„Stell dich nicht so an" raunte er in mein Ohr, wahrscheinlich sollte das verführerisch klingen aber mir kam es nur hoch. Mein ganzer Körper war mit Gänsehaut überzogen und ich hatte einen Geschmack von Säure im Hals. Überall zierten Schnitte meine Haut und ich spürte aus manchen warmes Blut laufen. Wieder kam er nah an mein Ohr „ich weiß du willst es auch" und mit diesen Worten drang er....
Mit einem leisen Schrei auf den Lippen wurde ich schlagartig wach. Ich zitterte am ganzen Körper und mein Herz schlug schnell in meiner Brust. Ich brauchte einen Moment mich zu orientieren, merkte aber schnell, dass ich mich in meinem Bett befand. Langsam schälte ich mich aus meiner Decke und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Total durchgeschwitzt und immer noch außer Atem schloss ich für einen Moment die Augen bevor ich das warme Nass auf meinen Körper plätschern ließ.
Wann ist dieser Albtraum endlich zu Ende, wann werde ich endlich wieder normal schlafen können? Das heiße Wasser der Dusche half mir nur minimal die letzte Nacht von meinem Körper zu waschen. Drei Monate war es nur her, drei Monate seit ich zu meiner besten Freundin gezogen war, drei Monate hatte ich nicht einmal Kontakt zu meiner Mutter, geschweige denn zu diesem ekelhaften Mann den sie ihren Freund nennt. Jede Nacht quält mich der selbe schlechte Traum und jedesmal wache ich nach nur wenigen Stunden Schlaf auf.
Ich mache einen großen Bogen um den bodentiefen Spiegel und schnappe mir schnell meine frischen Klamotten. Ich ertrage den Anblick meiner geschundenen Haut nicht. Fertig angezogen binde ich meine Haare in einen hohen Zopf und mache mich auf die Suche nach meiner besten Freundin. Mir fehlt die Kraft mich in irgendeiner Weise zu schminken oder zu stylen. Als ich Alexandra noch schlafend in ihrem Bett finde entscheide ich mich dafür erstmal Kaffee zu kochen und sitze keine 10 Minuten später mit einer großen Tasse schwarzen Kaffee in der Küche.
„Guten Morgen Sonnenschein" murmelt circa eine halbe Stunde später eine verschlafene Stimme hinter mir. Ich bringe nur einen leises „Morgen" zustande bevor ich mich wieder meiner Tasse zuwende. Ich war noch nie ein Morgenmensch, aber nach drei Monaten Schlafmangel ist es noch schlimmer geworden.
Alex schenkt sich selber eine Tasse Kaffee mit viel zu viel Zucker und Milch ein und setzt sich dann zu mir an den Tisch. So sitzen wir eine Weile schweigend da bevor sie die alltägliche Frage stellt „wie geht's dir?". „Gut" antworte ich kurz angebunden. Wir beide wissen das dies nicht der Wahrheit entspricht, wir sind es aber auch beide leid darüber zu diskutieren. Nach kurzem Zögern brennt mir doch eine Sache stark auf der Seele „würdest du mit mir heute zu meiner Mutter fahren? Ich würde gern ein paar persönliche Sachen abholen und habe keine Lust ihr alleine über den Weg zu laufen." Tränen steigen mir in die Augen während ich diese Worte ausspreche. Alex nickt nur und drückt sanft meine Hand.
Sie ist einfach die beste Freundin die man sich wünschen kann. Kaum ein Mensch hätte jemanden in einer solch schweren Situation beigestanden und sie tut noch so viel mehr. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in mein altes zu Hause. Die kleine 3 Zimmer Wohnung am Rande der Stadt liegt gute 30 Minuten Fußweg entfernt. Mit den drei leeren Taschen auf der Schulter ist es noch relativ entspannt zu laufen, aber der Rückweg wird doch anstrengender werden.
Vor dem großen grauen Wohnblock angekommen werde ich plötzlich doch sehr nervös. Meine Hände zittern und meine Gedenken fangen an zu kreisen. ‚Was wenn er doch da ist? Wenn er wieder mal keinen Bock zu arbeiten hatte?' als hätte meine beste Freundin die unausgesprochene Frage gehört legt sie mir sanft die Hand auf die Schulter, sagt „Er ist nicht da, sein Auto ist weg" und nickt in Richtung des leeren Parkplatzes an dem sonst sein alter Volvo steht.
Immer noch leicht zitternd schließe ich die Tür auf und mache mich auf den Weg die Treppen hoch in den vierten Stock. So leise wie möglich stecke ich den Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür und schiebe sie mit leichten Druck auf. Der Geruch von Gras steigt mir in die Nase, gemischt mit einem leichten Hauch von Urin. Als wir uns durch die Wohnung schleichen erscheint Chaos in allen Ecken. In meinem Zimmer angekommen schließe ich sofort ab und mache mich dran alle wichtigen Sachen in die Taschen zu packen. So schnell wie möglich stopfe ich jedes noch so kleine Teil hinein um bald wieder und diesmal für immer diese Bruchbude verlassen zu können.
„Siehst du irgendwo ein rotes Fotoalbum, circa A5 Größe?" frage ich meine beste Freundin, welche gerade meinen Schmuck einpackt. Sie schaut sich nochmal genauer um schüttelt dann aber den Kopf. ,Wo ist dieses Ding bloß?' ich stelle meine komplettes Zimmer auf den Kopf kann er aber nirgends finden. Es kann nur im Wohnzimmer im Schrank liegen, ich wüsste nicht wo ich es sonst hingeräumt haben könnte. Nachdem endlich alles verpackt ist und die Beutel gut gefüllt sind gehen wir zurück ins Wohnzimmer und direkt auf den Schrank zu in welchem ich das Album vermute. Noch ehe ich den Schrank öffnen kann lässt mich ein lautes „Na lässt du dich auch mal wieder blicken" herum fahren. Im Türrahmen welcher ihr Schlafzimmer mit dem Wohnzimmer verbindet steht meine Mutter. Ihre glasigen Augen verraten mir das sie mal wieder nicht nüchtern ist. Ich drehe mich zurück zum Schrank und sage nur „ich bin gleich wieder weg" bevor ich die Tür öffne. Unter weiteren unwichtigen Fotoalben liegt blitzt das rote Buch welches ich so sehnlich gesucht habe hervor.
Als ich das Album herausnehme um es mit zu nehmen fällt ein Polaroid heraus und meine Mutter zieht hörbar die Luft ein. Ich bücke mich um das Bild aufzuheben und schaffe es gerade noch in die Finger zu bekommen bevor meine Mutter sich darauf stürzen konnte. „Was ist das?" frage ich leise, den Blick starr auf das Bild in meinen Händen geheftet. Es zeigte einen jungen Mann in Motorradkombi, in seinen Armen ein winziges Baby mit riesigen Ohrenschützern auf, darunter steht Vater & Tochter. Noch einmal erhob ich meine Stimme gegenüber meiner Mutter „Was ist das?". Stille trat ein bevor sie endlich sagte „dein Vater"
DU LIEST GERADE
Die verlorene Tochter des Rennfahrers || Fabio Quartararo ff
Fanfiction20 Jahre hat Juliana mit ihrer Mutter zusammen gelebt und all ihre Drogeneskapaden, Männergeschichten und depressiven Phasen mitgemacht. Bis zu diesem einen Tag der alles verändern sollte. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt er will keinen Kontakt...