Resigniert seufzend, schlendert Rune auf die von Summer abgewandte Seite des Bettes, springt leichtfüßig hinauf und lässt sich auf Höhe des Kissens nieder, nicht ohne etwas Abstand zur jungen Frau beizubehalten. Elegant lässt er seinen Kopf auf die weißen Pfoten sinken und schaut zu seinem Schützling, nur um mitanzusehen, wie Summer das andere Kissen nimmt, gegen seine Flanke legt, einmal darauf klopft, um sich dann gemütlich darin anzukuscheln.
Etwas irritiert fragt er sie: „Bequem genug?"
Sie grinst ihn nur spitzbübisch an, bevor sie ihren Blick gegen die Zimmerdecke richtet, die aus einer Mischung aus dem allgegenwärtigen Gemisch aus Eis und Schnee besteht, sowie einigen Balken aus dem Holz, dessen Herkunft sie jetzt endlich kennt. Sie will sich diese spezielle Buschart auf jeden Fall anschauen! Doch jetzt muss sie erst einmal ihre Gedanken sammeln. Es gibt so vieles was sie ihren Begleiter und Mentor noch fragen will... nur mit was soll sie anfangen?
Es vergehen einige Momente des Schweigens, als Summer beschließt mit dem für sie wichtigsten zu beginnen.
„Sag mal.. was erwartet mich denn eigentlich? Also bei dieser Initiation wie du sie nanntest?" fragt sie jetzt, etwas unsicher geworden.
„Nun, ich bringe Euch zum Winterturm, wo Ihr dann die Treppen bis zur Spitze hinaufsteigen müsst. Und wenn Ihr wieder herunterkommt, seid Ihr endlich die wahre Winterprinzessin."
„Und was passiert dort oben?", neugierig wendet sie sich um und ihre Augen treffen auf das unglaubliche Grün der Wolfsaugen, welche sie unbestimmbar mustern.
„Nun... also... Eure Kräfte erwachen vollständig... ", druckst Rune auf einmal sichtlich nervös herum, hält jedoch den Augenkontakt.
„Und was bedeutet das? Kannst du etwas genauer werden, oder weißt du es einfach nicht? Ich dachte, du bist hier um mir alles beizubringen?", entgegnet sie verblüfft.
„Es ist so... Ich kann Euch nicht den Turm hinauf begleiten. Dieser ist ausschließlich der Winterprinzessin bzw. deren Kandidatin zugänglich. Aber ich werde unten am Fuß der Treppen warten bis Ihr wieder herunterkommt, versprochen.", versucht Rune sie zu beruhigen.
„Werde ich denn anders sein, ...danach meine ich?"
„Falls Ihr wieder herunter kommt, werdet Ihr als wahre Winterprinzessin herunter schreiten, vollends die Herrin über Eure Kräfte und den Winter höchstselbst."
„Falls? ...", starrt sie ihn misstrauisch an.
Plötzlich findet Rune eine Holzverzierung am Kopfteil des Bettes höchst interessant, so konzentriert wie er darauf starrt und versucht jeglichen Blickkontakt zur jungen Frau zu vermeiden.
„Rune?... Was verschweigst du mir?", fordert Summer nun energisch, ahnend dass hinter der Antwort noch mehr steckt, als der Wolf verraten will.
„Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht verunsichern oder etwas verschweigen", schaut er sie nun wieder an. „Ich bin mir mehr als sicher, dass Ihr die wahre Winterprinzessin seid und was auch immer dort oben geschehen wird, unbeschadet übersteht. Ihr seid so stark... stärker als die anderen Kandidatin, die ich in den letzten 200 Jahren gefunden habe", beschwört er sie.
Runes Blick wird intensiver.
„Ich habe vor Euch nur acht andere gefunden, die mit der Macht des Winter gesegnet waren. Gerade mal Eine habe ich geschafft hierher zubringen, die anderen waren nicht stark genug."
„Und was ist mit ihr passiert?"
„Sie kam nicht wieder herunter...", wird Rune nun traurig. „Ich habe sehr lange auf sie gewartet... sehr sehr lange, das könnt Ihr mir glauben, doch ich habe Sie nie wieder gesehen, nachdem Sie sich von mir an den Treppen verabschiedet hat..." Bei den letzten Worten werden die Gedanken des Wolfes brüchig, das Samt in seiner Stimme wird rau und immer leiser.
Entsetzt sieht sie den Eiswolf an. Sie ist nicht mehr fähig auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen, nach dieser Enthüllung. Sie kann dort oben sterben?! Denn eine andere Interpretation scheint ihr unlogisch.
„Ich kann dort oben sterben!? Rune... Ich! Kann! Dadurch! Sterben?!", wirft sie die Worte wie Pistolenkugeln in seine Richtung. Der Wolf, offensichtlich nicht in der Lage etwas zu entgegnen, sieht sie nur beunruhigt durch seine leuchtend grünen Augen an.
„Wann wolltest du mir das denn sagen, wenn ich dich nicht nach dem Ritual gefragt hätte?", steht Summer, jetzt wütend, vom Bett und vom Wolf auf und fängt an, unruhig neben dem Himmelbett hin und herzulaufen.
„Wolltest du mir überhaupt davon erzählen? Oder wäre es dir lieber gewesen, mich ins offene Messer laufen zu lassen?!"
„Ich... es...", stottert es erstmals unsicher in ihren Gedanken von einem Wolf, der ihrem wütenden Blick ausweicht. Summer, die plötzlich eine Vorahnung hat, fällt dem Tier ins Wort:
„Du wolltest es mir gar nicht erzählen!", wirft sie ihm vor. „Du verdammter... widerlicher.. egoistischer... Argh! Mir fällt kein adäquates Schimpfwort ein!", rauft sie sich verzweifelt die Haare. Unsicher wohin mit sich, läuft Summer zur Tür, stürmt voller Wut hindurch und will am liebsten nur noch weg von diesem Verräterwolf.
Rune, alarmiert von Ihrem plötzlichen Aufbruch, springt vom Bett herunter und läuft ihr panisch hinterher. Wenn sie jetzt davonläuft und alles hinschmeißen will, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis der Sommerprinz das Klima der Erde irreversiblen Schaden zugefügt hat. Und wer weiß, wie lange es dauert eine neue Kandidatin zu finden. Das kann er einfach nicht riskieren, irgendwie muss er die Wogen wieder glätten.
„Summer! .... Bitte!... Bleib stehen! ... Summer!", ruft er immer wieder panisch und merkt nicht einmal, dass er zu einer vertrauteren Anrede gewechselt ist. Erleichtert atmet er auf, als er sieht, dass sie mitten auf der Schneeflocke halt gemacht hat und sich gerade zu ihm umdreht, als er sie wieder einholt.
„Warum?! Nenne mir einen verdammten Grund, warum ich dir noch irgendwas glauben sollte!!", brüllt sie ihn aus vollem Hals an.
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Winter - Die Saga der Jahreszeiten Teil 1
FantasíaDie Jahreszeiten - sie bestimmen über unser Wetter. Und wer bestimmt über die Jahreszeiten? Was wäre, wenn jede Jahreszeit ihren eigenen Vertreter auf Erden hätte und diese sich regelmässig treffen um den Wetterverlauf zu planen? Würdest du einem E...