Der Nabel des Einfachen

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Es fühlt sich an als sei man einer grenzenlosen Destruktivität unterworfen. Nichts spielt mehr wirklich ein Rolle, geredet wird nur noch über Nichts sagendes. Alles dreht sich, jedoch nicht im Interesse des Lebens. Alles zeigt sich, eben nur nicht von seiner spektral vielfältigsten Seite. Gelebt wird mit und während einer Schnelligkeit die alles lose Daliegende mit sich reißt. Damit auch wirklich alles unentschlossene, willenlose und unmündige mit einer statischen Effektivität letztendlich dem Konstrukt des Destruktiven unterliegt. Jene fein definierte Neutralität des gegenwärtigen Rationalismus bestärkt den Ursprung des schon längst Bekannten, des sich immer Wiederholenden. Und damit entfällt alles dem Innersten entspringendem, eine Knospe deren Aufblühen unterbunden wird und das fortwährend. In sich ruhend, verborgen und unentwegt darin bestrebt zur wahren Entfaltung zu kommen. In freudiger Erwartung den richtigen Zeitpunkt erwartend, bricht der Winter über sie herein und verstrichen ist die Chance auf Flucht vor der Ewigkeit. Hirn- und Verstandlos immer weiter drängend, befindet sich das Säugetier in dem ständigen Zustand der Ruhelosigkeit. Neue Reize finden keinen Anklang mehr, denn die Schwelle dafür liegt mittlerweile viel zu hoch. Will man berührt, erregt werden braucht man das Extrem. Alles andere wirkt nur betäubend, nichts von dem ewigen Halbschlaf erahnend verbirgt man sich im Schleier der Entfremdung. Alles begehrt den Komfort, die Beruhigung, die Lähmung des mündigen Geistes. Ein ehrliches Ziel nicht mehr definierend begibt sich der Mensch in die Fänge der Lethargie. Hauptsache die Tagesschau läuft nebenbei in Enddlosschleife. Wann verlernten wir das Schweigen, seit wann wird gesprochen nur des Sprechens wegen? Der Zweck der Zeilen, die Bedeutung der Sprache entblößt und vergisst sich. Alles gefangen im stetigen Plätschern der frohlockenden Ahnungslosigkeit, dabei ohne Dankbarkeit und ohne das Begehren nach der Überwindung gewohnter Ordnungsstukturen. Darauf bedacht das Panoptikum niemals zu verlassen, sich ein Heim darin zu schaffen. Struktur und Gewohnheit bestimmten die Langeweile des Alltags. Der darin verwobene Konsum übertüncht die innere Leere erfolglos. Ein jeder spürt die selbst auferlegte Täuschung, kaum jemand versucht ihr zu entgehen. Apathisch und strukturlos, wie eine einheitlich breiige Masse erstreckt sich sie Zeit unseres Lebens und alles bleibt willenlos haftend an der Oberfläche dieser künstlich strahlenden Welt. Das Kaleidoskop dreht sich nicht mehr, die Farben bleiben überschattet und alles spektrale verliert sich im Grau des dumpf pochenden Gefühls hinter der eisernen Stirn. Augen die nicht mehr sehen, Münder die keine Wahrheit mehr kennen. 

So möchte ich meinen Blick wieder schärfen, möchte Farben wieder sehen lernen. Wie ein Schwamm den Pathos der Zeit aufsaugen und ihn zu meinem Schicksal machen. Darin versinken und der äußeren Sinnlosigkeit entkommen. Doch halt-und kraftlos blicke ich jenem Unterfangen entgegen, das mich erwartet. Ein Leben in Einheit, ein Leben in zügelloser Verschwendung. Der Wunsch nach der Unterdrückung jener Euphorie des Konsums und sich simultan schwelgend in der Verzückung des Einfachen zu begeben. Nach den Ursprüngen zu graben, immer tiefer und dabei des Wahnsinns zwar nahe doch der Wahrheit noch näher zu sein. Der Wunsch nach reiner Authentizität, dem unverblümten existenziellen Sein.

Sich selbst dabei genügend, mir gegenüber und dem Außen. Bindungen spüren, Vernetzungen annehmen, dem Lauf der Dinge freudig erwartend entgegenblicken. Möchte hier sein um neue Anekdoten zu schaffen, welche mit mehr Vertrauen in das Unbeständige einhergehen. Die Unsicherheit annehmen und in ihr die ersehnte Ruhe finden. Zum Nabel des Einfachen zurückkehren und sich dabei selber finden. 

Die Lumineszenz des Universums Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt