13 - Jane

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Mum, stand in großen Lettern auf meinem Handy und da dies nun schon zum dritten Mal vorkam heute, entschied ich den Anruf endlich anzunehmen. Normalerweise rief sie einmal an, und wenn ich nicht ran ging, versuchte sie es auch gar nicht erst nochmal.

„Ja?" ,fragte ich.

„Jane. Endlich gehst du ran. Du, ich muss ganz dringend mit dir reden.", erklärte sie. Aha. Interessant. Vermutlich würde es wieder darum gehen, dass ich Will ganz spontan heute aus der Kita abholen müsste. „Was denn?", fragte ich. Vielleicht sollte ich hinzufügen dass sie sich kurz halten sollte, da ich in fünfzehn Minuten auf Arbeit war. „Du weißt doch, deine Wohnung.", begann sie. „Wir bezahlen ja die Hälfte. Also Chris und ich. Und, wir haben jetzt eine Mieterhöhung bekommen." Sie machte eine Pause. „Na ja, also dachten wir, dass du jetzt auch ein bisschen mehr dazu zahlen könntest."

„Okay...", sagte ich skeptisch. „Wieviel soll ich denn mehr zahlen?"

„Wir dachten daran, dass du jetzt statt den 400 Pfund, 600 zahlen könntest." Okay, wow. Das klang nach einer sehr, sehr hohen Mieterhöhung, und ich lief ein paar Schritte weiter ohne zu antworten. Vielleicht hatte Mum sich auch einfach nur versprochen. „Wir dachten bloß, da du eh nicht studierst sondern nur arbeitest, würde sich das anbieten. Und das letzte Mal als ich mit dir geredet habe, meintest du irgendwas von Lohnerhöhung. Chris und ich dachten, es wäre eine nette Idee dich ins Erwachsenenleben einzuführen und irgendwann bezahlst du dann ganz allein die volle Miete." Ich hatte meiner Mum tatsächlich von einer anstehenden Gehaltserhöhung erzählt, ob das jetzt überhaupt wirklich noch umgesetzt wurde, war eine andere Frage. Meine Chefin hatte vor drei Wochen oder so verkündet, dass sie einer Person wegen ihrer Leistung gern eine Gehaltserhöhung geben würde. Statt 8,50 die Stunde ganze 10 Pfund und ich ging stark davon aus, dass sie mich meinte. Nicht bloß hatte sie mich verschwörerisch angelächelt, sonder auch würde alles andere nicht viel Sinn ergeben. Eleanor tat ja nie was und Oliver sah ich eigentlich auch nie. So wenig, dass ich oft seinen Namen vergaß. Ich ging also davon aus dass ich die Gehaltserhöhung kriegen würde, und außerdem eine Stundenerhöhung von 25 Stunden auf 30. Wenn das alles so hinhauen würde wie geplant, sollten 600 Pfund durchaus machbar sein.

„Ja klar, Mum.", sagte ich und bog in die kleine Seitenstraße ein in der sich das Cafe befand. „Das klingt cool. Ab diesen Monat dann schon?" Meine Mutter schien wirklich sehr verwirrt, zumindest machte sie seltsam verwirrt Geräusche. „Supi Janie-Schatz. Ich schreib dir dann noch mal. Das freut mich aber, dass du so erwachsen antwortest. Ich hab dich lieb."

„Ich dich auch.", antwortete ich ein wenig mehr aus Reflex als weil ich es wirklich so meinte. (Es wäre zwischendurch halt auch ganz nett, wenn meine Mum mich auch dann lieb hatte, wenn ich auch nicht so erwachsen antwortete)

Ich legte auf und erreichte das Cafe. Es war kurz vor 10, und die einzigen Menschen die hier waren, waren einmal eine Gruppe an älteren Ladys aus der Nachtbarschaft die jeden Montag hier frühstückten, zwei Arbeiter die auch täglich seit zwei Wochen vorbeikamen weil sie zwei Straßen weiter irgendwelche Rohre umbauten (wie sie mir erklärt hatten) und zwei junge Mütter die sich angeregt über ihre Getränke hinweg unterhielten. Wie gesagt, ich mochte es hier sehr.

Ich durchquerte den Raum, stellte meine Sachen in das Aufenthaltszimmer und Band mir die blaue Schürze über den ebenfalls blauen Strickpullover. Mein Vater hatte ihn mir vor zwei Jahren zu Weihnachten selbstgestrickt (ohne Maße, aber dafür mit einem sehr komplizierten Strickmuster für einen Anfänger). Er war zu weit, und unsauber gestrickt und ich liebte ihn über alles.

„Jane, bist du fertig?", fragte Eleanor von vorne. Ich verdrehte die Augen, denn offiziell hatte ich noch 5 Minuten bevor meine Schicht begann, doch ging trotzdem nach vorne um Eleanor Gesellschaft zu leisten. Das faszinierende an Eleanor war, dass sie, trotzdem sie einen zwischendurch auch immer wieder daran erinnerte, dass sie eigentlich gar nicht mit mir reden würde wenn sie bessere Gesellschaft hätte, einen immer mit irgendwelchen Informationen füllte. Ob es um das Rezept des Erdbeerkuchens ihrer Oma ging, die neusten Informationen über eine Promitrennung oder dass die Periode ihrer besten Freundin zum zweiten Mal in Folge ausgefallen ist, war dabei egal.

when life gives you lemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt