Chapter 18

347 16 6
                                    

Heute war wieder Bandprobe. Ich war nervös. Das ist die erste nach fünf Monaten für mich. Ich hoffe nur, es passiert nichts.

Mountain lief Hand in Hand mit mir zum Musiksaal. Mein Griff um seine Hand wurde immer stärker, je näher wir dem Raum kamen.

Meine Angst stieg mit jedem Schritt, doch der Daumen, der über meinen Handrücken strich, hielt mich in der Realität und schenkte mir Mut.

Vor dem Raum atmete ich ein paar mal tief ein und aus, schaute Mountain an und nickte. Zusammen gingen wir hinein. Er ließ meine Hand los und setzte sich hinter sein Schlagzeug.

Meine Augen suchten meinen Bass und fand ihn hinter Swiss. Ich hielt meinen Atem kurz an und starrte. Dann schüttelte ich meinen Kopf und atmete aus.

Ich bewegte mich auf Swiss und meinen Bass zu. In meinen Augen sammelten sich Tränen doch ich blinkte sie weg. Jetzt nicht!

Ich griff nach meinem Bass und beim zurückgehen wickelte sich mein kleiner Finger kurz um den von Swiss, bevor meine Hand wieder an meiner Seite war. Eine Frage.

Er schaute mich kurz verwirrt an, dann lag erstaunen in seinem Gesicht und dann eine Emotion welche ich nicht lesen konnte. Aber er verstand.

Ich legte den Gurt um meine Schultern und richtete meine Gitarre so, dass ich bequem spielen konnte.

Und so übten wir um die drei Stunden. Ich bewegte mich die ganze Zeit über nicht einmal von meinem Platz, ich hatte zu viel Angst wieder zu stolpern. Ich blieb einfach vor Mountains Schlagzeug stehen und spielte.

Wir beendeten die Probe. Während ich gerade dabei war, mein Instrument wieder aufzuräumen, strich Swiss' Zeigefinger ganz kurz über meinen Oberarm. Eine Antwort.

Er verschwand aus dem Raum. Ich zog einen kräftigen Atemzug ein und atmete ihn sogleich wieder aus. Meine Hände waren am Zittern.

Doch ich konnte nicht weiterhin fliehen. Ich musste mit Swiss reden, es würde mich sonst nur umbringen. Und ihn wahrscheinlich auch.

Ich stellte meinen Bass ab und folgte Swiss. Ich holte ihn recht schnell ein, tippte drei mal langsam mit meinem Daumen auf sein Schulterblatt. Ein Ort.

Ich ging an ihm vorbei. Währenddessen schlug sein Schwanz ganz leicht gegen meine Hand. Wie ein Anstupsen. Eine Zustimmung.

Wir befanden uns kurzerhand auf einer Bank im Garten. Eine, die wir aus Zufall mal gefunden hatten. Eine, die nur wir kannten.

Wir schwiegen uns zuerst an. Meine Hände noch immer am zittern, mein Blick auf meine Schuhe gerichtet.

"Du meintest vorhin du magst reden.", kam vom jüngeren neben mir. Die Frage. Ich nickte.

"Du meintest, du hättest Zeit.", kam leise von mir. Die Antwort. Auch er nickte.

"Du hast die Bank hier vorgeschlagen." Swiss hob seinen Kopf und schaute mich an. Der Ort.

"Du hattest nichts dagegen." Ich schaute ebenfalls auf und blickte ihn an. Die Zustimmung.

Es war wieder Still. Wir schauten uns einfach nur in die Augen. Ich verlor mich in seinem eisigen Blau und seufzte. Er hatte so wunderschöne Augen.

Ich riss meinen Blick von meinem besten Freund und schaute wieder auf meine Schuhe. Meine Hände lagen in meinem Schoß und ich spielte mit meinen Fingern.

"Es tut mir leid.", murmelte ich. "Es tut mir so unfassbar leid." Mir liefen Tränen die Wangen hinunter und ich wischte sie mir sofort weg.

"Ich hab alles kaputt gemacht. Ich.. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Ich konnte nicht mehr. Es war alles zu viel. Ich dachte ich hatte mich gebessert und dann muss ich ausgerechnet mein Horn abbrechen und..."

Ich stockte und schluchzte. Es liefen immer mehr Tränen hinab, mein Gesicht lag nun in meinen Händen. "Es tut mir so leid, bitte hasse mich nicht."

Mein Kopf viel auf meine Knie und ich weinte mehr. Swiss legte vorsichtig seine Hand auf meinen Rücken und strich mir beruhigend über diesen, bevor er mich sanft erhob und in den Arm nahm.

Ich vernahm von ihm ebenfalls ein leises schluchzen und so saßen wir einfach, jeweils an den anderen geklammert, auf der Bank und weinten.

"Ich könnte dich nie hassen, Rain. Niemals. Bitte denk das nicht. Du bist mir viel zu wichtig, als dass ich dich je hassen könnte. Ja, ich war verletzt das du nicht mit mir geredet hast. Ich hab mir so unfassbar Sorgen um dich gemacht. Hell, ich bin zu Mountain gegangen um nach Hilfe zu fragen. Und du weißt wie Eifersüchtig ich auf eure besondere Bindung zueinander sein kann."

Er lachte leise und löste sich aus der Umarmung. Ich lächelte leicht und meine Hand legte sich auf seiner Wange ab. Ich strich mit meinem Daumen vorsichtig seine Tränen weg.

"Mountain ist mein großer kleiner Bruder. Du bist mein bester Freund.", flüsterte ich. Die Worte taten weh. Ich würde ihm am liebsten sagen wie ich fühlte, jedoch konnte ich nicht. Ich konnte ihn nicht nochmal verlieren.

"Kommst du wieder zurück? In die Wohnung?", fragte ich leise, meine Hand noch immer auf seiner Wange. Seine Augen waren geschlossen.

Er nickte. "Ja, ich komme wieder zurück."

◑|Starry night|◐ °Swiss/Rain° Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt