Kapitel 17 - Aufstieg

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*Das erste Mal eine Lied-Empfehlung von mir für dieses Kapitel: Owl City - Be Brave (Acoustic Version)*

Rune bedeutet ihr mit einer Bewegung des Kopfes ihm zu folgen und geleitet Summer durch die große Türe, welche von den Säulen zu beiden Seiten flankiert wird.

Etwas angespannt und mit klopfendem Herzen folgt Summer dem Eiswolf und beginnt sich zu fragen, was das wohl für eine Prüfung wird. Und wird sie diese bestehen? Mulmig ist ihr schon bei dem Gedanken, dass sie dafür tatsächlich ihr Leben lassen könnte.

Als sie durch die riesige Pforte schreiten, findet sich Summer sogleich in einem riesigen Saal wieder. Die Wände sind verziert mit den selben Säulen und ragen sehr weit hinauf. Sie kann die Decke kaum sehen, so weit oben schwingen sich elegante Bögen von einer Seite zur anderen und halten ein schneeweißes Gebilde, welches komplett ohne die allgegenwärtigen Verzierungen auskommt. Es scheint fast so, als würde sich ein makelloses weißes Tuch über die Bögen spannen, gehalten von hunderten der hohen Säulen.

Staunend läuft sie weiter Rune hinterher, welcher seinen Weg unbeirrt fortsetzt, als sie endlich am Ende dieses Ballsaals ankommen.

Dort auf einem Podest aus Treppenstufen erhebt sich, etwas martialisch und zugleich filigran, ein Thron aus Eis, geformt aus spitzen Eiszapfen und abgerundeten Tropfen. Ein Teil der Rückenlehne und das Sitzpolster sind aus mattem Schnee geformt, während der Rest dieses majestätischen Stuhls aus glitzerndem eisblauen Geforenem besteht.

Da der Eiswolf jedoch seitlich an diesem Kunstwerk vorbei läuft, bleibt Summer nicht allzu viel Zeit diesen, mit vor Staunen offenem Mund stehenbleibend, die nötige Bewunderung und Anerkennung zu zollen.

Eilig holt sie wieder zu ihrem Führer auf und schweigend setzen sie ihren Weg fort.

Einige Schritte weiter führt eine weiterer kleinerer Durchgang wieder aus dem Raum heraus, welcher die beiden in einen diesmal kleinen Flur führt. Er wirkt im Vergleich zu eben geradezu winzig, mit den beiden Türen auf beiden Seiten und einem weiteren Rundbogen hinter dem direkt eine schneeweiße Wendeltreppe nach oben beginnt.

Am Fuße der Treppe bleibt Rune stehen und wendet sich Summer zu.

Ab hier müsst Ihr alleine weitergehen, mir ist es nicht gestattet euch hinauf zu begleiten."

Tief durchatmend und deutlich nervös läuft die junge Frau zur ersten Treppenstufe und dreht sich zu dem Wolf um.

„Irgendwelche Tipps, mein Großer?" fragt sie mit zitternder Stimme. „Was erwartet mich am Ende der Treppe?"

Ich weiß es nicht... „ klingt Runes Samt-stimme leise in ihrem Kopf. Auch er scheint sichtlich angespannt zu sein.

Ich kann euch nur einen Rat mit auf den Weg geben...", sieht er zu ihr auf.

Wehrt euch nicht gegen eure Bestimmung. Ihr SEID die Winterprinzessin, ich bin mir dessen absolut sicher. Wenn ihr euch schon nicht selbst vertraut in dieser Hinsicht... dann vertraut mir..." sieht er ihr flehend in die Augen.

Und kommt zu mir zurück."

Berührt durch diesen letzten Satz geht Summer auf die Knie. Sie umarmt Rune innig und vergräbt noch einmal ihre Nase in seinem Nackenfell. Nicht wissend, ob sie noch einmal die Gelegenheit dazu haben wird, saugt sie seinen einzigartigen Duft in Ihre Nase, geniest das seidig weiche Fell, hört seinen dumpfen Herzschlag, bevor sie sich widerstrebend und mit schwerem Herzen von ihm trennt. Sie steht wieder auf und erklimmt langsamen Schrittes die erste Stufe und wirft einen letzten Blick zu dem Wolf zurück. Nach einem stummen Nicken und angespannten Lippen setzt sie ihren Aufstieg die Wendeltreppe hinauf.

An einer ebenfalls schneeweißen Mittelsäule entlang, auch hier über und über mit Verzierungen übersät, über die schneeweißen Treppenstufen, welche mittig leicht eingesunken sind, als wären bereits viele Leute darüber gelaufen oder als wären die Stufen uralt, steigt sie immer weiter hoch. Entlang an kleinen Erkerfenstern, durch welche das klare Mondlicht magisch hereinfällt, erhascht sie immer wieder Blicke nach draußen. Direkt unter ihr erstreckt sich der Palast, wirkt wie ein riesiger schlafender Eisdrache mit seinen Türmen, Dächern und Mauern, bis er in endlose schneebedeckte Ebenen überläuft soweit das Auge reicht.

Je weiter sie emporsteigt, umso mehr spürt sie dieses Ziehen in ihrem Inneren... wandelt sich nach und nach in ein stummes Rufen. Ganz so als würde, was auch immer da oben sein mag, auf sie warten, sie anflehen sich zu beeilen und endlich oben anzukommen.

Mit dem sich ändernden Gefühl in ihrem Inneren, steigen auch die Schmerzen in Waden, Knien und Fußgelenken, ihr Atem entströmt ihr in immer schnelleren Stößen und bald klingt sie wie eine alternde Dampflokomotive.

Da taucht eine kleine Sitzbank in der Mittelsäule nach ein paar weiteren Stufen auf und Summer lässt sich erleichtert darauf sinken.

„Wo zum Henker führt diese verfluchte Treppe hin?" schimpft sie atemlos vor sich hin und massiert ihr brennenden Waden.

„Ich schwöre, wenn dort oben gar nichts ist und ich diese Tortur umsonst auf mich genommen habe, kann Rune was erleben!" knetet sie fluchend ihre Oberschenkel, welche durch die Anstrengung zittern.

Als die Schmerzen und die Muskelkrämpfe nachlassen, lässt sie müde den Kopf gegen die Rückwand sinken und schließt erleichtert die Augen.

„Ein Königreich gegen eine Thai-Massage und ein grünen Smoothie... " flüstert sie vor sich hin.

Nach einer kleinen Weile, in der sie sich dieser Vorstellung hingegeben hat, gibt sie dem Drängen in ihrem Körper nach und erhebt sich müde wieder von der kleinen Rastmöglichkeit, um den Aufstieg fortzusetzen.

Nach einer gefühlt endlosen Ewigkeit,durch die kleinen Fenster kann sie mittlerweile nichts mehr sehen außer weißem nebligen Dunst, erreicht sie das Ende der sich windenden Stufen. Ihr gegenüber ist wieder eine kleine Sitzecke in die Wand eingelassen, aus deren Seite, mit leisem Plätschern, ein kleiner Wasserstrahl entspringt und in ein filigran gestaltetes, durchsichtiges Eisbecken fällt.

Erleichtert endlich das Ende erreicht zu haben, setzt sie sich und erfrischt sich an dem wunderbar kalten und klarem Wasser. Ihr Blick fällt auf einen Durchgang, den sie vorher nicht sehen konnte, da er im rechten Winkel zum Ende der Treppenstufen liegt. Gedrängt durch das Rufen in ihrem Inneren erhebt sie sich nach der kurzen Erfrischung erneut, um sich den Durchgang näher anzusehen.

Ein erneuter halbrunder kleiner, schmaler Torbogen endet nach etwa einem Meter Breite und gibt einen kleinen Ausschnitt auf eine blendend weiße ebene Fläche frei. Diese scheint recht ausladend zu sein, denn sie kann in großer Entfernung nicht wirklich das Ende erkennen, alles verschwimmt dort in weißem Rauschen. Nur eine kleine Art Erhebung kann sie in der Entfernung ausmachen, ansonsten ist alles flach.

Neugierig geworden tritt sie vollends durch den kurzen Gang

Winter - Die Saga der Jahreszeiten Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt