III

255 12 0
                                    

Renntag... endlich sollte ich ein MotoGP Rennen live sehen können, doch meine Laune war am Boden. Wir waren zu naiv gewesen zu denken wir würde so leicht an Rossi heran kommen. „Guten Morgen du Schlafmütze, ein Rennen wartet auf uns." begrüßte mich Alex die gerade von den Waschräumen zurück kam. Ich war wieder mal weit vor ihr wach, hatte aber keine Lust auf Konversation also habe ich getan als würde ich noch schlafen „Guten Morgen. Ich warte nur auf dich bin schon fertig" antwortete ich ihr schmunzelnd während ich gerade meine Chucks anzog. Wir schnappten uns jeder noch zwei belegte Brötchen die wir auf dem Weg zur Strecke essen würden.

Es war nicht das beste Wetter für einen Renntag, dicke graue Wolken verdeckten den Himmel und immer wieder waren kleine Tröpfchen zu spüren. Hoffentlich würden die Rennen trocken bleiben. Da wir noch reichlich Zeit hatten wollten wir nochmal durch die Boxengasse laufen und vielleicht noch das ein oder andere Bild abstauben. „Juli..." sagte Alex nach einer Weile von der Seite „wollen wir es nicht doch nochmal probieren wenn wir einmal hier sind?" fragte sie zögerlich. Ich verdrehte die Augen „es wird doch eh nichts, aber von mir aus." also liefen wir nochmal zur Petronas Box, an welcher wieder ziemlich viele Fans warteten. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. „Los da kommt er gerade." sagte Alex plötzlich aufgeregt und zog mich am Arm hinter sich her. Aus voller Kehle schrie sie „Valentino" als wir an der Box angekommen waren. Verdutzt dreht er sich tatsächlich in Richtung der Stimme, bevor ich etwas machen konnte hielt Alex das Bild von uns hoch und zeigte auf mich. Auch wenn ich vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre hielt ich seinem Blick stand. Er musterte mich einen Moment von oben bis unten bevor ihm ein Licht aufzugehen schien. Ohne den Blick groß von mir zu nehmen sagte er etwas zu einem Security was wir nicht verstehen konnten und verschwand dann hinter die Box.

„Siehst du es war Zeitverschwendung." gab ich meiner besten Freundin, den Tränen nahe, zu verstehen. Er hat mich gesehen und es hat ihn nicht interessiert „vielleicht hatte meine Mutter recht, vielleicht will er mich ni..." ich wurde von einem Räuspern hinter uns unterbrochen. Ein großer, breitgebauter Kerl stand hinter uns „ich soll sie beide zu Valentino Rossi bringen." sagte er mit kalter Stimme. Es war der Security Typ von vorhin. Ich starrte ihn nur mit offenem Mund an, wahrscheinlich einen Moment zu lange, denn Alex musste mir einen kleinen Stups geben um mich in Bewegung zu bringen. Meine Hände zitterten und mein Mund wurde ganz trocken, ich würde endlich meinen Vater kennenlernen. Alex merkte meine Nervosität und nahm eine meiner Hände in ihre und drückte sie leicht. Froh sie an meiner Seite zu haben lächele ich sie leicht an. Den hinteren Teil der Boxengasse darf man als normaler Gast eigentlich nicht betreten, weshalb wir an einer Absperrung vorbei mussten bevor wir hinein konnten. Die Petronas Box war ziemlich mittig gewesen weshalb wir noch eine Weile laufen mussten. Das hieß aber auch noch ausreichend Zeit mit Gedanken zu machen was ich zu ihm sagen wollte, alle Pläne die wir hatten sind wie aus meinem Kopf gefegt.

Als wir an den Trailern von Petronas ankamen bedeutete uns der Security kurz zu warten während er an der Tür des linken Trailers klopfte. Er steckte den Kopf herein um uns anzukündigen und fragte nochmal ob es wirklich okay war das wir beide alleine rein konnten. Scheinbar hatte die Person auf der anderen Seite der Tür zugestimmt denn der Security zog sie ganz auf und deutete uns hinein zu gehen. Wir taten wir uns geheißen und standen keine 10 Sekunden später vor dem wahren Valentino Rossi, einen Moment waren alle ganz still und jeder schien seine Gedanken nochmal zu sortieren, nur das es bei meinen nicht klappte und ich kein Wort raus brachte. Zum Glück kam mir Valentino zuvor „endlich bist du hier." sagte er und zog mich in eine Umarmung, löste sich aber gleich wieder nicht sicher ob ich das überhaupt wollte. Meine Verwirrung war mir wohl ins Gesicht geschrieben „setzt euch" er deutete auf eine Ecke mit Sofas und Sessel „ich erkläre dir alles was du wissen möchtest"

Nachdem sich alle gesetzt hatten und Valentino für jeden noch ein Getränk bereit gestellt hat überlegte ich mit welcher der tausend Fragen in meinem Kopf ich anfangen sollte. „Also ist es wahr?" brachte ich endlich hervor „Du bist mein Vater?" Valentino nickte „und ich habe dich die letzten 20 Jahren fast pausenlos gesucht." Jetzt war sogar die Verwirrung verwirrt „wie du hast mich gesucht? Meine Mutter hat erzählt du wolltest mich nicht, wolltest keinen Kontakt zu mir und auch nichts für mich bezahlen." Valentino atmetet tief ein und aus bevor er begann alles zu erzählen „ich lernte deine Mum an der Rennstrecke kennen, sie war Schirmgirl bei Aprilia. Wir haben uns jedes Wochenende gesehen und unterhalten, bis ich irgendwann meinen Mut zusammen nahm und sie nach einem Date fragte. Wir sind eine Weile immer wieder ausgegangen und waren kurze Zeit später ein Paar. Ich habe sie wirklich geliebt, aber deine Mum sie..." er stockte kurz um sich zu sammeln „sie hat angefangen Drogen zu nehmen. Immer wieder sind wir deshalb aneinandergeraten, haben uns gestritten, immer wieder hat sie mir geschworen es war das letzte mal und ich habe ihr geglaubt. Ich habe sie so sehr geliebt das ich es so hingenommen habe, bis zu dem Tag als sie mir mitteilte sie ist schwanger. Ich konnte nicht zu lassen das sie Drogen nimmt während ein kleines Wesen in ihr heran wuchs. Also probierte ich sie dauerhaft im Auge zu behalten und tatsächlich nahm sie die ganze Schwangerschaft und auch das erste halbe Jahr danach keine Drogen. 2000 wurdest du geboren und es war das größte Geschenk für mich, dich in meinen Armen zu halten. Doch es sollte nicht lange sein. Ein gutes halbes Jahr nach deiner Geburt stand ich früh auf und ihr wart verschwunden. Einzig ein Zettel blieb mir
Vale es tut mir leid. Ich halte es so nicht mehr aus. Wir gehen, bitte suche uns nicht ich möchte nicht das du Kontakt zu meiner Tochter hast.
Und damit hat sie mich zurück gelassen. Natürlich habe ich nach euch, aber vor allem nach dir gesucht. Nur leider hatte ich keinerlei Anhaltspunkte. Sie hat deinen Vornamen geändert, eigentlich hatten wir dich Giulia genannt, und ihr habt beide den Nachnamen ihres Mannes angenommen, ich wusste nicht einmal wo ich suchen sollte. Doch ich habe nie aufgegeben. Ich habe immer weiter nach dir gesucht und jetzt bist du endlich hier."

Als er endete hatten wir alle Tränen in den Augen mein Leben lang habe ich gedacht er interessiert sich nicht für mich doch er hat mich immer gesucht. Jetzt war ich diejenige die ihm um den Hals fiel, er erwiderte die Umarmung sofort und so standen wir eine Weile einfach da, Vater und Tochter wieder vereint und schluchzend.

Die verlorene Tochter des Rennfahrers || Fabio Quartararo ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt