Prolog

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Als Adrian Grigori neu in das zuvor leerstehende Nachbarshaus zog, habe ich noch nicht geahnt, was da auf mich zukommen würde. Meine Mutter und ich stellten uns den Grigoris sogleich vor. Sie hatte ihren stadtbekannten Apfelkuchen als Begrüßungsgeschenk in der Hand und strahlte die dreiköpfige Familie mit ihrem falschesten Lächeln an.

„Auf eine gute Nachbarschaft!", säuselte sie und streckte den drei grummelig dreinschauenden Leuten den Kuchen unter die Nase.

Die Grigoris waren keine Fans von großen Reden, daher war es nicht verwunderlich, als einige Momente später die Tür vor unserer Nase wieder ins Schloss fiel und meine Mum wutentbrannt zurück zu unserem Haus stapfte.

„Ich wusste gleich, dass das komische Leute sind! Hast du gesehen, was sie für seltsame Sachen anhatten? Wer läuft denn bitte in seinem Haus mit fast bodenlangen Umhängen rum? Und wer hängt sich in den Hausflur ein Gemälde vom Jüngsten Gericht? Ich glaube, das sind Sadisten!".

Mit gespieltem Ernst schlug ich die Hand vor den Mund.

„Denkst du das wirklich? Nicht eher Demokraten?".

Meine Mutter sah mich kopfschüttelnd an, als hätte sie noch immer das rotzende, bettnässende Kleinkind vor sich, das ich einmal gewesen war.

„Du wirst schon noch sehen, dass ich recht habe! Die Grigoris sind Leute, von denen man sich lieber fernhält. Die haben bestimmt Leichen im Keller. Das werde ich gleich den Mädels im Bibelkreis erzählen, wenn wir uns morgen treffen", verkündete sie feierlich und stolzierte ins Haus zurück.

Auch wenn ihre Worte hart klangen in diesem Moment, so sollte sie Recht behalten. Man kennt seine Nachbarn tatsächlich nie ganz.

Irgendein Geheimnis verbirgt ein jeder und ein jeder hat Leichen im Keller. Gott bewahre, die meisten im übertragenen Sinne. Die Grigoris leider sprichwörtlich.

Mein Name ist Valerie White und dies ist meine Geschichte.  

Don't kill me Darling (Dark Romance)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt