"Was ist unglaublich?" Ich musterte, mit einem amüsierten Blick, Jason von der Seite. Ich hatte ihn bei seinem Gedanken erwischt, besser gesagt bei dem Gedanken den er laut aus gesprochen hat. Egal was er jetzt sagen wird ich hab eine Vermutung das es eine Lüge ist. "Ich meine die Aussicht. Die find ich auch unglaublich..." Sein Blick schnellt sofort auf die Skyline. Ja ja nur ablenken, vom eigentlichen Thema. "Und das du nach all dem das Vertrauen in mich hattest und mich begleitet hast obwohl du nicht den blassesten Schimmer hattest, was ich vor habe. Das ist auch unglaublich." Jetzt bin ich es die den Blick so schnell es geht auf die Skyline richtet, nur um zu vermeiden das er sieht wie ich rot werde.
"Kann ich dich mal was fragen und du antwortest mir ehrlich?" Brach ich nach einiger Zeit das Schweigen. Ich weiß nicht wie lange wir schon schweigend nebeneinander saßen. Doch was ich weiß ist, das es diesmal kein komisches Schweigen wie im Auto vorhin ist, sondern ein angenehmes. Jeder war in seine Gedanken vertieft. "Du hast mir jetzt zwar schon eine Frage gestellt, aber du darfst gerne noch eine Frage stellen." Sagte er mit einem leichten lachen. "Idiot. Du wirst mir aber die Wahrheit sagen oder?" Man konnte ihm ansehen das er ahnt was jetzt kommt. Er versuchte mich krampfhaft nicht anzusehen. Ich kann aber nicht länger mit dieser Ungewissheit Leben.
"Warum hast du mir das alles angetan? Wieso hast du mich soweit getrieben das ich mich umbringen wollte? Und sag jetzt nicht das dir langweilig war und mein Gesicht oder meine bloße Anwesenheit Grund genug waren. Ich will doch nur die Wahrheit wissen, damit ich damit abschließen kann und vielleicht meinen Frieden finde. Wer weiß vielleicht würden wir uns auch besser verstehen. Ich Rede jetzt nicht davon das wir Freunde werden...aber vielleicht schaffen wir es, dass wir uns in der schule sehen ohne und uns gleich gegenseitig Beleidigungen oder ähnliches an den Kopf zu werfen. Ein Versuch ist es doch wert. Doch das funktioniert nur wenn du mich jetzt nicht anlügst." Die Worte sprudeln nur so förmlich an die Oberfläche. Ich lebe eindeutig schon viel zu lange mit dieser Ungewissheit.
"Hör zu, dass ist alles nicht so einfach zu erklären..." Das er auch immer alles kompliziert machen muss. "Dann Versuch es halt einfach. Bitte. Woher willst du wissen das es nicht einfach ist wenn du es garnicht erst versuchst?" Jason schaut mich ergeben an und holt noch einmal tief Luft.
"Also schön... du hast ja sicher mitbekommen das ich die Schule gewechselt habe als ich zu euch gekommen bin, oder?" Klar wie könnte ich das vergessen. Alle Mädchen an der Schule waren ganz aus dem Häuschen als sie mitbekommen haben, dass wir einen neuen Schüler bekommen. Ich nickte einfach nur als ich den fragenden Blick von Jason bemerkte. "Jedenfalls war das kurz nachdem Skyla sich umgebracht hatte. Ich konnte einfach nicht mehr auf meine alte Schule gehen. Diese ganzen Blicke die einem zugeworfen wurden. Jeder wusste das ich der Bruder bin der seine Schwester nicht beschützen konnte. Überall um mich herum wurde getuschelt. Ich habe es einfach nicht mehr dort ertragen, also hab ich die Schule gewechselt. Skylas Tod hat mich so Mitgenommen das ich beschlossen habe nie wieder jemanden nah genug an mich ran zulassen um mich zu verletzen. Ich hatte diese ständigen Schmerzen satt. Doch dann kamst du. Du warst immer so fröhlich und unbeschwert. Du warst wie sie, bevor sie zerbrochen ist. Ich habe einfach nur rot gesehen. Du kamst so rüber als wenn alle Probleme der Welt nichts mit dir zutun haben können. Das hat mich so gestört. Ich fand es unfähr das du einfach so dein Leben leben kannst ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben wie sich Schmerz und Verlust anfühlt, also habe ich angefangen dich zu lehren was Schmerz heißt. Doch nach meiner ersten Attacke gegen dich sahst du schon so zerbrochen aus. Ich wusste das es nicht wegen mir war. Du warst schon vorher Zerbrochen und hast allen nur was vor gemacht. Danach war ich so sauer auf mich selber das ich das nicht schon früher gesehen habe. Doch ich war in der Zeit schon zu einem der beliebtesten Personen auf der Schule geworden und wollte nicht feige wirken. Ab da an habe ich mich nur vor mir selbst geeckelt und jedes mal wenn ich dich gesehen habe ist es wieder hoch gekommen. Ich bin genauso geworden wie die Typen die meine Schwester zerstört haben. Und das kotzt mich an."
Ich weiß nicht wie ich jetzt reagieren soll. Ob ich ihm eine kleben soll, ob ich heulen soll oder ob ich ihn einfach in den Arm nehmen soll weil er gerade wie ein begossener Pudel aussieht. Ich habe so lange auf das Warum gewartet das ich gedacht hatte das es sich anders anfühlt. Immerhin hat seine Dummheit und Arroganz mein Leben zur Hölle gemacht und alles nur weil er Angst um seinen Ruf hatte? "Ich kann verstehen warum du mich hasst. Ich meine, ich hasse mich selber auch schon dafür. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte würde ich das machen." Er schaut nicht einmal während seiner Worte auf. Sein Blick ist stur auf seine Hände gerichtet. Als wären sie das siebte Weltwunder.
"Ich hasse dich nicht. Es war mir nur wichtig zu wissen warum du das getan hast. Klar es war scheiße keine Frage. Doch wir können die Zeit nunmal nicht zurück drehen. Wir können nur alles mögliche tun um unsere Fehler wieder gut zu machen und hoffen das der andere einem Verzeiht. Es wird immer im Hinterkopf bleiben. Aber es wird nach und nach besser. Und irgendwann ist diese Riesen Sache nur ein kleiner Gedankensprung den man in die letzte Ecke seines Kopfes schiebt und sich auf die schönen Sachen des Lebens konzentriert. Ehe du dich versiehst hast du keine Gelegenheit mehr etwas mit deiner Familie zu machen oder mit der Liebe deines Lebens. Also nutz jede Gelegenheit glücklich zu sein. Das Leben ist zu kurz um es von Hass und Gewalt bestimmen zu lassen." Meine Hand ruhte auf seinem Rücken und ich Malte mit meinem Daumen kleine Kreise darauf. Das erste mal seit dem Anfang unseres Gespräches hob er den Kopf und schaute mir in die Augen. "Du bist echt nicht sauer auf mich? Ich an deiner Stelle hätte mir wahrscheinlich eine gescheuert, hätte gesagt das ich das größte Arschloch der Welt bin und wäre abgehauen. Das wär glaube ich das was jeder an deiner Stelle gemacht hätte. Und doch sitzt du hier und redest mir gut zu. Du bist viel zu nett für diese grausame Welt." Sein Blick traf immer wieder meinen. "Ich weiß das ich viel zu gutgläubig und nett bin. Aber ich habe keine Lust mein Leben lang nach Gründen zu suchen um zu rechtfertigen warum ich eine Person nicht mag. Außerdem weiß ich wie beschissen sich alleine sein anfühlt und ich wünsche es keinem. Nenn mich zu gutgläubig oder zu nett aber die Wahrheit ist, so bin ich eben und ich würde mich für nichts in der Welt ändern."Ich hatte schon die ganze Zeit den Drang ihn einfach zu Umarmen und das er jetzt wie so ein Häufchen Elend vor mir sitzt macht die ganze Sache auch nicht besonders leichter. Aber ich wollte gegen diesen Drang nicht noch länger ankämpfen, also beugte ich mich vor und zog ihn in eine feste Umarmung, die er zu meiner Überraschung auch gleich erwiederte in dem er mich noch dichter an sich zog und seine Arme um mich schlug.
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So wieder ein Kapitel geschafft.
Mir ist aufgefallen das die Kapitel alle in einem immer ziehmlich kurz ausfallen. Was meint ihr soll ich in Zukunft versuchen die Kapitel etwas länger zu halten? ♡♡♡

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Good Girl or Bad
RomanceEmilia wurde hart gemobbt in der Schule und wollte sich das Leben nehmen aber wurde von ihren Brüdern gefunden. Sie ging ein Jahr weg und erholt sich nach und nach. Als sie wieder kommt ist Sie eine ganz andere nicht nur äußerlich sondern auch inner...