9 - Jane

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Die eine Woche die ich nun schon in dem kleinen Café der Upper John Street arbeitete, hatten mich daran zweifeln lassen, ob meine Entscheidung, mich lieber immer noch nicht mit der großen Frage „Was willst du jetzt eigentlich genau mit deinem Leben anfangen, und was musst du dafür tun" auseinanderzusetzten die Richtige war.

Ich meine, ich mochte es hier. Ich mochte die dunklen Möbel, der Raum der immer nach irgendwelchen Gewürzen roch, die schnörkelige Schrift auf der Tafel und das Getummel draußen, was man durch die großen Fensterscheiben beobachten konnte. Außerdem mochte meine Chefin mich, worauf ich stolzer war als ich zugeben mochte. Das Ding ist, es bringt dir nichts wenn deine Chefin dich mag, wenn deine Kollegen aber Arschlöcher sind. Da war einmal die Studentin Eleanor, die vermutlich nur hier war um ihren ihren Instagram Account mit Kaffeebildern und ihren rotbraunen Haaren hinter dem Tresen zu füllen, und Oliver, der ihr dabei half und die Fotos machte. Die beiden mochten mich nicht sonderlich und gaben mir das auch ziemlich deutlich zu verstehen. (Auf ihren Instagramposts wurde ich auch nie markiert).

„Eleanor, könntest du vielleicht hinten an Tisch vier abkassieren, danke!", forderte ich sie auf. Sie stand mit der Hüfte angelehnt an dem Türbogen der zur Küche führte, und kritzelte auf ihren Block herum. „Aber du hattest doch Tisch vier?", erklärte sie mir. Ich war währenddessen damit beschäftigt, die letzten, entnervten Gäste aus der sechs Uhr Stoßzeit am Tresen zu bedienen. „Gut, dann übernehm du hier bitte." Ich war schon dabei meine Hände an der dunkelroten Schürze abzuwischen und zu Tisch vier zu gehen, als Eleanor laut sagte: „Oh, ich glaube Oliver hat von der Kühe aus gerufen. Ich bin gleich wieder da. So lang kannst du ja Tisch vier übernehmen." Sie lächelte mich zuckersüß an, und ich fragte mich wirklich, ob sie glaubte, dass ich ihr das abnahm. Oliver hatte vor einer halben Stunde Pause gemacht. Ein frustriertes Seufzten entfuhr mir, und ich machte mich daran, den beiden Damen ihre Getränke zum Mitnehmen zu machen und im Anschluss rannte ich zu Tisch vier, entschuldigte mich mehrmals für das lange Warten, bekam aber trotzdem kein Trinkgeld. Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare, die schon wieder so lang waren, dass es schwer wurde eine Frisur zu finden die sie mir alle aus dem Gesicht hielt und war gerade wieder dabei hinter den Tresen zu schlurfen, als die Tür erneut aufging. Wieder zwang ich mich mein breitestes Grinsen aufzusetzen, doch nachdem ich meinem Blick zur Tür gerichtet hatte, fiel es mir nicht mal sehr schwer.

„Monica!", rief ich erfreut aus und drückte sie fest. Irgendein Engel da oben musste mein Klagen erhört haben und schickte mir Hoffnung. Eine Hoffnung die unerwartet schnell verpuffte, nachdem ich Sam hinter ihr durch die Tür treten sah.

„Hey, Jane. Ich dachte wir gehen mal dein Arbeitsplatz besichtigen.", verkündete Monica strahlend. Sie trug eine Boyfriends-Jeans, und einen Mantel den sie offen trug und der das viel zu kurze Top für Anfang November entblößte.

„Schön!", sagte ich euphorisch, und ließ meinen Blick kurz zu Sam schweifen, der mir einhändig zuwinkte. „Ähm, eigentlich habe ich gerade keine Pause", begann ich, und sah mich suchend im Raum um, „Aber ich kann euch Kaffee machen. Der schmeckt wirklich ziemlich lecker. Ihr könnt euch ja einfach mal umsehen." Mit einem Armschwenker, deutete ich auf den kleinen hinteren Teil des Cafés mit den Sitzmöglichkeiten.

„Uh", Monica kam leichtfüßig auf den Tresen zugehüpft und legte ihren Kopf in den Nacken um die Tafel mit allerlei Getränken anstarren zu können. „Ich nehme ein Erdbeersmoothie. Oder nein! Doch lieber ein Caramel Macchiato." Ich versuchte eine Augenbraue hochzuziehen (ging aber aus Erfahrung stark davon aus, dass ich scheiterte). „Smoothie oder Latte?"

Sam trat hinter Monica auf und legte ihr seine Hände auf die Schultern. „Wie wärs, wenn wir beides nehmen, und das was du nicht nimmst, nehme ich." Monicas grübeliger Gesichtsausdruck, verwandelte sich ein strahlen und sie nickte eifrig.

when life gives you lemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt