem eigenen Bett und holte mir erstmal eine Mütze Schlaf. Oli und Alex kamen irgendwann nach Hause, dieser Tatsache schenkte ich aber nur mit einem lauten Hallo kurze Beachtung. Mit Musik im Ohr widmete ich lieber meine Aufmerksamkeit einer erneuten Runde Schlaf.
" Sag mal Madame, hast du uns evtl was zu erzählen?", weckte mich Oliver. Hinter ihm stand ein besorgt aussehender Alex und ein grinsender Phil.
"Wieso war mit klar, dass du nicht im Krankenhaus bleibst und wieso war mir auch klar, als Freddy mir Bescheid gegeben hat, dass genau diese Situation heute stattfindet?", spekulierte Phil.
"Oh sorry, ich hab geschlafen. Oli, Alex ich wollte euch Bescheid geben, aber irgendwie war ich so müde."
"Tja du Trulla, das heißt für dich nun die volle medizinische Überwachung für die nächsten 48 Stunden. Alex mach mal bitte alle Werte und Phil, du kümmerst dich um ihre HWS. Was machen die Schmerzen , brauchst du noch was?" fragte Oli.
"Ja eine Ibu wäre ganz gut. Aber die kann ich mir nachher auch selber aus dem Büro holen."
"Nix da, du hast Sofa bzw. Bettruhe. Wenn Phil mit dir fertig ist, kommst du mit nach unten. Du musst auch mit Sicherheit noch was essen. Und dann bleibst du erstmal unter unserer Beobachtung. So eine dumme Aktion sich gegen ärztlichen Rat zu entlassen ohne mit uns zu sprechen!", leider konnte ich seine Wut sogar verstehen.
Die WG ist meine Familie. Ich hätte sie informieren sollen.
Die nächsten Tage wurde ich mit Adleraugen überwacht. Drei Tage später ging es mir deutlich besser, sodass ich meine Männer als Dankeschön zum Italiener entführte.
Meine Aussage bei der Polizei verhalf der Frau wenigstens nun zu einem sicheren Leben.
Da hatte mein Helfersyndrom ja doch noch etwas Gutes bewirkt.

Diagnose Tollpatsch mit Symptom Dickkopf - ShortStoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt