Kapitel 18

395 11 7
                                    

"Ich hab keine Lust mehr. Können wir nicht für heute aufhören?" Er nörgelt jetzt schon alle zehn Sekunden. Langsam reißt mir der Gedultsfaden. "Reiß dich zusammen wir haben gerade mal die Einleitung. Und da waren wir schon fünfzehn Minuten dran. Das sind zehn Minuten mehr als ich sonst brauche und das auch nur weil du die ganze Zeit jammerst. Alle zwanzig Sekunden kommt von dir ein 'ich habe keine Lust mehr' oder was ich noch schlimmer finde der Spruch  'wollen wir nicht lieber was anderes machen'. Ich meine fällt dir eigentlich nicht auf das ich nicht das kleinste bisschen Interesse an dir habe. Du gehst mir nur gehörig auf den Senkel und das war's.  Ich will das Projekt so schnell wie möglich fertig bekommen, ich habe keine Lust mich noch öfter mit dir zu treffen." Während ich nach und nach meine Nerven verlor bildete sich auf Jasons Gesicht nur ein selbstsicheres Grinsen. "Ach komm schon Baby Girl. Du würdest dich doch gerne öfter mit mir treffen. Deine Meinung über mich wird sich sowieso bald ändern, dann wirst du mich auf Knien anflehen dir das zu geben wo du jetzt kein Interesse dran hast. Und außerdem können wir weitere treffen nicht vermeiden. Ich meine wir müssen auch noch Gespräche mit anderen Betroffenen führen." So ungern ich das auch zugebe aber er hat recht. Also mit dem Teil über das Projekt, den Rest ignorier ich einfach. Meine Erlebnisse sind nicht die einzigen die wir verwenden können. Jeder hat seine eigene Geschichte die es wert ist zu erzählen.

"Nagut. Aber umso mehr wir schon haben umso besser. Lass es soweit fertig machen das wir nur noch die Geschichte und unsere Meinung über das Thema schreiben müssen. Dann können wir jetzt schon mal die Grundinformationen über Mobbing in einen Text verarbeiten." Von Jason kam nur ein genervtes Murren. Was ich als ein 'klar kein Problem ich helfe dir gerne' deuten möchte.

Nach einiger Zeit spürte ich wieder seinen Blick auf mir. Erst versuchte ich es zu ignorieren aber sein Blick brannte auf meiner Haut. "Was ist jetzt schon wieder?" Ich schaute nur kurz nach oben um zu bemerken das sein Blick auf meinem Arm lag. "Nichts, aber mir ist dein Tattoo aufgefallen. Ich habe nur überlegt ob du es damals schon hattest aber es wäre mir sicher aufgefallen." Was meint er jetzt schon wieder mit 'es wäre mir sicher aufgefallen'? Warum sollte er auf mich achten, er hat sich doch noch nie einen Dreck um mich geschert nur wenn er mich fertig gemacht hat, hat er mich beachtet. " Es ist neu....Warum interessiert dich das?" Er stellte seinen Laptop weg und kam mit seinem Stuhl im Schlepptau auf mich zu und setzte sich genau vor mich. "Erstens, weil ich mich für Tattoos interessiere und selber auch welche habe und zweitens, weil ich dich nie für jemanden gehalten hätte der auf Tattoos steht." Er nahm meinen Arm vorsichtig in die Hand um mein Tattoo von allen Seiten zu betrachten. Dort wo seine Hand meine Haut berühert fängt diese gleich an zu Kribbeln. Wie kleine Stromstöße die seine Hand austeilt. " Ich fand es einfach schön." Er hob den Blick um mein Gesicht zu Mustern als wenn er etwas darin sucht. "Komm sag mir warum du es dir wirklich machen lassen hast." "Ich hab es dir doch schon gesagt. Ich fand es schön und hab es mir machen lassen."

Wenn er den wahren Grund erfahren würde, dann weiß er wieder wie schwach ich wirklich bin und wie schnell er mich wieder brechen würde. Ich habe das Gefühl das wenn er in das selbe Muster wie damals verfällt dann wäre es mein endgültiges Ende. Ich würde mich nicht wieder erholen. Er hat dieses mal eine größere Wirkung auf mich als damals. "Ich schätze dich nicht als jemanden ein der sich tätowieren lässt weil er es schön findet. Ich schätze dich als jemanden ein der für jedes Tattoo eine tiefere Bedeutung braucht. Und außerdem kann ich in deinem Gesicht sehen das du mich anlügst. Du musst es mir nicht sagen aber ich würde es wirklich gerne wissen." Hat er mir wirklich eine Wahl gelassen? So was kenne ich garnicht von ihn. Normalerweise fragt er etwas und will eine Antwort haben, egal ob man es freiwillig sagt oder es aus dir rausquetschen muss.

"Das Tattoo ist nur ein weiter Beweis dafür wie schwach ich bin. Ich habe es machen lassen um mich vor meiner Vergangenheit zu verstecken. Wie sagt man immer so schön? Aus den Augen aus dem Sinn. Es ist auch nicht mein einziges und wahrscheinlich auch nicht mein letztes." Als ich ein Funkeln in seinen Augen sehe muss ich sofort was sagen bevor er wieder was falsches Denkt. "Es ist aber das einzige Tattoo was DU zu Gesicht bekommen wirst. Die anderen wirst du nur in deiner Fantasie sehen." "Das werden wir noch sehen... Ich meine Träume können ja wahr werden." Auf seinem Gesicht bildet sich ein Grinsen.  Ich kann nicht anders als zum Gefühlt tausendsten mal die Augen zu verdrehen. Aber ein kleines Lächeln kann ich mir auch nicht verkneifen.

"Aber eine Frage hätte ich noch." "Na los du würdest sie doch auch stellen wenn ich Nein sagen würde." Ich hatte immernoch ein kleines Lächeln auf den Lippen. Keine Ahnung wieso ich es nicht los werde.  "Du kennst mich schon zu gut. Also du hast ja gesagt das du das Tattoo gemacht hast um dich vor deiner Vergangenheit zu verstecken...das erklärt aber noch lange nicht warum ich durch dein Tattoo kleine Narben sehen kann." Er Strich mit seinem Daumen über die feinen Linien die unter meinem Tattoo versteckt lagen. Ich konnte es einfach nicht ertragen diese Narben noch weiter jeden Tag zu sehen um an das zu erinnert werden was ich schon versucht habe um den Schmerz lindern zu können. Auf manche Sachen bin ich eben nicht stolz und auf diese besonders nicht. Gedanken verloren schaute ich auf mein Tattoo und kämpfte damit nicht wieder vor Jason zu weinen. Er ist zwar nicht der Grund für diese Narben aber ich habe schon zu oft vor ihm geweint. Ich wurde durch zwei starke Arme die sich um mich schlossen aus den Gedanken gerissen. Ich konnte garnicht so schnell realisieren was gerade passiert ist. Jason hatte mich auf die Beine gezogen um mich zu umarmen. Auf wenn jede Faser meines Körpers sagt das es schön in seinen Armen ist, sagt mein Kopf das es Falsch ist, ein Fehler. Doch in diesem Moment kann ich einfach nicht auf meinen Kopf hören sondern einfach die Umarmung erwiedern und den Tränen freien Lauf zu lassen.

---
Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder. Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. ♡♡♡

Oben könnt ihr übrigens das Tattoo von Liv abgebildet. ;-)

Good Girl or BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt