6 - Rose

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 „Du kannst ihr auch einfach den Mund zuhalten. Durch die Nase atmet sie eh nicht."

„Und was wenn doch?"

„Dann halt ihr die Nase eben zu."

Vielleicht war das das erste Zeichen, dafür dass meine Freunde hunger hatten als ich den nächsten Morgen „aufwachte". Ich hörte Harper und Jane gedämpft, doch leider entschied ich mich dazu wieder wegzudösen. Aufwachen tat ich erst, als Jane mir „sehr liebevoll" in meine Wangen pieckste, mich daraufhin strahlend ansah und verkündete dass Harper unerträglich sei wenn sie hunger hatte. „Ihr hättet euch einfach Essen machen können.", sagte ich schläfrig und hätte mich sehr gern auf die andere Seite gedreht, wenn mir nicht aufgefallen wäre, dass mir alles wehtat.

Nachdem wir mit dem Streichen gestern fertig waren, hatte Harper auch Hunger und wir sind uns ziemlich schnell einig gewesen Pizza wäre die ideale Mahlzeit wäre und während wir in der kleinen Imbisbude so saßen und warteten, fragte Monica ob wir nicht alle bei mir übernachten könnten, wo ich definitiv zustimmte.

Es war toll einfach wieder mal mit den Mädels abzuhängen und eine Übernachtungsfeier zu machen als wären wir dreizehn. Rumzualbern, Spaßfotoshootings vor der frisch gemalerten Wand zu machen oder sich alberne dumme Geschichten zu erzählen, während man im Schlafsack eingemummelt war. Ja, das waren immer schon die besten Abende gewesen. Vor allem jetzt, wo ich dachte ich würde es gar nicht brauchen , aber es vielleicht doch mehr denn je tat. Es war, als würde ich vom Erwachsenenleben verschluckt werden. Zuerst begann ich zu studieren und mir mit Menschen den Campus zu teilen die tatsächlich erwachsen waren, dann war ich in einer laufenden festen Beziehung und ausserdem dabei in meine eigene Wohnung zu ziehen. Wer hätte das vor zwei Jahren noch vorhersagen können?

„Ich kann nicht aufstehen wenn du nicht aufstehst.", erklärte ich. „Wie spät ist es eigentlich?" Jane zuckte mit den Schultern während sie von mir aufstand und sich ihr gemustertes Schlaftop richtete. „Harper, wie spät ist es?", fragte sie. Harper saß in ihrem Schlafsack und starrte auf ihr Handy. „Gleicht um zehn. Rose, hast du hier eigentlich Wlan?"

„Nein, noch nicht. Dad wollte sich irgendwann darum kümmern." Harper nickte, auch wenn sie dabei ziemlich unzufrieden auszusehen schien, und wendete sich wieder ihrem Handy zu. Zwei Sekunden später stellte sie fest, dass sie ja hunger hatte und blickte wieder erwartungsvoll zu mir. „Rose, machst du Pancakes?" Ich musste grinsen. „Ja klar mache ich noch Pancakes."

Eine halbe Stunde später stand ich in der Küche und verquirrlte Eier. Für andere mochte es anstrengend oder nervig sein, als erstes am Morgen für die Freunde Frühstück zu machen, doch ich mochte alles was mit kochen oder backen oder anrühren oder jeglicher Form von Essenszubereitung zu tun hatte. Egal ob das früh am Morgen war, mitten in der Nacht oder als Snack zwischendurch. Ich mochte es einfach für mich zu stehen, nachzudenken, die einfachsten oder auch kompliziertesten Dinge zusammenzumischen.

„Wann siehst du eigentlich Kai das nächste Mal?", fragte Monica vom Boden während sie ihren Schlafsack zusammenfaltete. Ich zuckte mit den Schultern und goss ein wenig Teig in die Pfanne. „Hilft er dir noch mal beim Streichen?", fragte Harper.

„Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung. Manchmal ist er ziemlich ... distanziert?", gestand ich. Das war etwas, was mir in den letzten Wochen öfter aufgefallen war. Kai war oft die netteste Person die ich mir vorstellen konnte, dann gab er mir seine Pullover und nahm meine Hand doch dann waren da Momente, da hatte ich fast schon das Gefühl, dass er mich ignorierte oder dass ich ihn nervte.

„Distanziert?", fragte Harper in der schrillen Tonlage in der sie immer Dinge fragte wenn sie gossip roch.

„Naja.", begann ich, doch wusste nicht so richtig was ich sagen sollte. „Nur manchmal. Und auch nicht direkt distanziert, eher so ein bisschen lieblos?"

when life gives you lemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt