04 | Das perfekte Opfer

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E L I A N A

„Wie alt seid ihr eigentlich alle?" fragte ich, während wir alle am Esstisch aßen.
Zum Abendessen gab es sehr viel Auswahl, deswegen genoss ich es sehr und versuchte alles zu probieren.
Ich schaute Alessio an. „21" antwortete er.
„25" sagte Adriano, während ich nickte. „28" antwortete Domenico, während ich meine Augenbrauen hochzog, so alt sieht er eigentlich garnicht aus. „Ich bin 18." sagte Isabella mit einem lächeln.
„Was ist mit dir?" fragte ich Mateo und schaute ihn mit einem lächeln an. „23" antwortete er und schaute mir eine Weile in die Augen.
„Und du?" fragte Mateo.
„Ich bin 19" Er zog seine Augenbrauen hoch aber nicht aus dem gleichen Grund, warum ich meine Augenbrauen bei Domenico hochzog.
Er interessierte sich für mich.

„Hast du eigentlich ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern?" fragte Adriano.
„Zu meinem Vater habe ich ein sehr gutes Verhältnis, ja." antwortete ich und hoffte er würde es bei der Antwort belassen also schaute ich auf mein Teller um ihn nicht in die Augen zu schauen.
„Und zu deiner Mutter?" fragte er.
Es wurde plötzlich ruhig, keiner redete mehr.
Die Frage traf wie ein Blitz in meinem Herzen. Ich schaute hoch und bemerkte wie die anderen, Adriano mit großen Augen anschauten.

Ob es daran lag, dass sie über meine Mutter bescheid wussten? Nur die wenigsten wussten wirklich was mit ihr passierte aber sie wussten es nicht. Das war dann wahrscheinlich auch der Grund warum er fragte um herauszufinden was mit ihr passierte. Diese Familie wurde zwar gut erzogen, aber es wird immer mindestens einen in der Familie geben, der neugierig ist und versuchen würde alles herauszufinden.

Ich weiß, ich sollte in meiner Rolle bleiben und stark sein, doch das tat ich nicht. Die Situation wurde noch schlimmer, als keiner antwortete und als mich keiner aus der Situation versuchte zu retten.
„Ich glaube ich gehe ins Bett." ich stand auf und würdigte keinem einzigen einen Blick.

Ich hörte hinter mir im Esszimmer, wie es laut wurde, doch es interessierte mich nicht.
Ich wollte weg, keinen mehr sehen, ich wollte alleine sein.

Ich wurde an der Hand festgehalten. Ich schaute hoch und bemerkte, dass es Mateo war, der mich bemitleidend und entschuldigend ansah.
„Komm mit." sagte er und zog mich mit sich, ohne dass ich etwas sagen konnte.
Eigentlich wollte ich ja alleine sein.

Wir gingen raus in den Garten. Die Luft war sehr angenehm, weswegen ich wieder normal aufatmen konnte. Der Garten war sehr groß, größer als bei uns. Mittendrin war ein großer Pool und ich erkannte wie der Mond sich im Wasser wieder spiegelte.
Wir setzten uns an den Rand vom Pool, wir beide zogen unsere Schuhe aus und tan unsere Beine ins Wasser. 

„Hör nicht auf Adriano." sagte er mit einem ruhigen Ton. „Er war schon immer ein Arschloch und wird es auch immer sein. Deswegen darfst du dich nicht wegen ihm runter machen."
„Ich weiß." ich lag mein Kopf auf seine Schulter um zu vermitteln, dass ich mich bei ihm ‚wohl fühlte'.
Natürlich tat ich es nicht, es war alles ein Teil vom Plan.

„Adriano war schon immer so einer, der versuchte die Schwachstelle eines anderen zu finden. Er war immer darauf aus, die anderen so weit auszufragen, bis er die Frage hat die er brauchte. Da wäre es egal, wie sehr sie es keinem sagen wollten, er würde es immer schaffen. Deswegen pass auf, wenn du bei ihm bist.
Ich weiß dass du nicht darüber reden willst, das sah ich in deinen Augen und an deiner Körperhaltung."
ich schloss meine Augen. „Aber für den Fall, wenn du mal doch reden willst, ich bin da."

Ich nickte, während mir eine Träne runterlief.
Ich nahm meinen Kopf von seiner Schulter, holte meine Beine aus dem Wasser und zog sie eng an mich.
„Es war sehr schwer damals. Nicht nur für mich sondern auch für meinen Vater und meiner kleinen Schwester."
Ich vermisse sie.

Er drehte sein Kopf und schaute mich an.
„Früher war es so schön, wir waren alle zusammen, wir waren glücklich." sagte ich während mir wieder Tränen stiegen und meine Sicht verschwamm.
Er legte sein Arm um mich.
„Du musst nicht davon erzählen." flüsterte er.

„Können wir hoch?" fragte ich, weil ich nur noch ins Bett wollte. Er nickte daraufhin.
„Natürlich, komm ich bring dich auf dein Zimmer." Er stand auf und reichte seine Hand um mir beim aufstehen zu helfen, welche ich sofort annahm.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer, legte er sein Arm um mich, da meine Tränen nicht aufhörten zu laufen.

Vor meinem Zimmer nahm er mich in den Arm und streichelte meinen Rücken. „Shht, es wird alles gut."
Wird es das?
„Soll ich bei dir bleiben?" flüsterte er, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte.
„Okay." sagte er.
Als wir uns lösten nahm er mein Gesicht in seine Hände. „Egal was passiert, du kannst immer zu mir kommen. Okay?" er schaute mich mit einem Blick an, was ich bisher noch nicht kannte. Es war so ehrlich..
Ich nickte.
„Gute nacht, la mia bellezza." flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich drehte mich um, ging in mein Zimmer rein und schloß die Tür hinter mir.
Ich lehnte mich an der Tür ab und wischte mir die Tränen mit meinen Händen weg.
Ich fing langsam an zu lachen.

Das ging ja schneller als gedacht..
Die Mitleidsschiene muss ich wohl öfters bringen.

Scheint so als hätte ich das perfekte Opfer gefunden.




















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