Ich ließ keinen in mein Zimmer rein. Redete kein Wort mit irgendwem. Meldete mich bei niemanden.
Ich konnte nicht. Warum würden sie auch jemanden wie mich nur tolerieren? Jemand, der nichts kann. Jemand, der allen nur Sorgen bereitet. Jemanden wie mich kann man nicht mögen.
Swiss versuchte jeden Tag mit mir zu sprechen. Stellte mir Essen und Trinken vor die Tür, in der Hoffnung, ich würde es annehmen. Jedoch rührte ich nichts an.
Die einzigen male die ich das Zimmer verließ waren, wenn Swiss nicht in der Wohnung war. Meist nur dann, wenn ich aufs Klo musste oder mich doch zu ekelhaft fühlte und schnell duschte.
Ich nahm recht viel ab, aber ich nahm ja auch nichts zu mir. Außer vielleicht ein vereinzelter Tropfen Wasser den ich beschwor, um meine Kehle etwas zu befeuchten.
Mein Zimmerboden war voll mit blutigen Taschentüchern. Meine Arme und Beine so verletzt wie schon lange nicht mehr. Mein Kopf leer, doch meine Gedanken flogen mit 180 km/h durch mein Gehirn.
Ich wollte aufgeben. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so Kraft- und Willenslos gefühlt. Ich konnte und wollte nicht mehr. Es würde doch eh nichts bringen.
Jemanden wie mich braucht doch keiner. Eine Belastung. Ein Stein der alle nur runterzieht. Jemanden wie mich wollte keiner.
Copia hatte versucht gehabt, mit mir zu reden. Ich saß jedoch nur leise schluchzend, mit dem Rücken an meine Tür gelehnt, da und hörte zu. Es brachte doch eh nichts.
Warum versuchen sie, mit mir zu reden? Warum wollen sie mit mir reden? Ich mache doch eh alles nur kaputt.
Die Wochen verstrichen. Sie haben mich aufgegeben. Ich sagte ja, es würde nichts bringen.
Swiss versuchte es ab und zu nochmal, doch auch er kam nicht weit. Er war verzweifelt. Normalerweise kann er doch auch bei sowas helfen, warum jetzt nicht?
Doch ich konnte nicht mit ihm reden. Es würde nur noch mehr kaputt machen. Ich würde ihn nur als Freund verlieren, wenn ich mit ihm reden würde.
Ich meine, es ist total unrealistisch, dass jemand wie Swiss meine Gefühle erwiedern würde. Jemand, der so unfassbar talentiert, gutaussehend und gutherzig ist.
Er, mit seinen weichen, kinnlangen, dunkelbraunen Haaren. Seine wunderschön, eisig blauen Augen. Die kaum zu sehenden, schwarzen Sommersprossen, die seine kleine süße Nase verziehrten. Sein unfassbar charmantes Lächeln. Sein gut gebauter, 193 cm großer Körper...
Da kann ich nicht mithalten. Mit meinen hellbraunen Haaren, die in alle Richtungen abstehen. Meine langweilig, braunen Augen. Die weißen Sommersprossen, die mich aussehen lassen wie ein Dummkopf.
Er würde mich auslachen, wenn ich ihm von meinen Gefühlen erzählen würde. Würde mich Freak nennen und genau so zu mir werden, wie es meine Brüder waren. Ich kann das nicht zu lassen.
Swiss gab auf. Weinend stand er bei Aether und Mountain in der Wohnung. Bettelte sie an, irgendwas zu tun, um mich wenigstens zum essen zu bringen. Er vermisste mich und ich vermisste ihn.
Auf einmal klopfte es an meiner Tür. Anders, als Swiss es immer tat. Und trotzdem kannte ich das klopfen. Mountain.
"Ich hab dir essen vor die Tür gestellt. Nur damit du es weißt." Warum ist Mountain hier? Warum ist Swiss weg? Hasst er mich? Habe ich nun entgültig verkackt?
Ich schluchzte, rollte mich zusammen. Meine Arme und Beine schmerzten. Mein Körper ohne jegliche Kraft.
Vielleicht sollte ich was essen. Schaden würde es mir ja nicht. Doch ich bewegte mich keinen Zentimeter von meinem Platz, eingerollt, auf meinem Boden.
Ich wurde bewusstlos. Zu wenig Nährstoffe in mir. Als ich wach wurde, waren zwei Tage vergangen. Ich hörte, wie etwas vor meine Zimmertür gestellt wurde, dann Schritte, welche sich wieder entfernten.
Mountains Schritte. Hatten er und Swiss Zimmer getauscht? Ich spürte, wie sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten. Jedoch drückte ich sie weg.
Ich krabbelte so gut es ging auf die Tür, schloss sie auf und öffnete sie einen Spalt. Ich zog das Tablett mit Hühnersuppe durch den Spalt, schloss die Tür und sperrte wieder ab.
Vom Geruch des Essens wurde mir schlecht. Ich musste aber was zu mir nehmen, so kann es nicht weiter gehen. "Wenigstens essen.", murmelte ich immer wieder vor mich her, während ich langsam Löffel um Löffel von der Suppe nahm.
Nach dem halben Teller hörte ich auf. Ich war satt. Mehr konnte mein Magen nicht aufnehmen.
Ich schob mich zu meinem Schreibtisch, riss ein Blatt aus meinem Block und schrieb eine Nachricht auf den Zettel. 'Warum bist du hier?', stand auf diesem, bevor ich ihn auf das Tablett legte, wieder zur Tür kroch und die Handlung von vor zwei Stunden wiederholte.
Tür aufschließen, aufmachen, Tablett rausschieben, abschließen. Ich krabbelte in mein Bett und rollte mich ein. Wie eine Katze.
Ich spürte, wie mein Magen arbeitete. Zwang mich dazu, dass Essen in mir zu behalten. Ich wollte wenigstens wieder zu Kräften kommen. Verhungern würde keinen Sinn machen.
Ich kontrollierte meine Atmung, meine Tränen liefen erneut aus meinen Augen und meine Gedanken machten mich fertig. Ich versuchte es zu ignorieren und kurze Zeit später schlief ich ein.
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◑|Starry night|◐ °Swiss/Rain°
Fanfiction"Warum bist du noch wach?" murmelte ein verschlafener Swiss gegen meinen Rücken, da er mich von hinten umarmte. War ich so tief in Gedanken, dass ich dies nicht einmal mitbekam? "Nachdenken." meinte ich nur knapp und seufzte leise, ging weg vom Fens...