Kapitel 42

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Joy

Zwei Wochen sind inzwischen Vergangen, seit Ilka wieder einmal im Krankenhaus lag. Nach ihrer Entlassung vor einer Woche ist sie erst einmal zu Hause geblieben, doch seit gestern ist sie wieder im Internat. Ich habe noch nicht viel mit ihr geredet, überhaupt, es hat niemand großartig mit ihr geredet, sie sondert sich viel zu sehr ab. Sie kommt nicht in die Schule, täuscht vor dass sie krank wäre und verschanzt sich in ihrem Zimmer. Tessa und Mila reden schon seit gestern Abend immer wieder auf sie ein, sagen sie soll sich nicht so absondern, nach draußen gehen und bei ihren Freunden sein, doch Ilka hört nicht richtig zu. Sie sitzt nur ihrem Zimmer, starrt an die Wand, hört Musik und schläft. Es ist als würde sie überhaupt nichts mehr wahrnehmen, als wäre ihr alles egal, als würde sie nicht mehr auf dieser Welt leben, nur ihr Körper existiert noch, ein Körper in dem eine kaputte Seele wohnt, die innerlich total zerbrochen ist und wahrscheinlich nie wieder ins normale Leben zurückfinden wird.

Ich will versuchen mit ihr zu reden, klopfe gerade an die Zimmertür und öffne sie, als ich keine Antwort bekomme. Ich warte gar nicht erst auf eine Antwort, Ilka wird sowieso nicht mit mir reden, sie wird wieder stumm auf die Wand starren, mich ignorieren oder mir auch gar nicht zuhören. Hoffnung, dass sie mir zuhört habe ich kaum, trotzdem werde ich es versuchen, vielleicht kann Ich ja mit ihr reden, wenn es bei Tessa und Mila allerdings schon nicht geklappt hat, ist die Chance, dass sie mit mir reden will sehr gering. „Hey." Sage ich laut, dass Ilka mich bemerkt und setze mich zu ihr aufs Bett. Kurz sieht sie zu mir, ignoriert mich aber und starrt wieder an die Wand. „Wie geht es dir?" Keine Antwort. „Morgen musst du zum Psychologen... soll ich mitkommen?" Wieder keine Antwort. Mum und Dad wollen dass wirklich durchziehen, dass mit dem Psychologen. Ich glaube es ist eine gute Idee, vielleicht ist er der einzige der Ilka noch helfen kann. Sie soll morgen erst einmal eine Stunde zu ihm gehen, er will ihren Zustand einschätzen und entscheidet dann, ob er sie in der Klinik oder Privat behandelt. Wir alle, alle außer Ilka haben uns schon darauf eingestellt, dass sie in die Klinik kommen wird. Ihr Zustand ist einfach zu kritisch um noch normal behandelt werden zu können. „Ilka, so kann das nicht weiter gehen." Murmele ich und lege meine Hand auf ihr Knie, woraufhin sie sofort zusammen zuckt und ihre Beine an ihren Bauch einknickt. Ungläubig schüttele ich den Kopf. Es bringt nichts, alles was ich sagen, was irgendjemand sagt ist egal, niemand kann zu ihr durchdringen. Sie Kapselt sich ab, zu gerne würde ich ihre Gedanken lesen können, wer weiß was sie im Moment denkt, ob es schöne oder schlimme Gedanken sind, ich habe absolut keine Ahnung, ich werde es wahrscheinlich auch nie erfahren. Sie hat sich einfach total verändert, jeder will die alte Ilka zurück, die Ilka die existiert hat bevor das alles mit Rush passiert ist, das Fröhliche, hübsche, junge Mädchen, nicht eine bleiche Gestalt mit bleichen Wangen, die schon ganz eingefallen sind, weil sie einfach nichts mehr isst. Wir wollen unsere alte Ilka zurück, unsere Freundin und meine Schwester.


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