Sacred Fall

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Warnung:
- sexuelle Inhalte 
- sexueller übergriff 

Ich war gerade auf dem Weg zum nächsten Klassenraum, als ich die Stimme einer aufgebrachten Schwester vernahm und unwillkürlich stehen blieb, um zu überprüfen, ob ihr Ausbruch mir galt. Sie stand nur wenige Meter entfernt auf dem riesigen Innenhof, der von unterschiedlichen Blumenbeeten gesäumt wurde und maßregelte wohl einen der älteren Schüler, wie mir erst im nächsten Moment auffiel. Sobald ich jedoch meinen Blick auf ihn gelegt hatte, blieb dieser irgendwie an ihm haften. Der Grund dafür fiel mir auf, während ich ihn genauer betrachtete: dieser Junge stach mit seinem Aussehen in dieser tristen Szenerie aus in schwarz gehaltenen Schuluniformen und Schwesternkluften sowie ausnahmslos dunklen Haaren extrem hervor. Seine mit einem Zopf zurück gehaltenen Haare waren nicht nur blond gefärbt, sondern auch länger, als es die Vorschrift für das Auftreten der Jungen erlaubte und legten den Blick auf sein markantes Gesicht frei, auf dem ein gelangweilter Ausdruck lag, als würden ihn die Wörter der Schwester vor ihm nicht im Geringsten interessieren. Neugierig legte ich den Kopf schief und betrachtete die offene Jacke der Uniform, unter der das weiße Hemd ebenfalls nicht bis zum Hals zugeknöpft war, wie es die Kleiderordnung vorgab. Stattdessen konnte ich auf diese Weise einen Teil seiner Brust betrachten, zusammen mit den Ketten, die ebenfalls nicht erlaubt waren, auch wenn eine von ihnen wie ein Rosenkranz aussah.

"Jeongin!", wurde ich unsanft aus meiner Starre gerissen und sah mich zu dem Mitschüler um, der mich gerufen hatte: "Was machst du noch hier? Wir kommen zu spät zur nächsten Stunde!" Erschrocken sah ich von ihm zur Uhr an der Wand über der Gebäudetür und zurück, ehe ich mich zu ihm gesellte, während ich schnell eine Entschuldigung in seine Richtung murmelte. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass meine Augen noch ein letztes Mal zu dem ungewöhnlichen Schüler wanderten, wodurch sich plötzlich unsere Blicke trafen. Er musste mein Starren wohl bemerkt haben... Peinlich berührt sah ich schnell wieder geradeaus und drückte die Schulbücher in meinen Armen fester an meine Brust, ehe ich mich beeilte, meinem Klassenkameraden ins Gebäude zu folgen.

Nach dem Unterricht spielte ich zunächst mit dem Gedanken, die Bibliothek aufzusuchen, entschied mich dann aber dazu, meinen grauen Zellen etwas Ruhe zu geben und die Formeln zumindest für eine Weile aus dem Kopf zu bekommen. Aus diesem Grund brachte ich meine Schultasche in mein Zimmer und nahm stattdessen meinen Geigenkoffer zur Hand, mit dem ich mich dann wieder auf den Weg nach draußen begab, da mein Zimmernachbar gerade etwas las und ich ihn dabei nicht stören wollte. Meine Füße führten mich automatisch an den Rand des Internatsgeländes, wo - etwas versteckt zwischen Rosenbüschen - noch eine Kapelle stand, die allerdings kaum noch genutzt wurde, da es auch eine größere gab, in der die meisten Gottesdienste abgehalten wurden. Auch wenn dieser Ort offensichtlich für denselben Zweck gedacht war, war die meiste Zeit niemand hier und ich konnte die großartige Akkustik, die dort vorherrschte, voll und ganz für meine Geigenübungen nutzen. Nachdem ich bereits einige Stücke gespielt hatte, setzte ich das Instrument ab und wollte ich eine kurze Pause einlegen. Dabei fiel mein Blick auf die Bänke etwas unterhalb von mir, auf denen sonst die Schulgemeinde sitzen und den Worten des Predigers vom Altar auf der Empore aus lauschen würde. Gerade lagen in der ersten Reihe eigentlich nur meine Sachen, doch der plötzliche kleine Applaus brachte mich dazu, nach der ersten Schrecksekunde noch etwas weiter nach außen sehen... zu der Gestalt, die nun aufstand und einige Schritte auf mich zuging. Ich war wohl so in mein Spielen versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie jemand herein gekommen und mir zugehört hatte. Noch dazu der ältere Schüler mit den gefärbten, langen Haaren, den ich bereits heute morgen angestarrt hatte.

Wenige Schritte vor mir blieb er dann letztendlich stehen und zwang mich so, den Kopf zu weiter zu heben, um ihm in die Augen sehen zu können. Dabei vielen mir einige Piercings auf, die hinter den vorderen Strähnen, die sein Gesicht umrahmten, hervorblitzten. Dieser Umstand schien sein rebellisches Aussehen noch weiter abzurunden. "Du hast wirklich gut gespielt, gefällt mir. Das letzte Stück war die Teufelssonate, oder?", Überrascht über das plötzliche Kompliment meines Gegenübers brachte ich bloß ein hastiges Nicken zustande, ehe der Ältere wieder zum Reden ansetze: "Ich bin übrigens Hyunjin, wir haben uns zwar heute schon kurz gesehen, aber du warst zu schnell weg, um ein Gespräch zu beginnen." Nach einem weiteren Nicken fand ich dann auch meine Stimme wieder und konnte auf seine Worte antworten: "J-ja, ich... musste zum Unterricht... mein Name ist Jeongin." Vorsichtig lächelte ich zu ihm auf, ehe ich verwirrt bemerkte, dass er noch näher trat und eine Hand auf meine Wange legte: "Ich habe gehört, du spielst öfter hier. Wir werden uns also sicher noch häufiger begegnen, Jeongin." Leicht grinsend beugte er sich zu mir vor und legte seine Lippen auf meine. Überrascht weitete ich die Augen, fühlte mich allerdings nicht fähig, mich zu bewegen. Der Kuss hielt vielleicht zwei Sekunden, dann löste er sich wieder von mir und wandte sich zum Gehen: "Ich freue mich bereits aufs nächste Mal~"

Baby Gays' Darktober [2022]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt