Kapitel 35 Ilka

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Zwei Wochen später

Ilka


Das war jetzt schon mein zweiter Krankenhaus Aufenthalt seit ich auf dem Internat bin. Heute haben die Ärzte mich gehen lassen. Ich bin gerade auf der Fahrt zurück ins Internat, Joy ist schon wieder dort. Der Direktor konnte ihr nicht so lange Frei geben, sie würde sonst alles verpassen. Meine Wunde ist fast vollständig verheilt, es ist eine riesige Narbe zurück geblieben, die Narbe die man meiner Seele zugesetzt hat bleibt sowieso, leider. Ich freue mich so, endlich zurück ins Internat zu kommen, ich habe alle so vermisst, besonders Eren. Meine Mum und mein Dad wollten mich erst mit nach Hause nehmen, das Internat haben sie mir noch nicht zugetraut, doch alleine daheim würde ich es nicht aushalten. Ich will unter Leute, auch wenn ich in fast jedem noch Rush erkenne. Wie kann man so etwas bloß einem Menschen antun? Wie gestört muss man sein? Ich hoffe so dass sie ihn finden werden. Dort wo die zwei Jungs mich gefunden hatten im Wald, dort wird man nach Rush suchen. Er ist schlau genug, um abzuhauen. Wahrscheinlich ist er schon längst über alle Berge, baut sich sein neues Leben auf oder hält schon sein nächstes Opfer gefangen. Den Tod wünsche ich ihm, doch das ist wohl eine zu nette Strafe für ihn. Man müsste ihn Foltern, foltern bis er um Gnade fleht und ihn dann umbringen. Oder ihn einfach jämmerlich verrecken lassen.


Nach vier weiteren Stunden fahr sind wir endlich angekommen. Wir haben zwischendurch beim McDonalds angehalten und dadurch dass ich geschlafen habe, ist die Zeit sehr schnell rumgegangen. Leon ist ebenfalls sehr schnell eingeschlafen, er ist viel und schnell müde in letzter Zeit. Ich weiß nicht genau ob es ihm wieder schlechter geht, Mom und Dad wollen mir nichts erzählen, aber man merkt das es ihm nicht gut ist. Er ist nicht so laut und aufgedreht wie sonst, er ist eher leise und zieht sich mehr zurück. Ich mache mir Sorgen um Leon, aber es ist nicht so schlimm dass er nochmal extra ins Krankenhaus muss, da muss er ohnehin schon oft genug wegen den Kontrollen hin. Das Auto rollt über den Hof des Internates und der Kies Knirscht unter den Reifen. Ich seufze leise und lächele, hier fühle ich mich wieder zu Hause. Kaum bin ich ausgestiegen, kommen mir Tessa und Emilia entgegen gerannt, die mir sofort schreiend um den Hals fallen. „Oh Mein Gott, wie geht es dir?" Fragt Mila und mustert mich, dann drückt sie mich wieder an sich. „Du bist endlich wieder da." Murmelt Tessa glücklich und ich schließe die beiden in die Arme. „Mir geht es soweit ganz gut, es war schon schlimmer." Antworte ich und Mila nickt verständlich. „Das glaube ich, es muss schrecklich gewesen sein, was du durchgemacht hast." Ich zucke mit den Schultern. „Themawechsel, lasst uns über was anderes reden. Was war hier los während ich weg war?" Frage ich und nehme meinen Koffer, den Dad inzwischen aus dem Auto gehievt hat. Ich verabschiede mich von Mom, Dad und Leon, der mich gar nicht gehen lassen will und gehe dann mit den beiden Mädchen ins Internat, in unser Zimmer. „Es ist nicht viel passiert, es war langweilig und alle haben sich Sorgen gemacht. Fast jeden Tag war die Polizei hier, hat mich, Mila, Joy, Eren und die anderen ausgefragt aber sie kamen nicht vorwärts." Erklärte Tessa und ich nickte aufmerksam. „Willst du erst auspacken oder erst zu Eren?" Fragt Mila dann und ich stelle meinen Koffer ab. „Zu Eren, was denkst du denn." Meinte ich schmunzelnd, ziehe mir schnell etwas anderes an und verlasse das Zimmer. „Bis dann." Sage ich noch und laufe dann rüber zu seinem Zimmer. Hoffentlich ist er auch da, er weiß nicht dass ich heute komme, es sollte eine Überraschung sein, wenn er nicht da ist wäre das blöd. Ich kann es schließlich nicht mehr länger abwarten ihn zu sehen.

Alle Leute die mir auf dem Weg begegnen sehen mich komisch oder ängstlich an. Manche, die ich gar nicht kenne begrüßen mich, reden kurz mit mir und Fragen wie es mir geht. Ich bleibe höflich, obwohl es mich tierisch nervt immer dasselbe sagen zu müssen. Wie soll es mir schon gehen, wenn ich Tage lang bei einem Psychopathen eingesperrt war? Trotzdem grüße ich zurück, unterhalte mich kurz und bin dann bei Erens Zimmer angekommen. Ich klopfe an, aber niemand ist da. Seufzend drehe ich mich um und gehe wieder, wieder redet jeder mit mir oder wendet sich von mir ab, vielleicht aus Angst etwas Falsches zu sagen. Warum beachten sie mich überhaupt? Das haben sie früher auch nie, ich will kein Mitleid. Ich will einfach das sie mich so behandeln, wie sie es früher auch getan haben, als wäre ich ein ganz normales Mädchen, so wie jeder andere auch, nicht dass Mädchen welches Entführt wurde und wahrscheinlich depressiv ist und Mitleid braucht.


Als ich runter in den Flur laufe, der zum Proberaum führt kommt mir Ben entgegen. „Ilka!" Schreit er und ich Sehe erschrocken hoch, die ganze Zeit hatte ich nur auf meine Füße gestarrt. „Oh Mein Gott Ilka!" Ruft er wieder und ich grinse, dann umarmt er mich und hebt mich hoch. Ich erwidere die Umarmung grinsend und er lässt mich wieder runter. „Wie...?" Versucht er zu Fragen, doch ich schüttele den Kopf. „Frag nicht, das habe ich heute schon zu oft gehört." Murmele ich und er nickt. „Du suchst bestimmt Eren, er ist im Proberaum." Sagt er und ich Nicke eifrig. „Danke, bis dann." Sage ich noch und renne dann los und als ich die Tür öffne und Eren sehe, bleibe ich erstmal stehen. Eren steht da, mit dem Rücken zu mir gewandt und stimmt seine Gitarre. Gerade stellt er sie zurück in die Halterung, da sage ich grinsend: „Hey Hübschling." Sofort fährt er herum und starrt mich an. „Ilka..." Murmelt er. Ein paar Sekunden stehen wir einfach nur da und sehen uns an, dann renne ich los, er breitet die Arme aus und nimmt mich hoch. Sofort schlinge ich meine Beine um ihn, er drückt mich gegen sich und vergräbt seinen Kopf an meinem Hals. Oh wie sehr ich ihn vermisst habe, seine Warmen starken Hände, seinen Geruch, einfach alles an ihm. „Du bist wieder da. Du bist endlich wieder bei mir." Murmelt Eren und schluchzt. Ich fahre mit der Hand über seinen Kopf und küsse ihn darauf. „Du musst nicht weinen." Flüstere ich lächelnd und er lässt mich langsam wieder herunter. „Das sind Freudentränen." Sagt er lächelnd, ich nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn.

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