Kapitel 39

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Nach unserer kleinen Unterhaltung brach peinliches Schweigen aus. Ich wusste nicht was ich auf Toms Aussage erwidern sollte, und Tom wusste anscheinend auch nicht wie er aus dieser eher unangenehmen Situation wieder rauskommen soll. Aber ich muss auch sagen das ich mir das lächeln nicht mehr verkneifen konnte. Noch nie hat jemand was so Schönes zu mir gesagt. Es war jedoch immer noch toten still im Raum, das einzige Geräusch was zu hören war, war das klappern unserer Gabeln auf den Tellern.

Als wir fertig waren, räumten wir das Geschirr weg. Irgendwann standen wir uns unentschlossen gegenüber. „Ähm... wollen wir mit dem Serienmarathon anfangen?" Tom kratzte sich nervös am Hinterkopf und mir entwich ein kleiner Lacher. Er war so unsicher und schaute mich an wie ein Welpe, mit den großen runden Augen. „Ja. Können wir gerne machen. Ich freue mich schon auf Sam und Dean." Jetzt war es Tom dem ein Lachen entwich. Tom führte mich in das Wohnzimmer. Als ich durch die Tür kam, blieb mir die Luft weg. Tom hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Das ganze Sofa war mit Kissen und Decken versehen. Im Raum an sich waren überall Lichterketten verteilt. So dass eine gemütliche Atmosphäre entgegenkam. Außerdem stand ein Tablett auf der Couch wo mehrere Süßigkeiten wie Popcorn und Chips sowie Getränke drapiert waren. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Das war der ultimative Serienmarathon. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie Toms Blick auf mir lag. „Ich wusste dir wird es gefallen. Ich dachte, wenn wir schon einen Serienabend machen, dann richtig. Du kannst dich ruhig setzen. Ich habe das nicht alles so fertig gemacht damit es schön anzusehen ist. Es ist auch sehr bequem. Ich starte schonmal die erste Folge. Los mach es dir bequem. Husch." Er machte eine Bewegung mit den Händen, so als wenn er mich aufs Sofa scheuchen möchte. Ich verdrehte die Augen aber musste auch lachen.

Ich streifte mir die Chucks von den Füßen und krabbelte auf die Couch. Tom hatte recht, es sah nicht nur gut aus es war auch sehr bequem. Amüsiert beobachtete ich Tom dabei wie er mit dem Fernseher kämpfte, der wohl nicht so wollte wie er. Nach ein paar weiteren Minuten und mehrere Flüche die ich noch nie zuvor gehört habe, erschien die erste Scene der ersten Folge auf dem Fernseher. Tom der erleichtert ausatmete machte es sich jetzt neben mir auf der Couch bequem. Er warf mir noch ein lächeln zu, welches ich gerne erwiderte, ehe wir uns auf den Fernseher konzentrierten.

Ich weiß nicht wie lange wie schon schauten, es war einfach sehr angenehm Zeit mit Tom zu verbringen. Ich vergas einfach alles, wenn wir zusammen waren. Nicht so wie damals bei Jason, wo ich bei jedem Blick in sein Gesicht an alles erinnert wurde.

Im Fernseher erklang eine unheimliche Musik, das Licht fing an zu flackern, Sam und Dean untersuchten die Räumlichkeiten, natürlich nicht ohne ihre Waffen. Als plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit sprang, schrie ich leicht aus und vergrub mein Gesicht in Toms Shirt. Ich habe die Folgen zwar alle schon öfter gesehen, doch aus irgendeinem Grund erschrecke ich mich immer an denselben stellen. Tom lachte nur und legte seine Arme um mich. „Hey, alles gut ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren, ich passe auf dich auf." Tom strich mir beruhigend mir der Hand über den Rücken. Egal wie er es machte, aber mit jeder Sekunde merkte ich wie ich mich immer mehr entspannte. Ich weiß das ich mich jederzeit wieder hätte aufsetzen können, doch stattdessen ließ ich meinen Kopf auf Toms Schulter ruhen. Ich blieb einfach in seinen Arm liegen. Tom schien es ebenso wenig zu stören wie mich, denn er zog mich nur etwas näher an sich ran. Meine Hand lag erst nur auf meinem Bein, dicht neben seiner Hand, doch umso länger wir so da lagen umso mehr war es als wenn wir auftauen. Denn Tom nahm irgendwann meine Hand in seine, Er strich mit dem Daumen über meinen Handrücken, als sei es das natürlichste der Welt.

„Was würdest du eigentlich machen, wenn einer deiner Brüder auf dich zu kommt und deine Hilfe braucht um zum Beispiel einen anderen deiner Brüder zu retten? Würdest du ihm Helfen auch wenn du weißt das du dafür gegen weiß ich was für Monster kämpfen müsstest und die Chance auf ein normales Leben kaum mehr besteht?" Er flüsterte die Frage gegen meinen Scheitel. An sich war es keine schwere Frage aber ich musste trotzdem überlegen. „Doch ich glaube schon. Ich meine, es gibt nur noch meine Brüder für mich und wenn einer von ihnen Hilfe braucht würde ich ihm helfen. Ob ich eine große Hilfe wäre ist eine andere Sache. Ich meine sobald ein Geist oder so vor mir auftauchen würde, wäre ich höchstwahrscheinlich die erste Person die schreiend wegrennen würde." Mir entwich ein kurzes Lachen. Ich hob leicht den Kopf um Toms Reaktion zusehen. Dieser schaute mich nur an und lachte ebenfalls. „Das glaube ich eher weniger. Wie ich schon damals mal gesagt hatte bist du eine der mutigsten und tapfersten Personen die ich je kennengelernt habe. Du würdest nie im Leben wegrennen. Ganz im Gegenteil, du würdest diesem Geist sowas von in den Arsch treten sodass der Geist schreiend wegrennen würde." Ich konnte nicht mehr. Ich hatte das Kopfkino meines Lebens, wie ein Geist schreiend wegrennt vor mir. Tom schien es genauso zu ergehen, denn Ihm liefen ebenfalls Tränen die Wange runter.

Wir schauten noch eine ganze Zeit weiter, ich weiß zwar nicht wie lange wir so da lagen aber es war nicht lang genug. Denn mir vielen immer wieder die Augen zu. Bevor mir jedoch die Augen endgültig zufielen, merkte ich wie Tom mich zudeckte, mich erneut an sich ran zog und mir einen leichten Kuss auf den Scheitel hauchte. Er flüsterte mir noch etwas zu, doch ich konnte es leider nicht verstehen, ich kämpfte so doll ich kann gegen die Müdigkeit an, doch ich schaffte es nicht nochmal die Augen zu öffnen und Tom zu fragen was er gesagt hatte. Meine Augen waren einfach zu schwer. Ich beschloss das ich ihn einfach morgen fragen würde, falls ich mich dann noch trauen würde. Anschließend wurde alles dunkel und ich glitt in einen so tiefen Schlaf wie ich ihn schon seit Jahren nicht mehr hatte.


Good Girl or BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt