Chapter 19

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Lieber Ajax,

Seit der Schicksalserreichenden Nacht waren mittlerweile Monate vergangen, die Fatui haben sich großenteils aus Liyue herausgezogen, genauso wie sie es eins in Mondstadt taten nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber das weißt du sicherlich... Bist du heil in Snezhnaya angekommen? Konntest du deine Familie besuchen? Geht es ihnen gut? Die Bürger erholten sich allmählich von dem Schicksalsschlag und langsam aber sicher entwickelte sich das gewohnte Leben in Liyue wieder. Einige Häuser wurden komplett neu errichtet bei anderen musste man nur oberflächliche Reparaturen betreiben. Trotz all dem lächelten die Bürger Liyues und lebten voller Zuversicht weiter. Sie schauten optimistisch in die Zukunft, selbst die ein oder andere Hochzeit wurde bereits gefeiert. Sie schauten alle optimistisch in die Zukunft auf weitere erfolgreiche Tage; doch warum kann ich das dann nicht?

Die Bürger von Liyue erholten sich nach jedem einzelnen Schicksalsschlag der sie traf und schauten trotz alldem weiterhin positiv in die Zukunft; aber warum schaffe ich das dann nicht? Ich als ihr Gott? Als ihr Beschützer? Als ihr Freund?

Was bin ich für ein Gott, wenn ich es nicht mal die die mir Nahe stehen zu beschützen? Nicht mal meine eigenen Bürger...nicht mal; nicht mal dich..."

Weiter kam der Gott nicht den Brief zu schreiben, es plagten ihn starke Schuldgefühle und Herzschmerz. Zhongli lehnte sich gegen sein Kissen während er seinen Stift und den Block, mit unzähligen Angefangen aber nie beendeten geschweige denn abgesendeten Briefen, zur Seite legte. Nur eine kleine hell gelb leuchtende Lampe erfüllte den kompletten unaufgeräumten und staubigen, von Dunkelheit aufgefressenen Raum mit etwas Licht. Draußen war es dunkel und so ruhig man hätte eine Nadel fallen hören können. Erneut wurde Zhongli mitten in der Nacht wach und versuchte seine Gedanken auf Papier zu fassen.

Zwar erholten sich die Bürger aber vom Gott konnte man das alles nicht behaupten.
Seit seine Gnosis seinen Körper verließ, kämpfte er mit unerträglichen Schmerzen, die von Tag zu Tag schlimmer wurden, sein Körper war es nicht gewohnte ohne Gnosis zu leben. Überraschende, mit Schmerz erfüllte Krampf ähnliche Anfälle übergingen ihn teilweise mehrmals am Tag und der Gott konnte nichts dagegen tun als sie auszuhalten.
Der Gott wollte nicht in die Zukunft blicken, denn eine Zukunft ohne Ajax war keine Glückliche für ihn. Es schien als würde sich jeder nach vorne bewegen nur er würde an einem Fleck stehen bleiben und warten.
Warten, dass Ajax doch eines Tages zurückkehren würde.
Xiao nannte ihn Naiv, naiv dass er Ajax ohne Hintergedanken verzeihen würde, Venti erkannte dieses Szenario aus früheren Zeiten und äußerte sich dazu nicht, da er wusste, wie es Zhongli damals erging als er eine wichtige Person verlor.
Doch dem Gott waren die anderen Meinungen unwichtig, er würde alles tun um den jungen Mann erneut in seinen Armen zu halten um seine weichen Lippen auf seinen zu spüren und um sein bezauberndes Lächeln zu sehen.

Der Gott wusste nicht wie lange er in Gedanken verloren war, doch als er wieder zu sich kam bemerkte er wie der Raum minimal heller erleuchtet wurde, was an der heraufgehenden Sonne lag, welche allerdings durch dichten Nebel gedämpft wurde. Eine weitere Nacht die der Gott schlaflos ausging, doch daraus machte er sich nichts. Das letzte Mal als er eine erholsame Nacht hatte, lag er in dem Armen des orangehaarigen Jungen.
Der Gott erhob sich mit Mühe aus seinem Bett und ging sich für die Arbeit fertig machen und als er sich schlussendlich im Spiegel betrachtete konnte er nicht anders als schwach zu seufzen.
Tiefe Augenringe plagten sein scheinbar noch blasseres scheinendes Gesicht, seine Haare wirkten fade und kraftlos, was wohl daran lag, dass der Gott kaum aß und somit kaum Vitamine aufnahm.
Mühevoll verließ er seine vertrauten vier Wände und ging hinaus um kurze Zeit später in den nebeligen Gassen von Liyue unterzutauchen und zu dem Café zu laufen an dem die Geschichte begann.

Doch was der Gott nicht wusste, war dass der junge Mann aus Snezhnaya gerade ebenfalls ziellosdurch die nebligen Straßen wanderte in der Hoffnung seine Gedanken zu sortieren.
Seiner Familie war nichts geschehen, nachdem er das Ergebnis seines Auftrages den anderen Harbinger mitgeteilt hatte. Ebenfalls konnte er einige schöne Monate mit ihnen gemeinsam, in seinem Heimatland verbringen, jedoch schmerzte sein Herz und ein Gefühl des Heimwehs zog ihn nach Liyue. Seine Gefühle zum Gott vergingen nie, im Gegenteil über die Zeit in der Ajax nicht mit Zhongli zusammen war, verstärkte sich die Sehnsucht nach dem braunhaarigen und so fand er sich eines Morgens vor den Toren Liyues auf.
Auch in Ajax brach etwas nach jeder Kampf erfüllten Nacht und er traute sich nicht nochmal vor die Augen des Gottes zu treten.
Die ganze Zeit hatte er versucht den Gott zu vergessen, die unzähligen Nächte die er betrunken bei verschiedenen Männern verbracht hatte, gaben ihm allerdings nie dasselbe Gefühl welches Zhongli ihm eins gab. Doch egal wie er das Blatt drehte und wendete, er fand keine Lösung mit Zhongli nach all dem wieder sprechen zu können

„Was mache ich hier eigentlich...", entkam es dem Mann leise seufzend während er sich die Rauchwolke anschaute die sich vor seinem Mund bildete während er sprach. „Ach stimmt ja es wird hier ja auch Winter und somit etwas kälter...", noch bevor er etwas machen konnte spürte er eine scharfe Klinge eines Speeres an seiner Kehle.
„Wehr dich und du bist tot.", wurde ihm scharf klar gemacht, doch Ajax ließ sich nichts anmerken, vielleicht störte es ihn insgeheim auch gar nicht, dass er gerade bedroht wird und er sehnt sich nach einer Art der Befreiung, doch etwas wunderte ihn nichtsdestotrotz. Wer hat es geschafft so leise hinter ihm zu erscheinen und das auch noch während er am Rand eines Häuserdachs stand?
„Was machst du hier?", hörte er die raue Stimme streng fragen.
Kurzzeitig hoffte er es wäre Zhongli gewesen doch, da er nicht antwortete wurde ihm die Klinge etwas fester an seine Kehle gedrückt und Ajax erkannte einen jadegrünen Speer, Zhonglis Speer war goldgelben, genau wie seine Augen. „Ah Vorsicht, das Ding ist scharf.", zischte Ajax auf und schob die Kling vorsichtig mit zwei Fingern von seiner Kehle weg. Da sein Gegenüber kein Druck dagegen hielt war die Klinge schnell in sicherer Entfernung zu Ajax Kehle und dieser drehte sich um nur um einen kleinen, dunkelblau haarigen Mann mit einem relativ großen ebenso jadegrünen Tattoo auf seinem rechten Arm zu sehen, um seine linke Schulter war eine Maske gebunden.

Der Adept drehte sein Speer in Windeseile in seiner Hand und ließ das Ende des Speeres dann gegen den Boden fallen und schaute Ajax bedrohlich in die Augen.
„Antworte auf meine Frage.", befiel er harsch.
„Genauso gastfreundlich wie eh und je Xiao.", entkam es sarkastisch grinsend dem orangehaarigen
„Ich sollte dich, für das was du Zhongli damals angetan hast töten.", sprach der Adepti ohne einen Filter weiter.
„Ja das solltest du wohl. aber um auf deine Frage zu antworten, ich bin nicht in feindlicher Absicht hier..." versuchte Ajax dem Adepten zu erklären während er seine Hände unschuldig vor seine Brust hob um zu zeigen er sei unbewaffnet.
„Sondern?", fragte der Adept skeptisch.
„Ich wollte... nach Zhongli schauen...wie geht es ihm...?", fragte Ajax und schaute daraufhin in die Stadt-
„Ich wüsste nicht was dich das angeht.".
„Gar nichts, es geht mich nichts an, Ich bin sogar der letzte denn es etwas anging und trotzdem muss ich es wissen." widersprach der größere und schaute Xiao komplett Ernst in die Augen. „Du solltest ihn vergessen", erklärte der Adept doch bevor er weitersprechend konnte viel Ajax ihm ins Wort.
„Bitte Xiao, ich weiß ich bin der letzte der es verdient hat Zhongli zu sehen aber ich muss ihn sehen, mich vergewissern, dass es ihm einigermaßen gut geht. Glaub mir ich habe versucht ihn zu vergessen! Ich habe mich mit unzähligen anderen Männern abgegeben, sogar mit anderen Frauen obwohl ich nicht mal auf Frauen stehe aber niemand ist wie Morax..."

„Vergewissere dich am besten selber", sprach der Adept aus und deutete auf eine Person welche gerade die Straße unter ihnen entlang ging um in das in der Nähe stehende noch geschlossene Café zu gehen, Ajax drehte sich in Windeseile um und für einen Moment blieb sein Herz stehen als er Zhongli sah, er sah nicht gut aus, seine Haut war viel zu blass und er scheint etwas dünner geworden zu sein. „Seit wann ist seine Kondition so...?" fragte der unwissende Junge und schaute sich danach um als er keine Antwort bekam.
Der Adept war spurlos verschwunden aber das interessierte ihn jetzt nicht so sehr wie es Zhongli tat. Er hielt erneut Ausschau nach dem braun Schopf nur um zu sehen wie er in das Café ging in welchem sie sich damals kennengelernt haben.

Er hatte ihn nach all den Monaten wieder gesehen und ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden geleitete er elegant die Häuserfassade herunter und rannte zur Vordertür des Café „Zhongli!" rief er in Angst in erneut zu verlieren doch dieser hörte ihn nicht, da er in Gedanken verloren war und noch bevor Ajax die Tür des Cafés aufreißen konnte kam ihm eine Gedanken
„Du hast ihm das angetan.".
Seine Hand lag sanft auf der Türklinke und er müsste sie nur ein Millimeter bewegen damit die Glocke innen drin aufklingen würde, Morax verwirrt aufschauen würde um den Gast freundlich zu bitten zu warten bis das Café offiziell öffnet nur um dann die orangenen Haare seines Geliebten zu sehen und diesen fest ins eine Arme zu drücken und mit Küssen zu übersehen

Doch Ajax drückte die Klinke nicht hinunter und keine Glocke klingelte auf, stattdessen stand Ajax weiterhin ummantelt von dem dichten Nebel draußen und schaute Zhongli an welcher sich schwach am Tresen festhielt und seine Stirn in seiner Hand vergrub. Man sah ihm seine Schmerzen an, die Schmerzen für die Ajax verantwortlich war.
Und so geschah es, dass Ajax seine Hand von der Klinke nahm und sich ein letztes Mal das Gesicht seines Gegenübers einprägte „Ich werde dich immer lieben...", waren leise Worte die aus Ajax's Mund entkamen während er seine Hand vorsichtig gegen die Scheibe legte und danach in der Tiefe des dichten Nebels verschwand. 







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:)) <3

A God and his Harbinger // ChiLiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt